Читать книгу Der Bienenkönig - Helene Hammerer - Страница 12
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ОглавлениеAm ersten Mittwoch im Mai fand der nächste Imkerstammtisch statt, zu dem ein Referent über das Thema „Schwarmvermeidung“ sprechen sollte. Rosina zog eine Jeans und einen dunkelgrünen Pullover mit Schmetterlingsärmeln an und band die Haare zu einem Pferdeschwanz. Sie musste Gina bald bitten, ihr die Stirnfransen wieder zu schneiden, sie fielen ihr schon fast in die Augen, dachte sie, als sie vor dem Spiegel stand. Sich zu schminken lohnte sich nicht für die alten Herren, einige davon machten ihr auch so Komplimente, die anderen interessierten sich nicht für sie. Nachdem sie sich von Kilian verabschiedet und Valli ermahnt hatte, bald das Licht zu löschen, machte sich Rosina auf den Weg.
Im Gasthaus „Engel“, wo man sich immer traf, saßen schon sieben alte Imker und ein jüngerer Mann, den Rosina nicht kannte. Er musste der Referent sein. Zu ihrer Freude kamen wenig später noch Annemarie und Luise, die anderen beiden Imkerinnen im Verein. Um Viertel nach acht stand Xaver auf und begrüßte den Referenten und die anwesenden Vereinsmitglieder. Das Licht wurde gelöscht und der „Wanderlehrer“ referierte anhand von Lichtbildern über die Schwarmvermeidung. Er betonte, dass man die Schwarmzellen ausbrechen müsse und dass dieses Problem nur noch selten auftrete bei Kollegen, die bereits die reingezüchtete Alpenbiene besaßen. Rosina konnte seinen Ausführungen nicht ganz folgen und wunderte sich wieder, warum ihre Zuchtkönigin so schlecht legte und Xaver es auf einen Schwarm ankommen ließ. „Was ist das Schlechte an einem Schwarm?“, fragte sie deshalb und der Referent erklärte ein bisschen herablassend, dass die alte Königin einige Zeit bevor das Volk abschwärmte keine Eier mehr lege und dass es nachher länger dauere, bis das Volk wieder erstarke. Außerdem könne ein Schwarm davonfliegen, sofern man ihn nicht rechtzeitig einfing.
Als der Referent fertig war, fing die allgemeine Diskussion an. Xaver und Willi überschlugen sich fast beim Erzählen der Horrorgeschichten über den zugezogenen Imker mit den englischen Bienen. „Ich hab's mir überlegt“, sagte Willi wichtig, „wir müssen schauen, dass er wieder geht.“ Und wie willst du das machen? Jetzt, wo er das alte Haus herrichtet, wird er wohl nicht freiwillig verschwinden“, bemerkte Annemarie. Der Wanderlehrer merkte, dass er nicht mehr gebraucht wurde, und verabschiedete sich. „Ihr werdet schon sehen“, prophezeite Willi kryptisch. Xaver fragte, wer Mittelwände brauche, damit der Verein eine Sammelbestellung bei einer Wachszieherei im Allgäu aufgeben konnte und dann nur Karl hinaus fahren musste, um die Wachsplatten abzuholen. Er wollte sichtlich von Willis Geschwätz ablenken. Rosina war müde von der Gartenarbeit und ging bald nach Hause.
An Willi dachte sie nicht mehr, bis zwei Wochen später am Morgen ein wütender Ludwig vor ihrer Tür stand. „Mir sind in der Nacht drei Bienenstöcke umgefallen“, erklärte er, „und nachdem es eine ruhige, sternklare Nacht war, muss jemand nachgeholfen haben. Du weißt nicht zufällig, wer es war?“ Rosina biss sich erschrocken auf die Unterlippe und konnte ihrem Nachbarn nicht in die Augen schauen. Willi, schoss es ihr durch den Kopf. „Nein, leider, ich kann dir auch nichts sagen“, murmelte sie. Ludwigs Augen verengten sich zu Schlitzen und er musterte sie durchdringend. „Du weißt, wer es war, stimmt's?“ „Nein, wir haben nichts gesehen und nichts gehört“, beteuerte Rosina, „und ich kann nicht einfach jemanden verdächtigen.“ „Gut, dann nicht. Ich fahre jetzt zur Polizei, die soll das klären“, sagte er grimmig. Rosina zuckte die Schultern und hob die Hände. Es war nicht ihr Problem.
Als sie in die Küche kam, erkundigte sich Kilian, was Ludwig gewollt habe, also musste ihm Rosina von dem Vandalenakt erzählen. „War es Willi oder Xaver?“, fragte der alte Mann, dem man so leicht nichts vormachen konnte. „Ich denke, es war Willi, dieser Dummkopf“, gab Rosina zu. „Er hat beim Imkerstammtisch schon so seltsam geredet.“ „Dann solltest du es Ludwig sagen, das wäre nur fair“, lautete Kilians Urteil. Rosina wand sich: „Ich kann doch nicht einfach hingehen und sagen, dass es Willi war. Beweisen kann ich es nicht.“ „Dann ruf wenigstens Xaver an und sag ihm, dass du mit solchen Methoden nicht einverstanden bist.“ „Ja, das könnte ich“, überlegte die junge Frau und machte sich an die Hausarbeit, um dem unangenehmen Gespräch zu entgehen. Sie kam sich falsch und feige vor, aber Willi zu verraten fühlte sich auch nicht gut an. Wenn nur jemand anderer in Marieles Haus eingezogen wäre, dachte sie und seufzte.