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Steaks, paniert mit Paprikastreifen & Kartoffelwürfeln in Balsamicodressing

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Für 4 Personen, da braucht man

4 Steaks, jeweils ca. 1cm dick, jeweils 150-200 Gramm,

4 Knoblauchzehen,

eine halbe Tasse Olivenöl,

Mehl und Semmelbrösel,

Salz, Pfeffer,

3 Eier,

Kartoffeln, Paprika, ein paar Pilze.

Olivenöl, gepressten Knoblauch, Eier, Salz u. Pfeffer in eine Schüssel und gut durchrühren.

Erst die Steaks mit der flachen Hand kurz anklopfen und im Mehl wenden. In die oben genannte Mischung geben, dann im Paniermehl wenden. Anbraten (der Stocker mag‘s mit einer Minute pro Seite), aus der Pfanne nehmen und warmstellen. Zwei oder drei rote und gelbe Paprika in dünne Streifen schneiden, gerne auch eine Handvoll Pilze dazugeben. Die gekochten Kartoffeln, ungefähr ein Pfund, sollten schon in kleine Würfel geschnitten sein.

Alles in die Steakpfanne, kurz anbraten, salzen, pfeffern, 2 Esslöffel Balsamico und einen Esslöffel Apfelsaft hinein. Auf die Teller geben, die panierten Steaks schräg drüberlegen oder in Streifen schneiden. Dazu grünen Salat, Weißbrot (wenn der Hund was übrig lässt), Oliven, Wein oder Bier. Nachher; da gab‘s verschiedene Käse, Brot und Hjerbas. Das ist so ein spanischer Kräuterschnaps.

Das Essen hat ihnen geschmeckt, den alten Engländern. Weil jeder, der mal in England war, der weiß, dass Köche da nicht ausgebildet, sondern dahin strafversetzt werden. Sogar Johns Frau (Trish, jetzt fällts mir wieder ein), also die Ex-Miss Brighton oder so, sogar die hat ihren Teller leergefegt. Und permanent ihre Möpse rausgestreckt, wie sich das für eine Ex-Miss eben so gehört. Die Rosi vom Stocker war sauer. Hat auch dauernd ihren Busen rumgeschwenkt, und der Stocker hätt beim besten Willen nicht gewusst, wem von den beiden stutenbissigen Zicken er den ersten Preis hätte geben sollen.

Dann haben alle am Kamin noch eine geraucht, und da fragt der John, warum der Hirni denn ein Schizophrener ist. „Weil“, sagt der Stocker „weil in dem Hund verschiedene Persönlichkeiten wohnen, so drei oder vier. Und du weißt nie so genau, wer von denen grad Zuhause ist“. Der John guckt verständnislos durch den Rauch.

„Also, wenn der Hirni ein Mensch wär“, sagt der Stocker „dann bräucht der mindestens zwei Lohnsteuerkarten, besser drei, verstehst?” Hat er nicht verstanden, weil die in England keine Lohnsteuerkarten haben.

„Aber mein Churchill“, meint der John, „der ist sehr technikinteressiert. Er hatte sogar mal einige Zeit was mit einem japanischen Staubsauger.” Schüttelt traurig seinen englischen Kopf. „Der ist aber dann kaputtgegangen. Und das hat der Churchill nie so recht verwunden.“

Dann schaut der John um die Ecke vom Küchentresen, wo der Churchill immer noch den Abfalleimer rammelt. Mit nach oben verdrehten Augen. Und keucht.

„Bei dir gefällt‘s ihm aber“, sagt der John.

Zwei Tage später, muss so um sechs in der Früh gewesen sein, da macht der Stocker die Augen auf... und sieht den John ans Schlafzimmerfenster klopfen.

Der hält eine große Sporttasche hoch und ruft: „Mach auf, du musst das für mich nehmen, schnell, steh auf.“ Der Stocker, schlaftrunken, sieht zur Rosi rüber. Aber die liegt auf dem Rücken und schnarcht. Wenn die erst mal schläft, könnte man alles mit der machen, denkt er sich. Da fällt ihm ein, dass die Rosi auch schon mal beim Sex eingeschlafen war, und am nächsten Morgen, da hatte sie zu ihm gesagt: „Hast du gestern noch lange gemacht?”

Durchs Fenster sieht der Stocker auch den Hirni stehen, unter einer Palme. Man sieht, dass sich mindestens zwei oder mehr in dem Riesenschnauzer streiten, was denn nun zu tun wär. Der Stocker, voll im Tran, macht das Fenster auf und nimmt die blaue, verschlossene Tasche. Schwer, so um die zehn Kilo, das Ding. Wie er wieder hochguckt, ist der John schon über die niedrige Natursteinmauer gesprungen und sprintet zurück zu seinem Haus.

Die Rosi gurgelt im Traum, und der Stocker geht in die Küche und setzt sich ein Kaffeewasser auf. Kurz drauf, so gegen halb sieben, da rasen drei Polizeiautos von der Guardia Civil mit Blaulicht, aber ohne Sirenen an der Finca vorbei in Richtung Johns Haus. Um acht oder halb neun sind die dann wieder zurückgekommen, deutlich langsamer und ohne Blaulicht. Dann war auch der John wieder da, und sie haben einen Kaffee getrunken, in der Küche.

„War eine Scheißrazzia“, sagt der John, „aber meine Jungs erfahren das meist vorher. Nur heute war‘s ein bisschen knapp. Willst du wissen, was in der Tasche ist?” Der Stocker schaut ihn an. Will ich‘s wissen?

„Du hast was gut bei mir“, sagt der John, „irgendwas, irgendwann, okay?”

