Читать книгу 3... 2... 1... und das Leben ist deins! - Heinzi Gosch - Страница 7

4 Der Flug.

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Durch die Lautsprecherdurchsage der Dame vom Bodenpersonal erfahren wir, dass zunächst alle Passagiere der Sitzplatzreihen 34 bis 56 an Bord gehen sollen. Diese Aussage veranlasst nahezu alle Passagiere an unserem Gate, zum Schalter zu drängeln, um auch ja als Erster an Bord zu sein. Alle... bis auf zwei angetrunkene und müde Ausnahmen, Immi und mich.

Mir ist schon bei früheren Flügen aufgefallen, dass grundsätzlich alle Reisenden ganz zufällig in den hintersten Reihen sitzen und somit das Flugzeug zuerst betreten dürfen. Wie machen die Airlines das nur, dass wirklich jeder im hinteren Teil des Flugzeugs sitzt. Bekommt denn so ein hecklastiges Flugzeug überhaupt noch den Hintern hoch?

Eine weitere Frage, die sich beim Betreten eines Flugzeugs stellt, ist: „Wie viel Handgepäck ist notwendig, um in der Kabine einen gewissen Wohlfühleffekt zu erzielen. Damit meine ich nicht die Geschäftsreisenden, die für eine Übernachtung keine Lust haben, einen Koffer einzuchecken und deshalb von der Zahnbürste bis zum Schlafanzug alles in überdimensionierten Aktenkoffern transportieren. Nein, ich meine den gemeinen Touristen auf einem Mittel- oder Langstreckenflug. Da werden Koffer als Handgepäck deklariert, die so groß und schwer sind, dass der Reisende sie mit einem Gepäckwagen bis zum Gate schieben muss, weil kein Mensch die Dinger mehr heben kann. Im engen Flugzeuginneren versuchen die Gepäcksüchtigen dann, ihr kleines Mitbringsel in die obere Gepäckablage zu bugsieren. Da wird anderes Gepäck geräumt, mit den dreckigen Rollen über fremde Jacken geschrammelt, und Laptops im hinteren Bereich des Faches werden förmlich zerdrückt, um erst Minuten später festzustellen, dass der Koffer einfach nicht hinein passt.

In vielen Fällen findet sich unter Aufwendung der Kräfte von drei Flugbegleiterinnen dann doch noch ein Fach, in das man den Koffer quetschen kann. Die Klappe des Fachs wird dafür derart verbogen und gespannt, dass die Betätigung des Öffnungshebels dem Drücken eines Gewehrabzugs gleichkommt. Nur, dass man hier keine Kugel, sondern Handgepäck durch die Kabinendecke schießt. Andere Gäste bekommen dann zwar kaum noch ihre Jacke in diese Ablage, aber wer zuerst kommt, mahlt zuerst und wer als erstes an Bord kommt, hat alle Rechte.

Dadurch entsteht vermutlich die Angst, sein Handgepäck mit einer Frachtmaschine nachbringen lassen zu müssen, wenn man zu spät an Bord kommt. Da ist es ja nur logisch, vorzugeben, genau in dem Bereich zu sitzen, der als Erstes für das Boarding aufgerufen wird.

Einige, die sich gerade noch eilig an einem vorbei geschoben haben und sich dann sehr zeitaufwendig in der dritten Sitzreihe einrichten, bemühen sich immerhin darum, ein peinlich berührtes Gefühl zu vermitteln, indem sie Dinge sagen, wie »Huch, ich sitze ja doch hier vorn.« In anderen Fällen beugen sich diese Sitzplatzgeier gönnerhaft vor, um andere an sich vorbei zu lassen, die tatsächlich ganz hinten sitzen. Dabei merken sie nicht, dass ihr Kopf zwar aus dem Weg ist, ihr Hintern aber weit in den Gang hineinragt und ein Durchkommen unmöglich ist. Genervt wird der Kopf geschüttelt und in Ruhe damit fortgefahren, sein Hab und Gut aus dem überdimensionierten Handgepäck auszupacken, um für alle Eventualitäten des Fluges gerüstet zu sein.

