Читать книгу Rockstar | Band 1 | Erotischer Roman - Helen Carter - Страница 10

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Kapitel 7

Als sie die Tür öffnete, erblickte sie Armstrong. Er stand an die Wand gelehnt und hielt den Kopf gesenkt. Seine schwarze Mähne hatte er zu einem Zopf zusammengebunden. Als er sie bemerkte, sah er sie kurz an, nickte knapp und schaute dann wieder zu Boden.

Ivy behandelte die Patienten schneller als gewöhnlich. Sie unterhielt sich auch nicht so lange wie sonst mit ihnen. Warum, wusste sie nicht. Eine innere Anspannung hatte sich in ihr breit gemacht. Als sie darüber nachdachte, schrieb sie es Armstrongs Prominenz zu und ärgerte sich darüber. Sie hatte immer alle gleich behandelt. Wobei sie sich eingestehen musste, dass in ihre Praxis nun nicht gerade viele VIPs kamen.

Als er an der Reihe war, bemerkte sie, dass er diesmal ohne seinen Beschützer da war. Als Begrüßung nickte er nur.

»Setzen Sie sich. Was kann ich für Sie tun?«

Er trug ein olivgrünes T-Shirt und ein Jackett in derselben Farbe, dazu schwarze Lederhosen. Seine Hände waren – zum Körper passend – groß und ausdrucksstark.

»Wegen der Wunde ... Da stimmt was nicht«, sagte er unsicher.

»Ich sehe sie mir mal an. Wenn Sie sich bitte frei machen würden ...«

Er erhob sich zu seiner vollen Größe. Ivy fand sich winzig im Angesicht dieses Riesen. Seine Schultern allein waren doppelt so breit wie ihre. Sie war froh, dass er sich beim Nähen der Wunde nicht gewehrt hatte, denn mit Sicherheit hätte er sie mit einem Schlag an die Wand donnern können.

Er legte sein Jackett ab und zog dann das Shirt über den Kopf. An seinen Bewegungen erkannte sie, dass er Schmerzen hatte, diese aber unterdrückte. Es waren Ausweichbewegungen.

Jetzt, da er sein Haar zurückgebunden trug, wirkte er nicht mehr ganz so geheimnisvoll, aber die beinahe makellose Schönheit seines Gesichts raubte ihr fast den Atem. Ivy verstand, warum Jenny so aufgeregt gewesen war. Er wäre auch ein Ereignis, wenn er kein Prominenter wäre, dachte sie.

Vorsichtig entfernte sie den Verband, den offensichtlich ein Laie bereits gewechselt hatte.

»Es kann jetzt ein bisschen brennen ...«, sagte sie rücksichtsvoll und zog die angeklebte Kompresse ab.

Armstrong verzog das Gesicht.

»Ja, da haben wir es!«, verkündete Ivy, als sie die eiternde Wunde sah. »Warum kommen Sie damit erst jetzt?« Sie gab sich nicht einmal die Mühe, den Vorwurf in ihrer Stimme zu mildern.

Er zuckte mit den Schultern.

»Ich werde das jetzt reinigen und desinfizieren. Dann machen wir einen neuen Verband.« Sie dirigierte ihn zu der Liege, wo er sich hinlegte, und machte sich an die Arbeit.

Seine Brust war rasiert, das hatte zunächst einmal den Vorteil, dass sie ihm keine Haare ausgerissen hatte, als sie die Kompresse entfernte. Während sie nun mit einem Tupfer die Wunde bearbeitete, hatte sie eine Hand auf seine Seite gelegt. Er fühlte sich mehr als gut an, schoss es ihr durch den Kopf und sie merkte, wie sie errötete.

»So lange dürfen Sie nicht noch einmal warten! Übermorgen brauchen Sie wieder einen Verbandwechsel!«

»Das schaffe ich nicht«, sagte er teilnahmslos.

»Es muss sein ... Das kann sonst übel ausgehen.«

»Ich bin den ganzen Tag auf Presseterminen.« Seine Stimme klang matt, gerade so, als würde er gleich einschlafen.