„Unten in Orba, da gibts diesen alten Spanier, dem scheinbar irre viel Land gehört und die Immobilienfirma im Ort. Die an der Hauptstraße“, sagt der Stocker, ”Benito heißt der, kennst du den?“

„Klar, dem gehört doch auch das Ristorante am Dorfplatz. Ist sein Hobby. Da kocht er ab und zu selber. Nur so zum Spaß. Was willst du von dem?“ John trinkt seinen Kaffee aus.

„Den Benito, den nennen sie hier Don Benito“, sagt er, „der hat neben seiner Baufirma noch so einiges am Laufen. Und wenn du mit dem Stress hast, dann landest du in irgendeiner Zisterne.“ Der John steht auf.

„Aber ich mach dir was klar. Koch doch was für ihn. Am liebsten mag er Paella. Wenn die nicht schmeckt: ab in die Zisterne. Andere Länder, andere Sitten, mein Alter.“

Natürlich hat der John den Benito besser gekannt als er dem Stocker erzählt hat. Die haben wohl die eine oder andere seriöse Kleinbetrügerei zusammen durchgezogen.

Auf jeden Fall ruft der John den Benito an und sagt, mach mir doch unseren Tisch für 10 Leute klar am Freitag, sagen wir so um neun.

Und, sagt der John, du glaubst es nicht, ich hab da einen neuen Kumpel. Der kocht, da wirst du katholisch. War der Benito sowieso, aber eben auch neugierig.

Außerdem muss man zugeben, das ist ja schon mal was, wenn einer mit zehn Gästen kommt und bringt den eigenen Koch mit. Und zahlt dafür.

Aber der Benito hat in seinem Holperenglisch zum John gesagt: „Weisse du, was ik mak, wen dere Mann nur makte Dreck in mei Küch, un Essen nix smeckt?“

„Ja“, hat der John gesagt, „Zisterne, wir kennen uns doch.” Dann haben sie beide gelacht.

„Bisse Freidag!“

Am Freitagabend haben sie so um sieben beim John auf der großen Terrasse vor dem Pool alle noch einen getrunken und auf die Jungs von John gewartet.

Erst kam ein ziemlich neuer Landrover die staubige Auffahrt hoch. Vor den zehn Meter hohen Palmen, neben dem Mast mit der englischen Kriegsflagge ist er knirschend auf dem Muschelkalk zum Stehen gekommen.

Rausgepurzelt ist ein Mensch, circa 1,60 mal 1,20. Riesenbauch und Oberarme, da hat sich der Stocker gedacht, das hätten wohl eigentlich die Oberschenkel werden sollen. Wenig Haare, großer, fleischiger Schluckerzinken mitten im Gesicht. „Das ist der Bob. Bob the Blob“, sagt der John, „unser Trobleshooter.”

„Was heißt denn Blob?“, sagt die Rosi zum Stocker.

„Sowas Ähnliches wie Wolpertinger, glaub ich“, sagt der Stocker.

Dann kam ein roter Wrangler auf den Platz, mit vier Typen drin.

„Das sind Shaun, Will, Steven und Brian“, sagt der John, „wirklich reinrassige Irre, sowas kannst du heute gar nicht mehr nachzüchten.” Das hat er aber leise zum Stocker gesagt und dann lauter gerufen „Meet my boys, Albin, I love everyone oft them.“

Die „Boys“ haben dem Stocker im Vorbeigehen auf die Schulter gedroschen, dass er gedacht hat, das war‘s für heute. Und nach einigen weiteren Drinks ist die ganze Truppe runter ins „Benitos”. Benito hat gleich gesehen, was da einläuft und ist zur großen Glastür gekommen:

„John, meine Freund, immer was nett, sehen di“, sagt er, und zum Stocker, in einem Pygmäendeutsch: „Icke ab ma in Stugad arbeit, une ab groß Respetto vore de Deutsch, une jetz, kann i wida sprech deutsch mitte dir. Gut.”

Der John sagt zum Benito: „Der da, der Stocker, das ist ein Koch, sowas hast du hier noch nicht gehabt. Seine Spezialität ist Paella.“

Dabei haut er dem Stocker auf die Schulter, genau dahin, wo es eh schon wehgetan hat und schiebt ihn zum Benito. „Ge mal ane dein Tische, John, une du, Kollega Stockel, kommste glei mitte in Küch.“

In der Küche sind drei Köche und ein Salatputzer oder sowas, und ein anderer, rabenschwarz, der ist am Spülen. Heiß ist es da, in den großen Töpfen sprudelt und köchelt es, und dem Stocker wird klar, jetzt gehts um einiges hier.

Der Benito sagt irgendwas in einem rasend schnellen Küstenspanisch. Ungefähr so, wie Moses das Rote Meer geteilt hat, so geht jetzt eine Schneise auf, und der Stocker merkt, dass ihn alle anschauen.

„Dasse eine Deutsch makt ein Paella, ist neu füre mich. Make du, ik wille gucken.“ Der Benito macht eine ausladende, alle Töpfe und Pfannen umfassende Armbewegung und sagt: „I geh un hol ein gut Wein, du fang an hier.”

Dem Stocker ist heiß, das kommt aber nicht von der Küche und der Hitze hier drin. Sondern er sieht sich im Mondschein, auf dem Rücken eines kräftigen Spaniers. Und vorneweg geht der Benito mit einer Laterne hoch über dem Kopf und sagt: „Isse nigt mer weit. Gute Zisterne, bisse nigt alleine da drin.“ Und lacht, der alte Dattelklauer.

Chiemseejazz

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