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Der Anruf

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„Hier ist Werner Meyer, ich rufe im Auftrag von Friedhelm Richter an, wegen ihrer Wartung. Sind Sie Frau Schmidt?“

Ivonne hält den Atem an, sie weiß von Friedhelms Angestelltem. Friedhelm hat eine kleine Firma, die Maschinen zum Bau von Schiffen repariert und wartet. Seine Kunden waren hauptsächlich kleine Werften und private Kunden. Aber warum ruft Herr Meyer sie jetzt an?

„Ja das bin ich“, sagt sie zögernd.

„Ich wollte Bescheid sagen, dass Herr Richter im Moment leider nicht kommen kann. Ich übernehme die Wartung!“

„Warum kann Herr Richter nicht kommen, wenn ich das wissen darf?“, fragt Ivonne innerlich total angespannt. Ihr gehen tausend Gedanken durch den Kopf, was wohl passiert sein könnte.

„Herr Richter hatte einen Verkehrsunfall und liegt im Koma, leider.“,

sagt Herr Meyer.

„Oh, nein!“, schreit Ivonne fast ins Telefon.

„Was haben Sie denn jetzt?“, fragt Herr Meyer verwirrt.

„Sorry, aber das kann ich schwer am Telefon erklären. Können wir uns irgendwo treffen?“, fragt Ivonne nun leise, ihre aufsteigenden Tränen unterdrückend.

Langsam ahnt Werner Meyer, wer sich hinter der Firma Schmidt verbirgt.

Da hat der Chef nie einen anderen Mitarbeiter hin gelassen, hat immer nur selber die Aufträge bearbeitet.

Nun wird er doch neugierig und sagt:

„Selbstverständlich können wir die Wartungstermine auch persönlich besprechen. Ich komm zu Ihnen. Wann wäre es Ihnen denn recht?“

„Am liebsten heute noch, gegen 18Uhr“,

sagt Ivonne mit Tränen unterdrückender Stimme.

„Okay, Frau Schmidt, ich könnte heute um 18 Uhr bei Ihnen sein. Aber ich habe hier gar keine genaue Adresse, nur Ihre Handynummer.“

Ivonne überlegt, ob es wohl gut wäre, jetzt ihre Adresse zu sagen.

Sie beschließt für sich, dass ein neutraler Ort besser ist.

Unbewusst nennt sie den Ort an dem Friedhelm und sie sich das erste Mal getroffen haben.

“Kennen Sie den Bootsanleger „Lühesand“ an der Elbe?“

„Ja den kenn ich. Gut, dann bis heute 18 Uhr heute Abend!“,

sagt Werner, legt auf und denkt:

„Merkwürdige Sache!“, ruft dann aber den nächsten Kunden Friedhelms an. Auch ihn hat die Nachricht von dem Unfall erschüttert. Manchmal haben Friedhelm und er darüber gesprochen, was zu tun ist, wenn so was mal passiert. Werner musste dem Chef versprechen, dass er dann alle Kunden anruft und nicht Friedhelms Ehefrau.

Nun ahnt Werner, dass er das wegen dieser einen „Kundin“ versprechen musste. Aber die Chefin hatte eh gleich dankend angenommen, als er anbot, die Anrufe zu tätigen.

Ivonne ist ganz erschüttert bei dem Gedanken an Friedhelm und will aber auch wissen, was genau passiert ist. Sie hat gleichzeitig sein Bild vor sich, sein Lachen, seine Augen, wenn er sie beim Küssen ansieht, spürt seine Hände.

„Nein, das kann nicht vorbei sein!“, denkt sie.

Die Stunden bis zum Treffen mit Herrn Meyer scheinen nicht zu vergehen.

Sie kann sich kaum auf ihre Arbeit konzentrieren.

Aber dann erinnert sie sich, wie alles begann und ein Lächeln zeigt sich auf ihrem Gesicht.

Es ist das Lächeln, das Friedhelm so liebt und behauptet, er höre es am Telefon.

„Hallo Zaubermaus, ich wollte mal wieder dein Lächeln hören!“,

mit diesen Worten hat er sie so oft am Telefon begrüßt.


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