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ОглавлениеDie energetische Aufrichtung
Der Schwerpunkt in meiner Praxis sollte die Aufrichtungsarbeit sein. In meiner Ausbildung hatte ich gelernt, dass die Ursachen für körperliche Probleme in Wahrheit seelische und energetische Belastungen seien, welche sich beispielsweise in Wirbelsäulenverkrümmungen und anderen körperlichen Beschwerden bemerkbar machen könnten. Durch die energetische Aufrichtungsarbeit sollten diese Ursachen gelöst werden, wodurch sich der Körper sofort aufrichten und ein Heilungsprozess in Gang kommen würde.
Die Ausführung der Aufrichtungen orientierte sich an dem erlernten Vorgehen: Einführungsgespräch, Fragebogen ausfüllen lassen, Erklärungen, Vermessen, Vorher-Fotos erstellen, Aufrichtung durchführen, Nachher-Fotos erstellen, energetische Behandlung, Urkunde mit Vorher-Nachher-Fotos als Beweis aushändigen und vom Klienten schriftlich bestätigen lassen, dass er wirklich aufgerichtet wurde und nun gerade war.
Anfangs war das sehr spannend für mich. Was würde ich beispielsweise sagen, wenn eine Aufrichtung mal nicht klappen sollte? Diese Frage erübrigte sich jedoch, da alle Aufrichtungen funktionierten.
Es machte mir viel Freude, die glücklichen und verwunderten Gesichter meiner Klienten zu sehen. Ihnen war es ein Rätsel, wie das alles geschehen konnte, und auch ich war jedes Mal aufs Höchste erstaunt.
In meinen Flyern benutzte ich zwar Begriffe wie „Herstellung der göttlichen Ordnung“, aber ich erwähnte nie Gott selbst. Ich sagte nicht, dass bei den Aufrichtungen Gott irgendwie wirken würde.
Wenn ich die Klienten aufrichtete, sagte ich:
„ Ich beginne mit der Aufrichtung.
(Es folgte meine Handbewegung.)
Ich bin fertig. “
„Ich mache das, und Gott wirkt dabei …“ wäre mir zum einen viel zu anmaßend gewesen und zum anderen hätte ich das selbst nicht verstanden.
Aus der Sicht meiner Klienten muss sich das Ganze wohl so dargestellt haben: Da ist jemand, der sich Heiler nennt, irgendetwas von einer göttlichen Ordnung, Blockaden und fließenden Energien erzählt, eine Handbewegung macht und der Rücken ist plötzlich gerade.
Mit der nächsten Handbewegung nimmt derselbe Heiler das Geld für seine Dienste entgegen. Und in den Flyern, die in seiner Praxis ausliegen, werden weitere energetische Hilfsmittel, Behandlungen und Kurse zum Kauf angeboten.
Was in den Köpfen der meisten Menschen hängengeblieben sein dürfte, ist:
„Der Heiler hat mir geholfen und es hat 130,- € gekostet.
Und er bietet auch noch andere Dinge zum Kauf an.“
So weit, so gut. Doch was wäre gewesen, wenn bei dem einen oder anderen Klienten nach einiger Zeit dieselben Beschwerden wieder aufgetreten wären?
Dass diese Überlegung nicht unbegründet war, zeigte sich, als Klienten zu mir kamen und mir erzählten, dass sie schon von einem anderen Heiler aufgerichtet worden wären, diese Aufrichtung aber nicht lange gehalten hätte. Einige wären auch bei genau dem Heiler gewesen, bei dem ich meine eigene Ausbildung gemacht hatte.
Auf meine Frage, was sie denn nach ihrer Aufrichtung in ihrem Leben geändert hätten, schauten sie mich nur verständnislos an.
„Was bitte schön kann ein Heiler dafür, wenn jemand nach seiner Aufrichtung wieder in seinen alten Trott verfällt, der ihn schon einmal so krumm und schief gemacht hat? Wenn eine Person nicht bereit ist, etwas an ihrem Verhalten zu ändern, dann ist nur sie dafür verantwortlich – niemand sonst!“ – dachte ich mir.
Hier bemerkte ich einen gravierenden Schwachpunkt der „energetischen Aufrichtung“:
Bei dieser Methode wurde mit den Menschen etwas gemacht. Sie wurden aufgerichtet. Ihre Blockaden wurden gelöst. Das alles geschah durch einen Heiler. Die betroffenen Menschen selbst blieben passiv, ließen sich behandeln und bedienen.
Die Menschen sahen darin (zu Recht) nur eine Behandlung durch eine andere Person – eine reine Dienstleistung, für die sie schließlich bezahlten.
Ein Gesundheitsvertag mit sich selbst
Um es den Menschen verständlich zu machen, dass sie selbst aktiv werden müssen, dachte ich mir einen „Gesundheitsvertrag“ aus. In diesem Vertrag sollten die Klienten vor ihrer Aufrichtung mehrere Dinge aufschreiben.
Dieser Vertrag enthielt drei Spalten:
Die erste Spalte trug die Überschrift „Genesungswünsche“. Darin sollten alle Dinge aufgeschrieben werden, die man gerne loswerden wollte. Zum Beispiel: Krankheiten, Macken, Sorgen, Ängste, Albträume … .
In der zweiten Spalte „Verzicht“ sollte eingetragen werden, auf was man verzichten würde oder was man ändern wollte, wenn die Wünsche aus der ersten Spalte tatsächlich erfüllt werden sollten. Zum Beispiel: Rauchen, Trinken, zu fettes Essen, sich am Mobbing von anderen beteiligen, … .
In der dritten Spalte „Neues“ sollten positive Dinge eingetragen werden, mit denen man im Falle einer Wunscherfüllung beginnen wollte.
Zum Beispiel: Mehr spazieren gehen, Sport treiben, anderen helfen, … .
Auf diese einfache Weise sollten sich die Menschen überlegen, was ihnen ihre eigene Gesundheit wert ist.
Dazu eine ganz konkrete Frage an Sie:
Was wären Sie bereit, für Ihre Gesundheit Neues zu tun, und welche alten schädlichen Dinge und Verhaltensweisen würden Sie zum Wohle Ihrer Gesundheit aufgeben?
Wenn Sie mögen, versuchen Sie, solch einen Gesundheitsvertrag für sich selbst zu erstellen – einfach nur so aus Spaß, ohne jegliche Verpflichtung. Würden Sie für jeden Wunsch in der ersten Spalte auch einen Eintrag in der zweiten und dritten Spalte finden?
Vielleicht fangen Sie ja auch an, die Einträge in den Spalten nach ihrer Wichtigkeit, Dringlichkeit oder auch Bequemlichkeit zu sortieren. Probieren Sie es ruhig einmal aus. Sie werden erstaunt sein, vor welchen großen Herausforderungen Sie plötzlich stehen können.
Kurz nachdem mein Konzept für den Gesundheitsvertrag ausgereift war, war er auch schon wieder hinfällig. In der Praxis kam er nur einen Tag lang zum Einsatz. Immer schneller ging die Entwicklung voran.