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Jeff Kenny erwachte aus einer liefen Ohnmacht. Er griff an seinen Kopf, in dem ein toller Trommelwirbel tobte, und stellte mit Verwunderung fest, dass seine Hände zusammengebunden waren. Vergeblich suchte er seinen zerschlagenen Körper aufzurichten. Nur langsam kehrte die Erinnerung an den heimtückischen Überfall zurück.

Wo befand er sich?

Seine suchenden Augen gewahrten ein schmutziges Felllager, auf dem er lag. Soweit er erkennen konnte, befand sich dieses in einer finsteren Hütte und war mittels einer massiven Tür von der Außenwelt abgetrennt.

Das erste, an das Jeff Kenny dachte, war June Barker, die nun vergeblich auf sein Kommen warten würde. Sicher nahm sie nun an, dass er sie nur wieder vertrösten wollte, in Wirklichkeit aber seinem bisherigen Leben weiter nachging. Dabei hatte er es wahrhaftig ehrlich gemeint.

Vor der Tür erklang ein schwerer Schritt, sie quietschte in den rostigen Angeln, als ein bärtiger Mann eintrat.

Jeff erschauerte. Wenn er bis zu dieser Sekunde noch Zweifel gehabt hatte, wo und in wessen Händen er sich befand, so waren diese schlagartig verschwunden. Menschen mit diesem Aussehen – wie der Mann in der Tür – waren Banditen, das wusste Jeff sehr genau.

„Hoh, Sonny, schätze, du hast einen verdammt gesegneten Schlaf. Es ist bereits heller Vormittag“, gurgelte der Bärtige und trat näher. „Hoffentlich kriegst du die Näpfe nun auf!“

„Was willst du von mir?“, presste Jeff durch die Zähne.

„Du kannst mich Howdy nennen. Die anderen machen das auch. Ich will nichts von dir.“ Er schüttelte seinen struppigen Kopf, entblößte eine Reihe gelblich schimmernder Zähne und machte mit seiner Pranke von Hand eine sinnlose Bewegung.

„Warum habt ihr mich hierhergeschleppt?“, machte Jeff noch einen Versuch, von dem Banditen etwas zu erfahren.

Howdy schüttelte den Kopf. „Du musst schon Kid fragen, den Boss. Ich weiß es nicht.“

Kid?, überlegte Jeff Kenny. Wo hatte er diesen Namen schon gehört? Plötzlich fiel ihm der seltsame Bandenchef Kid Loover ein. Er fragte den Bärtigen danach und erfuhr, dass er sich nicht getäuscht hatte, wenn er annahm, in die Hände dieser Bande gefallen zu sein.

Howdy Gleen ging wieder nach draußen. Jeff hörte den Banditen mit seinen Spießgesellen sprechen. Nach einer Weile kam Lemmy Crus in die Hütte und brachte ihm ein Frühstück. Er schnürte die Fesseln auseinander und setzte sich auf einen Hocker, der Jeff genau gegenüber stand.

Jeff Kenny hatte wirklich Hunger. Und da er nicht wusste, wie er seine Kräfte noch brauchen würde, machte er sich über die Rehkeule her, die Lemmy ihm zugeschoben hatte.

Während des Essens musterte er den jungen Burschen, der angelegentlich mit seinem schweren Colt spielte, der sich in seiner kleinen Hand wie eine Kanone ausnahm.

„Willst du mir nicht verraten, was dieses Theater darstellen soll?“, fragte Jeff zwischen zwei Bissen.

Lemmy Crus zuckte die Schultern. Die Mühe eine Antwort zu geben, machte er sich nicht.

„Ihr müsstet doch wissen, dass bei mir nichts zu holen ist“, versuchte es Jeff noch einmal.

Lemmy wiederholte die Schulterbewegung.

„Kid wird schon wissen, was er mit dir zu tun gedenkt“, ließ er sich herbei zu antworten.

In dieser Sekunde verdunkelte sich der Türrahmen. Jeff, der eben wieder in das saftige Fleisch beißen wollte, ließ die schon erhobene Hand sinken. Kid Loover kannte er nur aus den Erzählungen der Männer von Muskogee, die mit ihm zusammengeraten sein wollten. Trotzdem gab es für ihn keinen Zweifel, dass dieser Mann, der sich da vor ihm aufgebaut hatte, der berüchtigte Bandenchef war. Woran er das zu erkennen glaubte, wusste er nicht zu sagen. Vielleicht war es die klotzige Gestalt, vielleicht auch nur das herrische Benehmen. Auf jeden Fall, waren die tief geschnallten Colts dazu angetan, Furcht einzuflößen. Dazu noch ein Blick in die abgrundtiefen Augen, die von buschigen, finsteren Brauen beschattet wurden, und es gab keinen Zweifel daran, dass dieser Kerl der Anführer der Killer sein musste.

Jetzt machte Kid Loover eine Kopfbewegung nach der Tür, die er frei gegeben hatte. Augenblicklich ließ Lemmy Crus seinen Colt im Halfter verschwinden, wortlos, leicht geduckt, verschwand er.

Der Bandenchef grinste Jeff an. Er rieb seine Handflächen aneinander, als freue er sich über ein besonders gut gelungenes Geschäft. Dann zog er den Hocker, auf welchem eben noch Lemmy gesessen hatte, mit der Stiefelspitze heran und ließ sich – etwas zu betont, wie es Jeff erschien – nieder.

„Was soll diese Komödie?“, fragte Jeff Kenny.

Kid Loover lachte, als habe er diese Frage erwartet.

„Ich spiele keine Komödie, Kenny! Wenn diese Entführung, oder wie du es nennen willst, auch gegen meine sonstigen Gewohnheiten ist, so bedeutet sie für mich auf jeden Fall ein gutes und recht einfaches Geschäft.“

„Sie haben mich also im Auftrag eines Dritten hierher geschleppt?“

„Du hättest Advokat werden sollen, Hombre!“ Kid Loover war glänzender Laune.

„Und was soll weiter mit mir geschehen?“ Jeff blickte den Bandenführer von unten herauf an.

„Vorläufig nichts. Wenn du dich ruhig verhältst, wird dir hier nichts fehlen. Ich halte dich nur fest. Was später geschieht, kommt darauf an, was mein Geschäftsfreund mit dir vorhat und was er für weitere Aufträge bezahlt.“ Kid Loover grinste jetzt. Offensichtlich weidete er sich an der Hilflosigkeit seines Gefangenen, dessen Vorstellungsvermögen er es nun überließ, sich sein weiteres Schicksal auszumalen. Er stand langsam auf, streckte seine mächtige Gestalt und ging steifbeinig aus der Hütte.

Sofort kam Lemmy Crus wieder herein. Er band Jeffs Hände zusammen, was dieser ohne Gegenwehr geschehen ließ, und räumte die Reste der Rehkeule weg, die Jeff liegengelassen hatte. Dann setzte er sich wieder auf den niedrigen Hocker und stierte vor sich hin.

Jeff zermarterte sich den Kopf, wer in seinem Bekanntenkreis ein Interesse an seinem Verschwinden haben konnte. Er kam zu keinem Ergebnis.

Sein Bruder Red: Harte Western Edition

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