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„Goddam, ich möchte meinen Klepper wetten, dass da eben eine Winchester geknallt hat!“, murmelte der alte Fallensteller Tim Bander und beschleunigte durch einen Schenkeldruck die Gangart seines Pferdes.

Der struppige Wallach hatte seine Ohren steil aufgestellt. Er fiel sofort in einen flotten Trab, den ein Fremder dem Pferd kaum zugetraut haben würde. Dazu schien das Tier noch einen sicheren Instinkt zu haben, denn es änderte die Richtung und hielt jetzt dorthin, woher der Hall des Schusses gekommen war, ohne dass Tim Bander etwas getan hätte.

Der Fallensteller hatte seine Stirn in Falten gelegt. Trübe Gedanken schienen dahinter zu kreisen. „Wer wird jetzt ins Gras gebissen haben?“, fragte er sich. Dabei schweiften seine Gedanken zurück, zu dem Tage, an dem plötzlich dieses Rudel Banditen in Tucksville aufgetaucht war und die Stadt unsicher machte. Gleen Cooper war der erste, der unter ihren Kugeln sterben musste. Warum, wusste keiner. Wie es hieß, sollte er gegen Burt, dessen Nachnamen niemand kannte, der mit all den anderen Revolvermännern in die Stadt gekommen war, zuerst gezogen, aber zuletzt geschossen haben.

Eine Reihe Cowboys, die gegen die Bande hatten vorgehen wollen, waren die Nächsten, welche auf der Strecke blieben. Dagegen hatte der Sheriff, Red Langon, etwas mehr Glück gehabt. Er lag schon vier Wochen mit einem zerschossenen Bein in seinem Office, kampfunfähig.

Und letzte Woche Owen Lander. Was soll nur aus der armen Peggy werden. Niemals kann sie die Riesenranch selbst bewirtschaften!, dachte Tim Bander. Dabei kratzte er sich den verwilderten Bart und spuckte eine Woge Kautabak in das dürftige Gras. In diesem Moment traten die letzten Hügel zurück, die Tim Bander bis dahin umgeben hatten. Seine knochige Hand zog die Zügel leicht an, was den Wallach sofort zum Stehen brachte.

„Hier irgendwo muss es gewesen sein!“, stellte er fest und rutschte gewandt aus dem Sattel. Mit beiden Händen beschattete er seine Augen gegen die blendende Abendsonne. Und da sah er auch, was er befürchtet hatte. Fünfzig Yards vor ihm stand ein Pferd auf der alten Poststraße und stupste mit seinem weichen Maul ein lebloses Bündel an, welches im Staub des Weges lag.

„Den hat‘s erwischt!“, knirschte der Alte, indem er seine Hände sinken ließ. Der Ausdruck seines Gesichtes war noch finsterer geworden. Mit einer fahrigen Bewegung griff er nach den Zügeln seines Kleppers und zog diesen hinter sich her, auf die Stelle zu, wo das reiterlose Pferd stand. „Gleich werden wir wissen, wer der Nächste war!“

Aber Tim Bander hatte sich getäuscht. Als er die Poststraße erreichte und vor dem leblosen Körper seinen Schritt verhielt, sah er in das Gesicht eines Fremden. In das Gesicht eines jungen Mannes, den er noch niemals in Tucksville gesehen hatte. Der Fremde mochte vielleicht fünfundzwanzig Jahre alt sein. Er trug einen schwarzen Wildlederanzug, der über und über mit Staub bedeckt war. Um die Hüften schlang sich ein breiter Patronengurt, an welchem zwei tiefhängende Halftertaschen befestigt waren. Sie hatten sich jetzt etwas verdreht, so dass nur die Spannhähne der schweren Colts zu sehen waren. Aber diese, und die langen sehnigen Hände, sagten Tim Bander genug. Hier lag ein Mann vor ihm, der mit seinen Waffen umzugehen wusste. Und wäre nicht dieses freimütige Gesicht mit den strohblonden Haaren gewesen, dann hätte sich der Jäger auf der Stelle herumgedreht und einige Meilen zwischen sich und den Fremden gebracht. Immerhin war es nicht gut, in der Gesellschaft eines Banditen angetroffen zu werden, auch dann nicht, wenn es sich um einen Toten handelte. Aber dieser Mann konnte kein Verbrecher sein. Nein, da fehlte entschieden etwas, da fehlte der kalte, erbarmungslose Zug, den jeder dieser Killer an sich hatte, der nicht mehr aus ihrem Antlitz zu wischen war.