»Dann müssen Sie entweder einen ausfallen lassen oder abends ins Krankenhaus gehen.«

Er sagte nichts, sondern schüttelte nur verneinend den Kopf.

»So. Fertig. Jetzt setzten Sie sich bitte hin, damit ich den ...«

Er war eingeschlafen!

Ivy konnte es nicht fassen. Da lag dieser lange Kerl auf ihrer Liege und – schlief! So etwas hatte sie noch nie erlebt!

»Mister Armstrong?«, fragte sie vorsichtig, doch er reagierte nicht.

»Bones?«, versuchte sie es, doch wieder ohne Erfolg. Wobei sie sich etwas dämlich vorkam, diesen albernen Spitznamen zu verwenden.

Ivy atmete tief durch. Sie überlegte, was sie machen konnte. Die beiden anderen Patienten, die sie noch im Wartezimmer gesehen hatte, mussten nicht untersucht werden, also konnte sie mit denen auch in ihrem Büro sprechen. So beschloss sie, ihn schlafen zu lassen und verließ das Behandlungszimmer, wobei sie nur hoffen konnte, dass er sich im Schlaf nicht drehte und von der Liege fiel. Das hätte ihr noch gefehlt ... von einem Promi wegen so etwas verklagt zu werden. Nach allem, was sie so las, war das nicht abwegig.

Es beschäftigte sie während der ganzen Zeit, in der sie die beiden Patienten behandelte und auch danach noch, als sie an ihrem Schreibtisch saß und Kaffee trank. Selbst eine Prellung konnte von einem geschickten Anwalt zu einer ganz ordentlichen Sache aufgeblasen werden. Was, wenn er behauptete, nicht mehr auftreten zu können mit solch einer Blessur?

»Ist er noch da?«, fragte Jenny, während sie in ihren Mantel schlüpfte. »Ich habe ihn nicht gehen sehen ...«

»Ja, er ist noch im Behandlungszimmer.«

Jenny legte ihren Kopf zur Seite. »Was tut er da?«

»Schlafen«, versetzte Ivy trocken.

»Was???«

Ivy zuckte mit den Schultern. »Er schläft halt. Auf der Liege.«

»Und jetzt?«

»Ich warte, bis er aufwacht und werfe ihn dann raus.«

Jenny wandte sich ab und murmelte: »Bones Armstrong liegt in unserer Praxis und ... schläft ...«

Als ihre Helferin die Tür hinter sich zugezogen hatte, begab sich Ivy sofort ins Behandlungszimmer. Sie hatte beschlossen, neben ihm zu wachen. Eine Klage konnte sie sich nicht leisten. Sie gab sich keine besondere Mühe, leise zu sein. Sollte er doch wach werden, umso schneller wäre sie ihre Sorge los.

Er lag noch immer auf der Liege, hatte sich aber auf seine unverletzte Seite gedreht und schnarchte leise.

Ivy musste bei dem Anblick schmunzeln. Sie griff nach einem Stuhl und stellte ihn neben Armstrong. So konnte sie rasch eingreifen, falls er eine ungeschickte Bewegung machen sollte. Er hatte seine Hand flach unter seine Wange geschoben und sein Mund stand ein wenig offen. Seine Lippen waren voll und ausgesprochen sinnlich, wie sie feststellen musste. So ruhig und entspannt schien er ihr noch schöner. Eine Schönheit, die schmerzte. Sie wollte ihn berühren. Aber das durfte sie nicht. Noch nie hatte sie bei einem Mann das Bedürfnis empfunden, ihn einfach nur anfassen zu wollen, sich zu versichern, dass er wirklich war, dass er keine Fatamorgana war.

Ein Haar spannte sich über seinem geschlossenen Lid. Sie streifte es vorsichtig beiseite. Sein Arm war angespannt und sie sah die Sehnen, die sich unter der Kugel seiner Schulter spannten. Kurz darunter trug er einen tätowierten Phönix, der mit seinem prachtvollen Gefieder aus Flammen stieg. Das war zwar ein gewisser Bruch mit dem Mythos, aber Flammen wirkten einfach besser als Asche.

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