Um uns nichts von alldem vorwerfen lassen zu müssen, steigen Immi und ich als letztes ein. Wir gelangen zügig zu unserem Platz hinter der Trennwand zur ersten Klasse, direkt an den Toiletten. Die riechen jetzt schon, als wären sie in den letzten Stunden von sämtlichen Mechanikern mit Magen-Darm-Problemen hart rangenommen worden. Ich sitze am Gang und habe direkten Blick in die Luxusklasse, wo ich völlig ungläubig unsere Blitzbirne Strassspeck entdecke. Kann es sein, dass diese hohle Frucht wirklich einen Flug in der ersten Klasse gebucht hat. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das nur verwechselt haben kann. Vermutlich eine reine Gewohnheitssache, weil sie zu Hause im Supermarkt auch immer an der ersten Kasse sitzt. Kasse oder Klasse, wo ist da schon der Unterschied?

Zum Glück wird dieses Missverständnis sofort durch eine Stewardess aufgeklärt. Die Dame mit der hübschen Paradeuniform erklärt Strassspeck, dass dies die erste Klasse sei und sie doch bitte auf ihrem Sitz in der zweiten Klasse Platz nehmen möge.

Strassspeck schält sich aus dem Sitz, dreht sich um und brüllt in Richtung ihres Freundes, der die Zweiklassengesellschaft begriffen hatte »Kevin, ick darf hier nisch sitzen, obwohl frei is, Alta!«

Wie soll die Arme auch verstehen, dass wir hier nicht im Bus von Pinneberg nach Altona sitzen, in dem man sich überall hinsetzen darf? Völlig genervt und an ihrer gefälschten Gucci-Sonnenbrille kauend, trottet sie zu uns in die Holzklasse und pflanzt sich neben Kevin.

Nachdem endlich alle Passagiere ihre Plätze eingenommen haben, schlage ich Immi ein Spiel vor, an dem alle anderen auch teilnehmen könnten - 'Findet Nemo'. Auf dieses Spiel komme ich nur, weil sich der billige Fusel mit dem Backfisch von Gosch in meinem Magen in die Haare bekommt und droht, über Bord zu gehen. Aufgrund des hohen Auftriebs meiner letzten Mahlzeit stelle ich mir vor, wie meine Kotztüte explodiert und sich mein gesamter Mageninhalt in der Kabine verteilt. So erkläre ich es auch Immi und sage ihr, dass die Aufgabe der Spieler wäre, die Puzzleteile zusammen zu setzen, bis der Fisch wieder ganz ist.

»Das wäre aber nicht fair!«

»Häh, warum?«, frage ich.

»Weil ich den Fisch vorhin im Ganzen gesehen habe und damit allen anderen Spielern gegenüber einen Wissensvorsprung habe.«

Das Gerede über eine mögliche Springflut aus meinem Magen macht es nicht wirklich besser.

Warum zum Teufel machen die nicht endlich die Bildschirme für ein bisschen Entertainment klar? Das würde mich ablenken und meinen Magen beruhigen. Dann würde auch niemand durch umherfliegende Gräten verletzt werden.

Immi deutet auf den kleinen Bildschirm unter der Kabinendecke, der uns und die Reihen hinter uns in den nächsten Stunden unterhalten soll und fragt mich

»Kann man sich später auch Filme wünschen, die dann auf unserem kleinen Fernseher gezeigt werden?«

»Keine schlechte Idee«, sage ich. »Man müsste eine Auswahl haben und dann abstimmen, Wunschfilm quasi.«

»Vielleicht kann man den einen oder anderen Sextouristen dann schon auf seine Reise einstimmen.«

Und dann philosophiert sie weiter über mögliche Filmtitel wie »Tief drin bei Tracy« oder »Ladyboys von zart bis hart«. Die würden hier sicher so manchem gut gefallen. Man gucke sich nur die vielen weit aufgeknöpften Hawaiihemden an, die einen Wald aus Brusthaaren freigeben, in dem sich zahlreiche goldene Kettchen verknüselt haben.

Aber wir fliegen ja nicht mit einer Marken-Airline, sondern haben den 'Aldi' der Lüfte erwischt. Hier darf man weder wünschen noch geht irgendetwas in Erfüllung!

