Читать книгу Der Ranger von Austin: Harte Western Edition - Heinz Squarra - Страница 8
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ОглавлениеNun war er hier, nicht eine Reitstunde von der Stadt entfernt, und schon hatte man auf ihn geschossen. Sein Kommen war also bereits gemeldet. Die Bande, auf deren Konto eine ganze Reihe von Morden kam, hatte ihn erwartet, und Berry Flinn verdankte es nur einem glücklichen Zufall, dass er noch am Leben war. Der Schütze musste ihn für tot liegen gelassen haben. Ein Zeichen dafür, dass der Mann sich seines Schusses sicher gewesen war. Berry musste wieder lächeln. Natürlich wird dieser geheimnisvolle Bandenchef nicht seinen schlechtesten Killer geschickt haben!, dachte er. Immerhin schienen sie ihn jetzt für tot zu halten und das war genau das, was Berry wünschte.
„Dauert verdammt lange, bis dir eine Antwort einfällt!“, rief ihn der Alte wieder in die Gegenwart zurück.
„Ich habe eben überlegt, warum eigentlich auf mich geschossen wurde. Weißt du, Bander, ich kenne in Tucksville keine Seele. Was meinst du, wer kann ein Interesse an meinem Tod haben?“, fragte Berry scheinheilig.
„Das fragst du mich?“, brummte der Alte.
Suchend schaute sich Berry Flinn im Kreise um. Als er dem Alten wieder in die Augen blickte, fragte er grinsend. „Ich wüsste nicht, wem ich diese Frage noch stellen könnte.“
„Frag doch mal Burt oder einen seiner Freunde, sie können dir vielleicht Auskunft geben!“
„Wer ist Burt, und was hat er für Freunde?“, fragte Berry.
„Ach“, der Alte schüttelte den Kopf. „Das ist so ein Mensch, der immer einen Moment schneller ist als sein Gegner. Einer, der mehr Feinde hat als Freunde, und von dem keiner weiß, woher er gekommen ist!“, sagte Tim Bander, und aus seiner Stimme klang ein gewisser Vorwurf, den Berry Flinn nicht überhören konnte.
„Also ein Revolvermann, wenn ich dich recht verstanden habe? “
„Genau das!“
„Wie viele Freunde hat dieser Burt?“
„Fünf sind es mit ihm. Aber hinter dem ganzen Haufen steckt noch einer, der das alles organisiert.“
„Also sind es sechs?“
„Yes, aber den Sechsten kennt niemand, und gerade er scheint der Boss von diesem Verein zu sein. Auf jeden Fall ein ganz geriebener Bursche!“
„Um was geht es der Bande eigentlich“, fragte der Ranger.
„Höre, Sonny, du stellst mir für einen Mann, der in unserem County unbekannt sein will und mit der Sache nichts zu tun hat, recht sonderbare Fragen. Tun Bander ist auch nicht gerade der Dümmste von Tucksville. Heraus jetzt mit der Sprache, bist du einer, der den Banditen im Wege ist, dass sie dich deshalb wegputzen wollten, oder was ist sonst mit dir los, he?“
„Du bist mit deiner Vermutung vollkommen auf dem Holzweg, Alter. Ich war noch nie in Tucksville, und ich kenne auch keinen der Burschen, die hier ihr Unwesen treiben!“, lächelte Berry. „Vielleicht dachte der Bursche,der hier auf mich gelauert hat, ich wäre ein anderer, als ich in Wirklichkeit bin.“
„Du meinst, er hat dich mit einem anderen Mann verwechselt?“
Tim Bander schüttelte langsam den Kopf. „Irgend etwas an dir flößt Vertrauen ein, was es ist weiß ich nicht zu sagen. Trotzdem belügst du mich! Hier an dieser Stelle hat dich ein Mann erwartet, der dich lieber vier Fuß unter der Erde haben möchte. Und du bist nicht im Geringsten erstaunt darüber. Du musst also gewusst haben, dass dich hier in Tucksville heißes Blei erwartet!“
„Hm“, brummte Berry zögernd. „Es ist die reine Wahrheit, dass ich niemanden kenne in dieser Stadt und auch noch nicht hier gewesen bin. Vielleicht werde ich dir später die Geschichte erzählen, sicher wird es aber überflüssig sein, weil du sie selbst miterleben wirst! In einer Hinsicht kann ich dich jedenfalls beruhigen, ich werde niemals etwas tun, was gesetzlich nicht zulässig ist, auch nicht, wenn es manchmal so aussehen sollte. Es ist gut, wenn du immer daran denkst. Und dann möchte ich dich um noch eine Kleinigkeit bitten: Erzähle keinem Menschen, dass du mich hier gefunden hast und ich noch unter den Lebenden weile. Warum, werde ich dir auch noch erklären, wenn es an der Zeit ist. Jetzt im Moment ist es gut, wenn verschiedene Männer in dieser Stadt annehmen, ihr Anschlag sei geglückt!“
Tim Bander wusste nicht was er erwidern sollte.
