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GUTE LANDSCHAFTSFOTOGRAFIE BRAUCHT NICHT VIEL

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»Was braucht ein guter Fotograf?« Der von mir sehr verehrte, heute aber fast nur noch in Fachkreisen bekannte Fotograf Wilfried Bauer hat diese Frage einmal mit dem ihm eigenen trockenen Humor kurz und knapp beantwortet: »gute Schuhe«. Recht hatte er, denn gerade wir Landschaftsfotograf*innen sind sehr viel zu Fuß unterwegs, von frühmorgens bis spätabends, wandern an Stränden entlang, klettern Berge hoch, springen auf rutschigen Steinen über Bachläufe oder streifen durch taunasses Wiesengras. Da ist gutes Schuhwerk sicher hilfreich.

Ich würde die Antwort vielleicht noch ergänzen und sagen: »Wir müssen gerne zu Fuß unterwegs sein, um eine Landschaft auch wirklich zu erleben.« Aber das sind schon zu viele Worte. Denn was Wilfried Bauer mit seiner ironisch gemeinten Antwort eigentlich beenden wollte, war die ewig wiederkehrende Frage nach der vermeintlich besten Ausrüstung. Auch ich will mit dieser Einleitung genau darauf hinaus: Natürlich sollte man eine gute und zuverlässige Kamera haben und im Umgang mit ihr fit sein. Aber: Es ist nicht die teure und umfangreiche Fotoausrüstung mit einem halben Dutzend Objektiven, Filtern und vielem weiterem Zubehör, die automatisch zu großartigen Landschaftsfotografien führt. Im Gegenteil, wer auf kilometerlangen Wanderungen eine etliche Kilo schwere Ausrüstung im Fotorucksack auf dem Rücken mit sich herumträgt, und das auf einer Foto-Tour über mehrere Tage, wird irgendwann ganz von selbst anfangen, das Equipment auf das Nötige zu reduzieren.

Doch was genau soll das sein, das Nötige? Ich selbst habe in der Regel selten mehr als das Kameragehäuse mit einem starken Weitwinkel- und einem leichten Tele-Zoomobjektiv dabei. Ein stärkeres und damit auch deutlich schwereres Teleobjektiv kommt meist nur mit in den Rucksack, wenn ich wirklich damit rechne, es auch unbedingt zu brauchen. Nützliches Zubehör können dann noch Verlauffilter sein, mit denen gegebenenfalls ein im Verhältnis zur Landschaft zu heller Himmel abgedunkelt werden kann. Oder Graufilter unterschiedlicher Dichte, die selbst bei hellem Tageslicht Langzeitbelichtungen ermöglichen, um z. B. fließendes Wasser oder ziehende Wolken darzustellen. Hilfreich in der Landschaftsfotografie ist auch ein Polarisationsfilter, der zum einen das Himmelsblau und den Kontrast zu den weißen Wolken verstärkt, und zum anderen Reflexionen auf spiegelnden Flächen reduziert, was zu einer intensiveren Farbigkeit führt. Schließlich sollte man natürlich immer genügend Speicherkarten und geladene Kamera-Akkus dabeihaben, denn im schönsten Licht ohne Strom oder Speicherplatz dazustehen, wäre mehr als ärgerlich. Ganz allgemein dann noch ein paar hilfreiche Zutaten, die in jeden Wanderrucksack gehören, wie Taschenmesser, Taschenlampe, genug Proviant und eine Wasserflasche. Doch das wär’s dann eigentlich schon, also kann’s gleich losgehen.

Nein, etwas fehlt noch, für mich das Wichtigste: ein Stativ! Das habe ich tatsächlich IMMER dabei. Und das mag vielleicht überraschen, weil mit dem Verzicht darauf natürlich deutlich an Gewicht eingespart werden könnte. Doch ein Stativ hat viele Vorteile. Zum einen ist man als Landschaftsfotograf ja bevorzugt in den frühen Morgen- und späten Abendstunden unterwegs, um stimmungsvolle Lichtsituationen einzufangen, oft noch vor Sonnenaufgang oder nach Sonnenuntergang. Die damit verbundenen langen Belichtungszeiten verlangen ganz automatisch nach einem Stativ. Es bringt aber auch sonst einfach Ruhe in die Landschaftsfotografie. Habe ich mich einmal für einen bestimmten Kamerastandpunkt und einen bestimmten Bildausschnitt entschieden, lasse ich die Kamera auf dem Stativ und warte in Ruhe ab, wie sich das Licht entwickelt, wie die Wolken ziehen usw., ohne immer wieder neu ansetzen zu müssen. Unverzichtbar ist das Stativ auch, wenn der Kontrast- bzw. Helligkeitsumfang eines Motivs so groß ist, dass ich das nur mit mehreren unterschiedlichen Belichtungen in einer Reihe in den Griff bekommen kann. Um diese dann in der Bildbearbeitung zu einem korrekt belichteten Bild zusammenzufügen, müssen die einzelnen Belichtungen absolut deckungsgleich sein, was nur vom Stativ aus möglich ist.

