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1Einleitung 10 Jahre PHBern

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Pädagogische Hochschulen sind im Vergleich zu Universitäten junge Hochschulen, die seit Ende der 1990er-Jahre zur Erreichung vielfältiger bildungspolitischer Ziele gegründet wurden. Mit dem, im Vergleich zur seminaristischen Ausbildung, späteren Berufswahlentscheid war die Hoffnung einer verbesserten Rekrutierung verbunden. Durch die institutionelle Trennung der gymnasialen Allgemeinbildung auf Maturitätsniveau von der tertiären Berufsqualifikation wurde von den Bildungsverantwortlichen ein Qualitätsschritt in der Ausbildung von Lehrpersonen erwartet. Gleichzeitig sollte die bis anhin primär an der Berufspraxis orientierte Ausbildung auf ein wissenschaftliches Fundament gestellt werden. Schließlich sollte durch die Anerkennung der Abschlüsse eine nationale und internationale Mobilität der Lehrpersonen gefördert sowie die Ausbildung – auch im Vergleich mit anderen Studiengängen – attraktiv und konkurrenzfähig ausgestaltet werden.

1993 wurden von der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren Thesen für die Gründung Pädagogischer Hochschulen formuliert. Während der berufliche Teil der seminaristischen Ausbildung eher unterrichtsmethodische Aspekte in den Vordergrund rückte, stellten die Thesen nun die Wissenschaft ins Zentrum. Im Gegensatz zu normativ geprägten Annahmen besteht eine wissenschaftliche Grundhaltung in der Bereitschaft, sich in Bezug auf Denken und Handeln unter den Anspruch einer auf Objektivität abzielenden Begründung und Rechtfertigung zu stellen und Behauptungen und Lösungsvorschläge selbstkritisch einem methodisch-geregelten Überprüfungsverfahren zu unterwerfen. Von den Pädagogischen Hochschulen wird eine theoretisch fundierte, an der Berufspraxis orientierte, kritisch-reflektierte Berufsbildung angestrebt, in der sich disziplinäres und interdisziplinäres Denken und Handeln verbinden. Ihre didaktische Qualität drückt sich im Bemühen um eine hochschuladäquate Lernkultur aus.

Mit der Gründung der Pädagogischen Hochschulen wurde dann ein vierfacher Leistungsauftrag formuliert, der sich an den wenige Jahre zuvor gegründeten Fachhochschulen orientierte. Der Leistungsauftrag besteht aus folgenden Leistungsbereichen: Ausbildung, Weiterbildung, Forschung und Entwicklung sowie Dienstleistung und Beratung. Die Verbindung dieser Leistungsbereiche hat sich seit Gründung der Pädagogischen Hochschulen als besondere Herausforderung und als weitgehend unvorhergesehene Schwierigkeit herausgestellt.

Das zehnjährige Bestehen der PHBern wurde zum Anlass genommen, genau diese Verbindung der vier Leistungsbereiche und somit die Umsetzung des vierfachen Leistungsauftrags zu thematisieren. Erst eine bewusste, systematische und systemische Verbindung der verschiedenen Leistungsbereiche kann eine überzeugende Lehrerinnen- und Lehrerbildung im umfassenden Sinne garantieren.

Die Vortragsreihe zum Jubiläum wurde durch Prof. Dr. Lucien Criblez, Direktor des Instituts für Erziehungswissenschaft an der Universität Zürich, eröffnet. Er legte die Tertiarisierung der Lehrerinnen- und Lehrerbildung im Kanton Bern im Kontext gesamtschweizerischer Entwicklungen dar. Anschließend referierte Prof. Dr. Michael Zutavern, Prorektor Ausbildung an der PH Luzern, zum Thema «Wissenschaftsbasierte Lehre in der tertiarisierten Lehrerinnen- und Lehrerbildung». Zum Thema «Weiterbildung und Dienstleistungen an Pädagogischen Hochschulen – Sichtweisen zu ihren Problemzonen und dem Potenzial ihrer Beziehungen» trug Prof. Dr. Silvio Herzog, Rektor der PH Schwyz, vor. Die Leiterin des Instituts Forschung und Entwicklung an der Pädagogischen Hochschule der FHNW, Prof. Dr. Andrea Bertschi-Kaufmann, referierte zum Thema «Aufbau und Bedeutung von Forschung und Entwicklung an Pädagogischen Hochschulen». Der letzte Vortragsabend wurde von Prof. Dr. Martin Schäfer, Rektor der PHBern, mit einem Kurzreferat zum Thema «Herausforderungen und Entwicklungslinien für die Lehrerinnen- und Lehrerbildung der Zukunft» eröffnet. Anschließend wurde zu den Thesen von Martin Schäfer eine Podiumsdiskussion mit folgender Teilnehmerin und folgenden Teilnehmern durchgeführt: Prof. Dr. Priska Sieber, Rektorin, PH Thurgau; Prof. Dr. Hans-Rudolf Schärer, Rektor, PH Luzern; Prof. Dr. Walter Bircher, Rektor, PH Zürich.

Die Jubiläumsvorträge und die transkribierte Podiumsdiskussion werden im vorliegenden Band veröffentlicht. Die Herausgeberin und der Herausgeber des Bandes bedanken sich bei allen Personen, die dazu beigetragen haben, diese Publikation zu erstellen. Vielleicht kann dieser kleine Band eine Zäsur markieren, die sich zwischen der Aufbauphase der Pädagogischen Hochschulen, die nun weitgehend abgeschlossen ist, und der Konsolidierungsphase, in die wir mittlerweile eingetreten sind, ergibt. Denn die positiv verstandene Akademisierung der Lehrerinnen- und Lehrerbildung war ein konstitutives Element der Tertiarisierung. Die Auseinandersetzung darüber wurde jedoch aufgrund politischer Anfeindungen, welche vorrangig mit dem negativ konnotierten Begriff der «Verakademisierung» als einem Verlust des Praxisbezugs argumentierten, bislang eher defensiv geführt. Diese Phase können und müssen wir hinter uns lassen. Die Pädagogischen Hochschulen werden sich auch künftig mit der hochschulrechtlichen Akkreditierung einerseits und mit der berufsbefähigenden Diplomanerkennung andererseits auseinanderzusetzen haben. Somit werden die Pädagogischen Hochschulen auch im Rahmen von swissuniversities einen besonderen Status beibehalten. In diesem Kontext spielt die PHBern als eine der großen Pädagogischen Hochschulen eine wichtige, auch hochschulpolitische Rolle, die in den nächsten 10 Jahren nicht kleiner werden wird.

Evelyne Wannack und Heinz Rhyn

Bern und Zürich, Juni 2016

Reflexionen zum Auftrag pädagogischer Hochschulen

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