„Willst du sonst noch etwas von mir?“, fragte er schließlich mit einem fast verlegenen Lächeln.
„Yeah, du könntest mir einen Job als Cowboy empfehlen und zwar so einen, wo ich öfters Gelegenheit habe, in die Stadt zu reiten.“
Der Jäger schüttelte den Kopf. „Du verlangst entschieden zu viel von einem Mann, der weiter nichts von dir weiß, als dass du zwei tiefhängende Colts trägst, ein schnelles Pferd reitest und ein Loch in der Schulter hast!“
„Im Moment ist das mehr als genug, Alter!“, lachte Berry. „Los, sag schon, wo Not am Mann ist.“
Tim Bander antwortete zunächst nichts. Er griff umständlich in die Tasche seiner verwitterten Lederbluse und zog ein Klappmesser heraus. Aus der Hosentasche langte er eine Stange Kautabak, von der er ein riesiges Stück abschnitt und dieses zwischen seinen braunen Zahnstummeln verschwinden ließ. Dann klappte er das Messer wieder bedächtig zusammen und steckte es ein. Langsam drehte er den Kopf zur Seite und spuckte ins Gras, wischte sich mit dem Halstuch über den Mund und blickte schließlich wieder auf sein Gegenüber. Ein Grinsen breitete sich auf seinen Zügen aus.
„Okay!“, murmelte er. Jetzt ließ er seinen Oberkörper auf den rechten Arm sinken, den er angewinkelt hatte, und wälzte sich zur Seite, so dass er direkt in die Richtung der Stadt blickte.
„Im Umkreis von einhundert Meilen gibt es nur zwei Ranches, die groß und bedeutend sind. Die eine gehörte Gleen Cooper, die andere …“
„Du sagtest – gehörte?“, unterbrach ihn Berry forschend.
„Yes, gehörte, denn Glenn Cooper ist tot. Er wurde von Burt, den ich schon erwähnte, erschossen!“
„Im Kampf?“
„Yeah, es soll wohl ein Kampf gewesen sein. Aber der alte Gleen hatte keine Chance gegen diesen Killer!“
„Und wer bewirtschaftet die Ranch jetzt?“
„Niemand. Der Sheriff ist beauftragt, die Erben zu suchen, die irgendwo im Osten leben sollen, aber hat sie sicher noch nicht gefunden.“
„Was sind das für Erben?“
Tim Bander richtete sich auf und strich nachdenklich durch seinen verwilderten Bart. „Gleen und ich waren so eine Art gute Bekannte. Wie er mir einmal erzählte, muss er einen Neffen haben. Jedenfalls hat sich der Bengel noch nie hier sehen lassen.“
„Nun, dann wird er sicher schon bald kommen!“
„Hm!“ Der Jäger schien nicht so überzeugt zu sein wie Berry Flinn.
