Читать книгу Spuren aus Nazareth: Jeshua - Heinz-Ullrich Schirrmacher - Страница 8
Abstammung und Prophetie
ОглавлениеSowohl im Matthäusevangelium als auch im Lukasevangelium wird der Versuch unternommen, in zwei unterschiedlichen Stammbäumen Jesus ein königliches Geschlecht aus davidischer Abstammung zu unterstellen. Ein Versuch, auf diese Weise die Jesaja Voraussage, dass der Messias als Nachkomme des legendären Königs David auftreten würde, zu untermauern. Die Auflistung der Namen wird allgemein unter Fachkundigen nicht als Grundlage für Jesu Abstammung angesehen. Selbst dem Laien fällt schon die Unterschiedlichkeit bei der Auflistung der beiden in den Evangelien aufgeführten Stammbäume auf.
Im Zusammenhang mit der Prophetie nach Micha steht – wie erwähnt – auch der Geburtsort Bethlehem. Kaiser Konstantin der I. hat veranlasst, direkt über die seinerzeit verehrte Geburtsgrotte in Bethlehem, die bis heute erhaltene Geburtskirche errichten zu lassen. Der dazu ergangene Befehl hat mit Sicherheit mehr damit zu tun, sich als Kaiser in seinem Größenwahn auch in dieser Hinsicht ein Denkmal zu setzen. In der Fachwelt bestehen jedenfalls hinsichtlich Jesus Geburtsbeziehung zu Bethlehem ernsthafte Zweifel.
Wahrscheinlich wird Jesus auch zeitweise in Kapernaum am See Genezareth gewohnt haben. Dazu gibt es in den Evangelien einige Hinweise. Der nüchterne Leser der Texte kann sich jedenfalls bezüglich der völlig voneinander abweichenden Stammbäume und des Geburtsortes Bethlehem des Eindruckes nicht erwehren, dass hier die Prophetie „stimmig gemacht“ worden ist. Auch wenn Jesus eben nicht aus der Nachkommenschaft des legendären Königs David stammen sollte, hätte er ja durchaus der Messias der Christen sein können. Dann hätte an der Stelle die Prophetie eben nicht „gepasst“. Übrigens, beide Stammbäume gehen davon aus, dass Josef auch der leibliche Vater Jesu war. Wenn Josef Jesu leiblicher Vater war, konnte er aber gleichzeitig nicht Gottessohn sein.
Paulus selbst ging davon aus, dass Jesus ganz natürlich gezeugt worden ist. Römer 1, Vers 3 kann ich mir jedenfalls nicht anders erklären. Die Jungfrauengeburt ist erst später entstanden. Im Alten Testament gibt es ähnliche Geschichten, nach denen Gott selbst bei der Zeugung eingegriffen haben soll. Das macht die Angelegenheit irgendwie auch verdächtig. Die griechische Mythologie ist voll von solchen Verbindungen zwischen den Göttern und den Menschen.
In der Religion der Juden wird aufgrund der Prophetie auch heute noch ein irdischer König aus dem Geschlecht Davids erwartet mit der Geburtsbeziehung zu Bethlehem. Darum ist Jesus im Judentum auch nicht der Messias, als den die Christenheit ihn verehrt. Im Islam wird Jesus als wichtiger Prophet verehrt.
Etwa 100 Jahre nach Jesu Tod glaubte ein Großteil der Juden an den vorausgesagten Messias mit dem Namen Simon Bar Kochbar. Dieser führte einen großangelegten Aufstand gegen die Römer an. Nach anfänglichen militärischen Erfolgen wurden hunderttausende Juden niedergemetzelt und die Hoffnung auf den Messias war dahin und führte zu der Zerstreuung des jüdischen Volkes bis in unsere Zeit.