Kurz vor dem Start melden sich unsere beiden Piloten zu Wort. Sie scheinen ganz schöne Witzbolde zu sein und stellen sich nur mit Vornamen vor. Ralf und Sebastian versprechen, uns zwar nicht mehr pünktlich, aber immerhin sicher ans Ziel zu bringen. Na, das ist doch schon mal was! Sie erklären noch einmal in allen technischen Einzelheiten, was zu der Verspätung geführt hat und warum wir jetzt trotzdem sicher starten können. Ich bete dafür, dass wir nicht erst abheben, wenn auch der letzte Passagier diese technische Ausbildung bestanden hat und blicke mich um zu Strassspeck.

Dann geht es endlich los! Die Turbinen heulen auf, der Flieger nimmt Fahrt auf und wir rollen in Richtung Startbahn. In der Zwischenzeit erklären uns die Flugbegleiterinnen, welche Maßnahmen im Notfall dafür sorgen sollen, dass wir alle überleben. So sollen sich zum Beispiel nach einer Notlandung alle ganz ruhig und gesittet in Richtung Ausgang begeben, und dort einer nach dem anderen die Rutsche hinunter gleiten, um dann anderen Reisenden zu helfen.

Genau! Ruhig und gesittet? Das versuch mal den Idioten zu erklären, die vor wenigen Minuten noch einen Scheißdreck darauf gegeben haben, in welcher Sitzreihe sie sitzen und sich an allen vorbei ins Flugzeug gedrängelt haben – ohne Notfall! Und das mit der gegenseitigen Hilfe gilt dann wohl auch für diejenigen, die mit ihrem tonnenschweren Handgepäck auf den Platzbedarf der anderen pfeifen und froh sind, dass es ihnen, aber auch nur ihnen, gut geht?

Wenn man sich in einem Flugzeug mal seine Mitreisenden genau ansieht und sich überlegt, dass man im Notfall auf deren Hilfe angewiesen sein könnte, verzichtet man freiwillig auf seinen Gurt, klappt beim Start sein Tischchen demonstrativ runter und schaltet alle elektronischen Geräte ein, die man auf die Schnelle finden kann. Außerdem zückt man natürlich für einen schnelleren Tod die zehn mal 100ml mitgebrachten Flüssigsprengstoff aus dem Zipbeutel. Ja, lieber Sterben als von deren Hilfe umgebracht zu werden!

Auch nachdem der Synchron-Sicherheitstanz der Flugbegleiterinnen beendet ist, rollen wir weiter. Und wir rollen und rollen und rollen. Da bekommt man ein Gefühl dafür, warum der Flieger von Hamburg nach München so lange gebraucht hat. Ralf und Sebastian haben offensichtlich gar keinen Flugschein, sondern nur einen Personenbeförderungsschein für die Straße. Na, dann geht's jetzt wohl auf dem Highway nach Bangkok.

Dann geben die beiden plötzlich doch noch ordentlich Gas und wir heben ab.

Kurz nach dem Start fallen die meisten in einen tiefen Schlaf und erholen sich von einem anstrengenden Tag mit sieben Stunden Aufenthalt auf dem Münchner Flughafen.

Der Flug verläuft sehr ruhig. Die Saftschubsen servieren den üblichen Tomatensaft und das Essen aus dem Plastiknapf. Die Toilettenspülung hört nach dem Essen gar nicht mehr auf zu laufen und langsam, aber sicher nähern wir uns unserem nächsten Etappenziel – Bangkok.

Als Immi und ich nach einem ausgiebigen Schlaf der Gerechten wieder bei Bewusstsein sind, erkennen wir schnell, dass sich an unserer Situation nicht viel geändert hat. Immer noch ein prall gefüllter Flieger mit Touristen und ehemaligen Thailänderinnen, die mit ihrer bierbäuchigen, deutschen Aufenthaltsgenehmigung einen Ausflug in die arme Heimat machen. Alle gucken ziemlich müde aus der Wäsche und warten nur darauf, endlich zu landen.

Der Flug wird noch knapp zwei Stunden dauern. Immi und ich beschließen, die bislang so straff durchgeplante Organisation unserer Reise fortzusetzen und einen Blick in unseren Reiseführer, den Loose, zu werfen. Immerhin fehlen uns noch ein paar Detailinformationen, die für den weiteren Verlauf hilfreich sein könnten.

