Читать книгу Ein neuer Tag droht... - Heinz Eisert - Страница 4
Rentneralltag?
ОглавлениеWie sieht eigentlich so ein „ganz normaler Tag“ bei einem Rentner aus?
Sicher bis 10:00 Uhr erst einmal ausschlafen.
Danach die Zeitung, welche die berufstätige Ehefrau schon hereingebracht hat, in aller Ruhe und ausgiebig lesen. Natürlich mit einem Käffchen dazu und einem leckeren, frischen Butterhörnchen mit hausgemachter Marmelade. Dann gegen 11:30 Uhr anziehen und so gegen 12:00 Uhr zu den anderen Rentnern in die Stammkneipe zum Frühschoppen.
Gegen 16:00 Uhr nach Hause, wo schon Kaffee und Kuchen von der Ehefrau aufgetischt sind. Danach kurzes Mittagsschläfchen, Post durchsehen und ab zum Dämmerschoppen mit „open end“.
Ja, so könnte es sein, und so stellen sich die meisten „Nichtrentner“ das auch vor. Doch weit gefehlt!
Die Realität sieht, wie so oft, ganz anders aus! Und zwar so:
Die Ehefrau muss zur Arbeit. Also klingelt im gemeinsamen Schlafzimmer bereits um 6:00 Uhr der Wecker, den hört der Rentner UND der Nichtrentner. Nur kann der Rentner noch etwas liegen bleiben, wenn der Nichtrentner bereits in Hektik verfällt. Spätestens jedoch, wenn die Haustüre mit einem mächtigen Knall zugeschlagen wird, ist es mit der Bettruhe aus.
Also aufgestanden, zur Toilette, die Katze begrüßen (oder umgekehrt?), nachschauen, ob noch Futter im Napf ist. Natürlich ist keines drin – also erstmal die Katze füttern. Dann sich einen Kaffee mit dem Kaffeevollautomaten zubereiten. Einschalten und der erste Warnton mit Anzeige erscheint: „Wasserstank auffüllen.“ Also macht man das. Man ist ja gewohnt Anweisungen auszuführen...Jetzt aber einen Kaffee! Nein, es gibt einen zweiten Warnton und die Anzeige „Bitte Tropfschale leeren.“ Auch das bekomme ich am Morgen noch ohne Kaffee hin. In freudiger Erwartung drücke ich den „soft-touch-panel“ und statt des Mahlgeräusches frischer Kaffeebohnen erscheint der dritte Warnton mit der Anzeige: „Entkalkung notwendig.“ Kurz überlege ich, ob das für mich oder die Maschine gilt…
Das Entkalken kann ich aber auch noch später machen.
Jetzt brauche ich erst mal meinen Kaffee. Also gewählt und Füllmenge eingestellt und schon geht es los! Wäre da nicht...Oh, nein! Die geliebte Gattin hat die Tasse zum Auffangen des Vorlaufwassers nicht geleert und jetzt läuft das Wasser statt in die Tasse darüber und auf die Küchenarbeitsplatte. Die heißt so, weil sie dauernd Arbeit macht um sie sauber zu halten…
Ich wische alles trocken und merke, dass dieses Zeitungspapier die heutige Zeitung war! Na, zum Glück ist nur der Sportteil unlesbar, die Todesanzeigen kann man noch alle lesen! Jetzt die volle Tasse leeren und auf zur ersten Tasse Kaffee heute. Und tatsächlich: Es klappt alles, fast alles. Natürlich werde ich wieder an die noch nicht durchgeführte Entkalkung erinnert. Aber die betrifft ja nur die Kaffeemaschine, und die kann jetzt erst mal warten!
In der Zwischenzeit höre ich ein mir bestens bekanntes Geräusch. Die Katze hat ihr Futter gefressen und ist jetzt in der Katzentoilette. Da werden scheinbar auch gleichzeitig Aggressionen mit abgebaut: Sie wirft das Klumpkatzenstreu im ganzen Raum umher, samt Schaufel, und verteilt die Körnchen schön am Boden. Freudestrahlend erscheint sie erleichtert am Napf und bettelt um neues Futter.