Es braucht also nicht das neueste High-Tech- Kameramodell, um eindrucksvolle und emotional ansprechende Landschaftsbilder zu machen. Es sind wir Fotograf*innen, die die Motive als solche erst einmal sehen und erkennen müssen und sie schon im Kopf zu einem Bild umsetzen, bevor wir zur Kamera als Werkzeug greifen, um dieses Bild zu gestalten. Viel wichtiger als die immer wiederkehrende Frage nach der vermeintlich besten Kamera ist es meiner Meinung nach, die mir zur Verfügung stehende Kamera in ihren grundlegenden Funktionen zu verstehen und zu beherrschen. Noch wichtiger aber ist es, einen Blick für lohnende Motive in der Landschaftsfotografie zu entwickeln und zu lernen, diese Motive gestalterisch überzeugend umzusetzen.

Dabei stehen dann eher solche Fragen im Vordergrund: Was reizt mich an diesem Motiv? Warum berührt es mich? Was möchte ich mit dem Bild zum Ausdruck bringen, was will ich zeigen, worauf kommt es mir an? Ist es das grandiose Panorama oder ist es vielleicht ein markanter einzelner Baum in der Landschaft? Ist es der weite Himmel mit den wunderbar im Abendlicht leuchtenden Wolken oder ist es das plätschernde Wasser eines Bachlaufs? Wenn dies beantwortet ist, kann ich mir Gedanken über die Gestaltung des Bildes und die dafür passende Kameratechnik machen. Irgendwann stellt man dann fest, dass Technik und Gestaltungsregeln immer weiter in den Hintergrund rücken und das Fotografieren ganz »automatisch«, intuitiv und emotional abläuft, weil man sich einfach seinen Gefühlen hingibt angesichts dessen, was man sieht, und diese Gefühle dann in den Bildern ihren Ausdruck finden. Das ist für mich sozusagen das hohe Ziel in der Fotografie, ein emotionales und im besten Sinn »gedankenloses« Fotografieren.

Eine Fotografie kann niemals die Realität transportieren, sie ist immer ein Ausschnitt, der ganz subjektiv und persönlich geprägt ist. Zwei Menschen können an demselben Standort ganz unterschiedliche Dinge sehen und zeigen wollen, sie können ganz unterschiedliche Gefühle verspüren angesichts dessen, was sie sehen. Das wird sich auch in ganz verschiedenen Bildern niederschlagen. Wähle ich den Bildausschnitt möglichst weit oder eher eng? Was beziehe ich ins Bild mit ein, was lasse ich weg? Möchte ich eine sehr starke räumliche Tiefenwirkung erzielen oder reizt mich eher eine flächige, plakative Darstellung? All diese individuellen Überlegungen und die Schlussfolgerungen daraus führen dann auch zu ganz individuellen Bildern.


Kreidefelsen auf Rügen im Morgenlicht

Es braucht nicht viel: schönes Morgenlicht und ein bisschen Glück. Das gute Licht verspricht mir der Blick auf die Wetterkarte am Vorabend. Um es nutzen zu können, ist frühes Aufstehen angesagt, denn der Fußmarsch vom Parkplatz des Nationalparks Jasmund auf Rügen bis hierher zu den Kreidefelsen dauert ca. eine Stunde. Die vorüberziehenden Schwäne ließen sich natürlich nicht vorhersehen, sie sorgen für das Quäntchen Glück, das man in der Landschaftsfotografie trotz guter Planung auch braucht, was die Sache eben auch spannend macht. Um sie schön ins Bild einzubeziehen und dabei störenden Vordergrund auszuschließen, war dann nur eine leichte Tele-Einstellung am Objektiv nötig.

Landschaftsfotografie in Deutschland

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