Da wären zum Beispiel Antworten auf die Fragen »Wo wollen wir eigentlich hin?«, »Wie kommen wir da hin?«, »Wo wollen wir da pennen?« und »Was machen wir, wenn wir dort sind?«

Glücklicherweise entpuppt sich der Loose als eine wahre Fundgrube an Informationen über alles Erdenkliche, was ahnungslose Erstreisende in Thailand so brauchen. Zahlreiche Unterkünfte sind detailliert beschrieben und auch die Anreisemöglichkeiten werden sehr gut erläutert. Besonders gefällt mir, dass hier kein Blatt vor den Mund genommen wird und man schnell herauslesen kann, welche Ziele besonders empfehlenswert sind und welche man lieber meiden sollte.

Auf das übliche Reisekatalog-Blabla wird vollständig verzichtet. Es wird uns erspart bleiben, ein Hotel mit 'verkehrsgünstiger Lage' an einer Autobahn zu finden oder auf eine 'familienfreundliche Anlage' hereinzufallen.

Letztere zeichnet sich ja meist dadurch aus, dass sämtliche Jungfamilien der Meinung sind, hier Gleichgesinnte zu finden, und damit jegliches Verantwortungsbewusstsein gegenüber 'normalen' Reisenden ablegen zu dürfen. Da wird mal eben beim Frühstück das Kind gestillt, als sei es völlig normal, vor fremden Menschen seine Brust auszupacken und ein schreiendes Ding dranzustöpseln. Natürlich kommt dann dieses zufriedene selbstgefällige Nicken in die Runde, auf der Suche nach jemandem, der das einfach nur rührselig und nicht eklig findet. Selbstverständlich ist es in solchen Eltern-Kind-Heimen auch völlig normal, dass jeder, der jünger als sechzehn ist, absolut ungeniert sämtliche Spuck- und Grabbelschutzmaßnahmen am Buffet umgeht und alles anfasst, was bunt und süß aussieht. Es wird probiert und dann bei Nichtgefallen wieder zurückgeworfen, damit der nächste ahnungslose Urlauber zu dieser Kinderkrankheitsbombe greift. Anschließend sind dann wieder die mangelnden hygienischen Verhältnisse des Urlaubslandes Schuld an der Magen-Darm-Grippe.

Aber zurück zu unserer Reisezielwahl. Immi und ich möchten gern auf eine Insel. Davon gibt es in Thailand ja so einige. Koh Samui und Phuket sind die beiden größten Inseln. Beide versprechen aber nur wenig Backpacker-Flair. Vielmehr trifft man dort wohl eher den üblichen Pauschalurlauber, der während seines zweiwöchigen Aufenthalts in einem Mega-Urlaubsresort immer wieder vergisst, in welchem Land er eigentlich gerade ist, weil diese All-Inclusive-Burgen auf der ganzen Welt gleich aussehen. Lediglich die Beobachtung, welcher Nationalität die Mehrheit der Hotelangestellten angehört, lässt einen Rückschluss auf den momentanen Aufenthaltsort zu. Wozu auch aus der Anlage gehen, wenn doch außerhalb kein All-In-Buffet aufgebaut ist und der Hotelpool viel sauberer ist, als das Meer. Nein, solchen Pauschalhorror wollen wir nicht.

Gut und günstig soll es stattdessen auf der kleinen Insel Koh Tao sein. Diese Insel liegt im Golf von Thailand, nicht weit von Koh Samui entfernt und wird scheinbar besonders von Tauchern bevorzugt, zu denen ich ja auch gehöre. Für Immi ist Strand gleich Strand. Damit herrscht blitzschnell Einigkeit über unser Reiseziel. Auch eine gut bewertete Bungalowanlage mit kleinen Häuschen direkt am Strand ist schnell gefunden. Für zwölf Euro pro Nacht ist kein Luxus zu erwarten, aber sicher ein puristischer Charme und ein Hauch von Abenteuer.

Unsere Anreise soll aufgrund unserer begrenzten Urlaubszeit schnell gehen und gleichzeitig nicht so viel kosten. Da bleibt laut Loose nur der Zug, mit dem man innerhalb von zwölf Stunden in den Süden Thailands fahren kann. Dort nimmt man dann einen Bus zum Hafen und später die Fähre, um auf die Insel zu kommen. Der Zug fährt zu unserem Glück auch über Nacht, so dass wir gar nicht viel Urlaubszeit verschwenden müssen. Schlafabteile sind für wenige Euro Aufschlag zu buchen.