„Wie war das mit dem Kampf?“
„Oh, das war ganz einfach. Gleen hat behauptet, ihm sei Vieh gestohlen worden. Er beschuldigte Burt, mit der Sache im Zusammenhang zu stehen. Alles Weitere kannst du dir denken.“
„Gut, was ist mit der anderen Ranch?“
„Yeah, der Rancher ist auch tot. Bei ihm war es ein bisschen anders. Er hat die Rustler auf seiner Weide erwischt. Später konnte er ihre Namen nicht mehr dem Sheriff sagen. Aber einer der Burschen trug den Arm in der Binde, als die Sonne wieder über den Dächern erschien. Und in Owen Landers Colt fehlten drei Kugeln!“
„Und seine Ranch liegt auch brach?“
„No. Er hat eine Tochter hinterlassen. Peggy heißt sie, und arbeiten kann sie wie ein Cowboy. Sie bewirtschaftet das Anwesen ihres Vaters weiter.“
„Und auf dieser Ranch könnte man einen Cowboy gebrauchen, meinst du?“
„Sicher würde Peggy über ein derartiges Ansinnen nicht gerade ungehalten sein!“, lächelte der Alte. „Immerhin sind ihre besten Jungens auf dem Rachefeldzug geblieben, den sie unternommen haben. Die übrig geblieben sind, haben zum größten Teil die Ranch verlassen. Jetzt sind nur noch drei Mann auf der Drei-Sterne-Ranch, die ihr bei der schweren Arbeit helfen.“
„Gut, Alter, du wirst es nicht bereuen, mir geholfen zu haben!“ Damit wollte sich Berry Flinn erheben, um sein Pferd zu satteln. Aber er sank mit einem Schmerzenslaut wieder zurück.
„Schätze, so schnell wird das nun auch wieder nicht gehen“, lachte Tim Bander. „Am besten, du kommst erst einmal ein paar Tage in meine bescheidene Hütte. Zur Arbeit bist du in deiner Verfassung ohnehin nicht zu gebrauchen. Außerdem ist es unschwer zu erkennen, dass du angekratzt bist, und das soll doch wohl niemand wissen, wenn ich dich vorhin richtig verstanden habe?“
„Du bist in Ordnung, Alter. Selbstverständlich nehme ich so ein Angebot mit Freuden an! Aber erst mal noch eine Frage: Wie stellt sich euer Sheriff zu dieser Sache?“
Tim Bander blickte Berry von der Seite an. Der Ausdruck seiner grauen Augen war undefinierbar.
„Langon?“, sagte er gedehnt. „Der ist bei der Schießerei, die die Jungens damals vor der Stadt veranstaltet haben, verwundet worden. Er liegt seither mit einem verbundenen Bein in seinem Office und träumt von besseren Zeiten!“
„Und sonst hat er nichts unternommen gegen die Banditen?“
„Was soll er noch unternommen haben? Den Burschen ist doch auf keine Art beizukommen. Dass sie den alten Lander niedergeschossen haben, lässt sich leider nicht beweisen, und Cooper ist im Zweikampf gestorben. Die Zeugen sagten übereinstimmend aus, dass er als erster gezogen hat.“
„Und die Boys, die die Killer kaltgemacht haben?“
„Die haben selbst angegriffen, noch dazu auf offener Weide. Der Sheriff war bei ihnen. Aber die Banditen hatten mehr Glück als die anderen, sie lagen gut gedeckt und hatten keine Verluste. Sie haben also auch da in Notwehr gehandelt!“
„Hm, das scheint ja eine harte Nuss für euren Sheriff zu sein. Hoffentlich wird er bald wieder gesund, damit er sie knacken kann!“, sagte Berry Flinn und der Ton, in dem er dies sagte, ließ darauf schließen, dass ihn diese Sache herzlich wenig interessierte. Schwerfällig wälzte er sich auf die unversehrte Schulter. „Kannst du noch mal nach meinem Verband sehen, Alter?“
„Yeah!“, nickte der Jäger. „Aber erst wird mal gefrühstückt!“
„Wie weit ist es zu deiner Hütte?“, fragte Berry Flinn.
Der Alte zeigte mit der ausgestreckten Hand nach Westen, in Richtung Tucksville. „Eine halbe Stunde, du wirst es bestimmt bis zu mir schaffen. Dann hast du Ruhe, und bei Tim Bander sucht dich keine Seele. Meine Hütte grenzt direkt an das Weideland der Drei-Sterne-Ranch. Vielleicht hast du Gelegenheit, Peggy Lander einmal zu sehen. Ein verteufelt hübsches Mädel. Die Jungens verrenken sich die Hälse nach ihr, aber bis jetzt hatte noch keiner Glück.“
„So-so“, lachte Berry, „du meinst also, ich würde einen verteufelt hübschen Boss bekommen. Wie alt ist sie denn?“
„Yeah!“ Der Jäger blickte auf seine Stiefelspitzen. „Sie müsste ungefähr zweiundzwanzig Sommer zählen, genau kann ich das natürlich nicht sagen.“