Plötzlich stellte Tim Bander noch etwas fest. Der junge Mann war nicht tot. Eben hatte er sich zu drehen versucht. Dabei kam ein leises Stöhnen über seine trockenen Lippen, und das weiche Maul des Pferdes, das der Alte bis dahin nicht beachtet hatte, strich liebkosend durch die blonden Haare.

Jetzt kam plötzlich Bewegung in den Jäger. Schnell löste er eine Feldflasche von der Packtasche seines Kleppers, öffnete den Verschluss und beugte sich über den Fremden. Mit einer Hand versuchte er die Zähne des Mannes auseinander zu schieben, während seine andere Hand die Flasche hielt und kleine Schlucke auf die Zunge des Verletzten träufelte.

Nach wenigen Minuten öffneten sich die Lider des am Boden liegenden. Ein Paar Ruhe ausstrahlende graue Augen blickten Tim Bander verständnislos an.

„Was ist?“, fragte eine brüchige Stimme.

„Mir scheint, als hätte dich jemand angekratzt, Sonny“, erwiderte der Fallensteller, indem er das Hemd des Verwundeten herunterstreifte, um nach dessen Verletzung zu sehen. „Eine Schulterwunde; wie es scheint, kannst du sie überleben!“, fügte er kichernd hinzu. Sachgemäß verband er den jungen Mann und schleifte den schweren Körper dann einige Schritte von der Straße weg. „Die Post soll zwar erst in zwei Tagen kommen, aber man legt sich nicht auf die Straße“, sagte er grinsend.

„Rex!“, rief der Mann leise. Sofort stellte sich sein Pferd neben ihn. Es wieherte leise, als wolle es seine Freude über das Erwachen seines Herrn bekunden.

Tim Bander musterte das Tier eingehend. Und da er von Pferden einiges verstand, entging ihm die Rasse des Mustangs nicht. „Sie reiten ein verdammt schnelles Pferd, Fremder. Sicher hat es eine Stange Geld gekostet.“

Der Verwundete schüttelte den Kopf. „Sie überschätzen meine Verhältnisse“, lächelte er. „Ein Freund hat es mir geschenkt.“

„Hm“, der Jäger wiegte den Kopf hin und her. „So einen Freund könnte Tim Bander auch gebrauchen.“

„Yeah, ich hatte für den Mann, der eine Pferderanch drüben in Arizona hat, einiges getan. Übrigens nennt man mich Berry Flinn.“

Tim Banders Blick streifte wieder die Revolvertaschen des Verwundeten. „Suchen Sie Arbeit hier?“, fragte er beiläufig

„Nicht direkt.“ Berry Flinn lächelte leicht. „Aber wenn Sie mir zufällig einen guten Job antragen wollen, dann würde ich mir die Sache, wenn das hier vorbei ist“, er deutete auf seine Schulter, „sicher überlegen.“

„Damit wird es noch eine Weile Zeit haben. So schnell heilt die Wunde nicht. Sind Sie Cowboy?“

„Nicht direkt. Eigentlich mehr Jäger und Fallensteller.“

„Da wären wir ja sozusagen Kollegen!“

„Hm! Nur scheint das Wild, das wir jagen, etwas verschiedener Natur zu sein.“

Berry Flinns Züge verfinsterten sich wieder.

„Also doch!“, stellte der Alte fest. „Beinahe hätte ich Sie für einen anständigen Menschen gehalten. Aber Männer, die solche Kanonen mit sich herumschleppen und noch dazu zwei, sind wohl nicht zur Arbeit geboren.“

„Es gibt noch mehr Dinge als nur Kühe hüten, die man mit Arbeit bezeichnen kann“, sagte der Verwundete verweisend. Dann ließ er seinen Kopf erschöpft in das Gras sinken und war wenig später eingeschlafen.

Tim Bander murmelte noch eine Zeit lang vor sich hin. Schließlich erhob er sich etwas steifbeinig und suchte unter den nahestehenden Bäumen nach dürren Zweigen um ein Feuer zu entfachen, um für sich und den Verletzten eine Nachtmahlzeit zu bereiten. Warum er dies tat, wusste der Jäger selbst nicht zu sagen. Wie leicht war es, einfach sein Pferd zu besteigen und davonzureiten. Irgend etwas an dem Fremden hielt ihn jedoch zurück. Was es war, konnte er nicht sagen. Heimlich musterte er den Mustang und kam mehr und mehr zu der Überzeugung, das dieser Renner kaum das Eigentum eines Banditen sein konnte.

Aber was mochte er hier in Tucksville suchen?

Der Ranger von Austin: Harte Western Edition

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