Unsere Weiterreise steht damit fest. Aber erstmal müssen wir in Thailand ankommen.

Endlich landen wir in Bangkok. Wir verabschieden uns gedanklich von Thai Hawaii und Strassspeck und sind uns sicher, beiden nicht wieder zu begegnen.

Als wir aus dem Flugzeug steigen, überfallen uns muckelige neununddreißig Grad und neunzig Prozent Luftfeuchtigkeit. Mein Körper öffnet alle Poren gleichzeitig und entlädt aus jeder einzelnen eine Minischweißfontäne, die zusammen genügend salziges Wasser ergeben, um ein ganzes Kilo Nudeln zu kochen. Sofort denke ich an das Thema 'erhöhte Temperatur' und den möglichen Malariaausbruch. Immi beruhigt mich und erklärt mir, dass die Klimaanlage im Flugzeug sämtliche westeuropäischen Krankheiten gut vermischt und umher geschleudert hat, Malaria aber ganz bestimmt nicht dabei war.

Der nächste Schock folgt im Flughafengebäude, das auf gut gemeinte fünfzehn Grad runtergekühlt ist und damit für ein echtes Wechselbad der Temperaturgefühle sorgt.

Für die Einreise müssen wir durch eine Sicherheitskontrolle. Viele kleine Glashäuschen stehen nebeneinander und tragen unterschiedliche Schilder, die einem erklären, wo man sich einreihen muss. Da gibt es Häuschen für Einheimische, für Touristen und einige für Menschen auf der Durchreise. Wir stellen uns brav an der Schlange für die Touristen an.

Gerade finden wir uns damit ab, dass die Wartezeit etwas länger ausfallen wird, da stapft doch eine alte Bekannte rotzfrech an allen anderen Urlaubern vorbei und nimmt Kurs auf den Schalter für Einheimische.

Natürlich! Strassspeck!

Im Schlepptau hat sie ihren völlig überforderten Freund. Vermutlich denkt sie, dass sie schließlich schon in München beim Boarding einen Vorteil herausschlagen konnte, als sie mit einer schauspielerischen Glanzleistung vorgab, einen Sitz in den hinteren Reihen zu haben, und damit früher ins Flugzeug einsteigen durfte. Von diesem unglaublichen Vorteil beflügelt und mit einem Selbstbewusstsein, wie es nur gering verdienende Deutsche in einem Dritte-Welt-Land ausstrahlen, kommt sie zufrieden bei der uniformierten Sicherheitsbeamtin an. Diese wirft nicht einmal einen Blick auf den Ausweis, sondern erklärt Strassspeck sofort in perfektem Englisch, dass dies der Schalter für Einheimische sei und Touristen sich auf der anderen Seite anstellen müssten. Strassspeck versteht kein Wort und versucht es jetzt mit Pantomime. Als auch das nicht zum gewünschten Erfolg führt, fängt sie mit ihrer Beschwerdenummer an und fragt doch tatsächlich in nicht halb so perfektem Deutsch, wie die Dame vorher englisch sprach, wo der Vorgesetzte sei, bei dem man sich beschweren könne.

»Wegen misch geht eusch das doch viel besser. Isch geb eusch Kohle für mein Urlaub. Sonst verhungert ihr doch!«

Zu ihrem Glück versteht die Mitarbeiterin der Einreisebehörde kein Wort. Ihrem Blick nach zu urteilen, wären wir sonst Zeuge unserer ersten thailändischen Verhaftung geworden. Stattdessen zeigt die Beamtin energisch auf die Schlange für die Touristen. Strassspeck schiebt sich entnervt mitten in eine andere Schlange und motzt die hinter ihr Stehenden an, dass sie schließlich schon viel länger hier an der Kontrolle sei. Das spielt sich glücklicherweise nicht in unserer Schlange ab, weil Immi ihr sonst trocken zwischen die Augen gehauen hätte.

Von weiteren lautstarken Aktivitäten des Gehirneinzellers bleiben wir verschont. Wir warten geduldig und voller Vorfreude auf unsere offizielle Einreiseerlaubnis.

3... 2... 1... und das Leben ist deins!

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