Also auch hier nachfüllen. Natürlich ist keine Einzelpackung greifbar, der Karton ist noch zu und muss erst mal aufgeschnitten werden. Aber wo ist die Schere? Die war doch immer hier im Köcher? Ich suche in allen Schubladen, aber nichts. Also nehme ich ein Küchenmesser. Als ich fertig bin mit meiner „Schnitzarbeit“ lege ich das Messer in die Spülmaschine neben die Schere. Schere?? Ja, tatsächlich, da liegt das Ding! Aber jetzt brauche ich sie auch nicht mehr...
Jetzt maunzt die Katze, weil sie noch mal auf ihre Katzentoilette will, aber da natürlich noch nichts saubergemacht wurde. SO geht das aber nicht! Also wird der Ton etwas herrischer und bestimmter! Ich habe sowieso gerade nichts zu tun (außer Entkalkung, habe ich natürlich nicht vergessen!), also gebe ich mich völlig der Reinigung der Katzentoilette hin, unter strenger Aufsicht der Katze natürlich. Nach 5 Minuten bin ich fertig und habe das anscheinend in den Augen meiner Katze auch richtiggemacht – denn sie benutzt die Toilette schon wieder! Meine Freude darüber hält sich aber in Grenzen!
Ja, meinen Kaffee habe ich immer noch nicht getrunken.
Jetzt ist es aber allerhöchste Zeit! Gerade als ich mir die Tasse Kaffee rauslassen will, will auch die Katze rausgelassen werden. Also erst die Katze, dann ist wenigstens an dieser Front mal Ruhe eingekehrt. Ich öffne die Haustüre, die Katze streckt den Kopf heraus – und geht wieder zurück ins Haus. Scheinbar war die Wetterlage der Dame nicht genehm. Dann eben nicht!
Ich unternehme den nächsten Versuch mir eine Tasse Kaffee rauszulassen. Ja, tatsächlich, fast hätte es geklappt. Aber da klingelt das Telefon. Wird doch nicht meine Frau sein von der Arbeit? Nein, die Mitteilung, dass ich Millionär sein könnte, wenn ich wollte. Hä?? Ach ja, ich muss nur bei der Megamillionsuperchancen-Verlosung nächstes Wochenende für läppische 69,- € mitspielen. Soo einfach ist das! Ich bin sauer und sage nur ich möchte als Milliardär nicht unbedingt Millionär werden und lege auf.
Jetzt aber unverzüglich an den Kaffeeautomaten, 4 Bohnen eingestellt und „Cafè Crema“ und 170 ml – jaaa! Es rattert die Maschine, das Wasser läuft – und eine Bohne bleibt im Mahlwerk stecken, was man leicht als geübter Barista sofort am Geräusch erkennen kann! Also mutig in den Kaffeebohnenbehälter gegriffen – natürlich mit Einmalhandschuhe, man hat ja gerade die Costa-Rica Bohnen drin, und drückt die nächstliegende Bohne am Mahlwerk mit Feingefühl in das hochwertige Keramikmahlwerk des Automaten. Und tatsächlich, es klappt und der gestartete Prozess geht weiter, ohne ohrenbetäubenden Lärm in hoher Frequenz. Ich bin von mir selbst begeistert, wie ich das geschafft habe!! Man merkt halt doch die qualifizierte Ausbildung des zweistündigen Baristokurses in der Tchibo-Filiale….
Endlich den Kaffee gezogen, die mittlerweile getrocknete Zeitung auf dem Tisch und ein leicht vertrocknetes Butterhörnchen daneben, soll der gemütliche Teil des morgens endlich beginnen! Falsch gedacht! Die Katze hat ihre Streicheleinheiten noch nicht, der Futternapf ist schon wieder leer, dafür die Katzentoilette voll. Und der Kaffeevollautomat zeigt immer noch „Entkalkung starten“ an! Ich schaue verzweifelt auf die Uhr – 11:00 Uhr. Wie soll ich es nur schaffen jetzt noch den Einkauf und das Kochen für das Abendessen rechtzeitig zu erledigen? Wenn ich dann noch Frau Müller im Supermarkt treffe ist alles zu spät!
Also in Windeseile den Futternapf gefüllt, Katzentoilette geleert (auch nicht verwechselt? Nein, Glück gehabt!).
Und nichts wie los mit Einkaufszettel und großer Einkaufstasche. Der Vormittag ist jedenfalls gelaufen….