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Jesu Kindheit und Familie

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Auf alle Fälle dürfte Jesus in Nazareth seine Kindheit und Jugend verbracht haben. Als ganz normales Kind lebte er dort zusammen mit seinen Geschwistern. Stutzig macht es, dass er nicht Jesus von Bethlehem hieß sondern von Nazaret. Die Geburtsbeziehung zu Bethlehem ist wohl in enger Verbindung mit der altestamentlichen Prophezeihung zu sehen, dass der Messias aus Bethlehem kommen würde. Im Evangelium nach Lukas wird seine Beschneidung nach jüdischem Ritual (bis zum 8. Tag nach der Geburt) einhergehend mit der Namensgebung erwähnt.

Sodann erfolgt im „offiziellen“ Neuen Testament ein Zeitsprung von 12 Jahren und Jesus tritt bei Lukas erst wieder als 12-jähriger Heranwachsender im Tempel in Erscheinung.

Wenden wir uns einmal im Hinblick auf weitere Kindheitserlebnisse dem Kindheitsevangelium des Thomas zu, in welchem sehr ausführlich Begebenheiten um Jesu während seiner Kindheit beschrieben werden. Dieses Evangelium, obwohl auch uralt, wurde der Bibel, so, wie sie offiziell im Gebrauch ist, nicht hinzugefügt sondern zählt zu den apokryphen Schriften zur Bibel. An anderer Stelle komme ich noch dazu, zu problematisieren, unter welchen Vorzeichen die Bibel, so, wie wir sie heute zur Verfügung haben, überhaupt entstanden ist. Es bedarf schon eines starken Glaubens, die im Thomasevangelium geschilderten Kindheitsgeschichten um Jesus herum zu verinnerlichen. Der Verfasser der Geschichten hatte wohl in der Absicht gehandelt, Jesu Kindheit besonders herauszuheben, um ihm schon eine gewisse Göttlichkeit zu verleihen, weil andere Quellen nicht ausreichend zur Verfügung standen.

Das Jakobusevangelium unternimmt dagegen den Versuch, auch Jesu Eltern durch allerlei Geschichten in einen besonderen Stand zu versetzen und zwar erst viele Jahre nach deren Ableben, etwa Mitte des 2. Jahrhunderts. Der Verfasser des Jakobusevangeliums war wohl der Auffassung, für die Aufwertung der Eltern Jesu einen Beitrag leisten zu müssen. Wenn denn Jesus für die Christen so wichtig geworden ist, müsse das irgendwie auch wohl für seine Eltern gelten. Die heute gängige Marienverehrung hat es in der ersten Zeit noch nicht gegeben. Übrigens, der Verfasser des Jokobusevangeliums ist nicht identisch mit dem „Bruder des Herrn“, Jakobus, dem späteren Leiter der Urgemeinde zu Jerusalem.

Die apokryphischen Wundergeschichten würden die Menschen, neben dem Glauben an die Wundergeschichten der kanonischen Evangelien wohl gänzlich überfordern. Wahrscheinlich auch ein Grund dafür, sie nicht zu Bibel zu rechnen.

Vermutlich wurde bei Beginn des in römischer Zeit „gesetzlich verordneten Christentums“ mit der Entscheidung, welche Schriften zur offiziellen Bibel gehören sollen, damals darauf wohl Rücksicht genommen, die Liste der Widersprüchlichkeiten und Ungereimtheiten im gesamten biblischen Schriftwerk nicht noch weiter auszudehnen und die Erwartungen an die Gläubigen nicht zu überziehen. Nach welcher Logik die „offizielle Bibel“ im vierten Jahrhundert zusammengefügt wurde, erschließt sich dem nüchternen Betrachter aber nicht. Dazu komme ich an anderer Stelle noch ausführlicher.

Wahrscheinlich lebten Jesu Eltern mit ihren Kindern sehr bescheiden und ärmlich in Nazareth und sprachen aramäisch. Ob sie überhaupt lesen und schreiben konnten, ist zu bezweifeln. Josef arbeitete als Bauhandwerker, sein Sohn Jesus möglicherweise auch. Als die berühmte Varusschlacht am Teutoburger Wald – Arminius der Cherusker führte die germanischen Stämme an – mit einer vernichtenden Niederlage für die Römer unter ihrem Heerführer Publius Quinctilius Varus statt fand, war Jesu jedenfalls schon geboren und befand sich in der Kleinkindentwicklung oder Pubertät.

Jesu aramäischer Name lautet Jeshua ben Josef, also Jesus, der Sohn Josefs.

Spuren aus Nazareth: Jeshua

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