Читать книгу Carringo und die heiße Spur nach Cordoba: Western - Heinz Squarra - Страница 7

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Die Sonne war höher gestiegen und schickte in der Stadt Cordoba ein paar Strahlen in das Wohnzimmer des Tuchhändlers Carillo Taragon.

Der fünfundfünfzig Jahre alte Mann saß zurückgelehnt im bewegungslosen Schaukelstuhl und versuchte, seine mittelgroße, fette Gestalt zu entspannen. Der heimtückische, steinreiche Mann jedoch fand die Ruhe und Gelassenheit nicht, nach der er strebte.

Er dachte an Jellico, Carringos Sohn, den er von Marido, dem Samurai, übernommen hatte, er dachte aber vor allem auch an Maridos unverhüllte Drohung, die er ständig noch zu hören meinte.

Seine Frau Nina betrat das Zimmer und schloss leise die Tür. Sie war eine unsympathische Erscheinung, streitsüchtig, mittelgroß und fett wie der Mann und das von wallenden schwarzen Haaren umrahmte Gesicht dick und auffällig gepudert.

„Er schläft jetzt, der Junge“, sagte sie.

Der Mann reagierte nicht darauf. Seine Gedanken beschäftigten ihn so sehr, dass es keine Rolle spielte, ob Jellico in der fremden, feindlichen Umgebung eingeschlafen war oder nicht.

„Hast du nicht gehört?“, schimpfte sie keifend. „Warum antwortest du nicht?“

Er schaute sie an, aber seine Gedanken waren noch immer bei Marido, diesem eiskalten, gefährlichen Japaner, der ihm das fremde Kind gebracht hatte. Er hatte ihm versprochen, Hiltons Vermächtnis zu erfüllen, über den Jungen zu wachen und ihn in Hiltons Sinne aufzuziehen.

Er musste dafür sorgen, dass dieser Samurai von der Bildfläche verschwand. Für immer.

„Tot“, murmelte der Mann.

Die Frau war indessen zum Fenster gegangen, wandte sich aber nun jäh um. „Was redest du?“

„Tot! Sterben muss er!“

„Meinst du diesen Asiaten?“ Sie watschelte zurück. „Bildest du dir ein, es mit ihm aufnehmen zu können?“

Er sah die Verachtung in ihren Augen, als sie ihn gemein angrinste.

„Du solltest nachdenken“, fuhr die Frau hämisch fort.

„Was meinst du?“

„Er sagte, er würde Rache an den Mördern von Andrew Hilton nehmen“, erklärte die Frau.

„Ja, das hat er vor.“

„Sie werden ihn töten, und alles ist erledigt.“

„Nichts wäre erledigt, wenn sie vorher erfahren, wo er den Erben Hiltons gelassen hat. Sie würden hier auftauchen. Wer den Jungen hat, der kriegt auch das Hilton-Vermögen.“ Das gemeine Grinsen verschwand aus den Augen der Frau. Erschrocken starrte sie den Mann an. Schweiß brach ihr aus, durchnässte den Puder und ließ wie Milch aussehende Rinnsale zu ihren Wangen und dem Kinn laufen. „Du meinst …“

„Dass sie den Jungen suchen? Ja, das meine ich.“

„Und uns finden, nicht wahr?“

„Du sagst es.“

Ihre Mundwinkel bogen sich nach unten, Hass überzog das fette Gesicht. „Dann war es ein großer Fehler, das Kind zu nehmen. Du Narr hättest dich weigern müssen!“

Der Mann erhob sich mit einem solchen Ruck, dass die fette Frau zurücktrat.

„Du wirst ihn gut behandeln, ihn beaufsichtigen und hüten wie deinen Augapfel, Weib! Gnade dir Gott, wenn du es eine Sekunde vergisst! Gnade dir Gott!“

Sein heftiger Gefühlsausbruch halte sie so verängstigt, dass sie sekundenlang keine Worte fand.

„Was – was hast du mit ihm denn vor?“, fragte sie schließlich.

„Wenn man sich geschickt anstellt, kann man früher oder später das ganze Vermögen Hiltons kassieren. Vorausgesetzt, man hat den Jungen. Ich habe vor, dieses Vermögen für uns zu gewinnen. Wenn dieser Marido vom Erdboden verschwindet, bevor er bei Hiltons Mördern ist und sie etwas erfahren, dann werden wir in Ruhe alles vorbereiten können. Dann weiß keiner etwas von uns. Beträchtlicher Reichtum würde uns zufallen. Niemand weit und breit wäre mehr als wir, Weib!“

Die Augen der Frau begannen gierig zu leuchten. Geld und Macht waren für sie der Inbegriff des Erstrebenswerten und ließen sie das Leben erst lebenswert erscheinen, solange sie denken konnte. Dann jedoch überkam sie der alte Hochmut, und ihre Mundwinkel krümmten sich wieder verächtlich nach unten. „Willst du ihm folgen und dafür sorgen. dass er stirbt?“

Der Mann schüttelte den Kopf. .Solche Leute kann man für Geld kaufen. Jemand, der genug Pesos hat, braucht sich selbst die Finger nicht zu beschmutzen,“

„Du willst einen Killer anwerben?“

„Einen Verfolger“, verbesserte der Mann. „Einen, der das schaffen kann!“

„Wen?“

„Jack Saunders.“

Nina Taragon schüttelte den Kopf. „Kenne ich nicht.“

„Er ist seit einiger Zeit in der Stadt. Ein Gringo mit Hunden so groß wie Kälber. Er wird es schaffen. Ich lasse ihn sofort rufen.“

„Einen Killer“, sagte die Frau. „Niemals hatten wir Umgang mit solchen Leuten.“

„Ich weiß. Aber es muss sein.“ Und als hätte der Mann Angst, seinen endlich gefassten Entschluss doch noch unter ihrem Einfluss aufzugeben, verließ er sofort das Zimmer.

„Einen Killer“, sagte sie noch einmal mit leiser Stimme und unüberhörbarer Verdrossenheit. Doch dann dachte sie wieder an das Hilton-Vermögen und daran, dass sie später rasch vergessen würde, wie sie es sich angeeignet hatten.

Carringo und die heiße Spur nach Cordoba: Western

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