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Der Tod des Alchimisten Die Kassette 1

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„Die Kassette!“, war ihr erster Ausruf, als die Marquise von Brinvilliers den Tod ihres Liebhabers erfuhr. Kein Schmerzensschrei, kein Zeichen von Verzweiflung, keine Träne - nur „die Kassette!“ Woran dachte sie dabei, was war ihr daran so wichtig, wichtiger als ein Menschenleben? Barg die Kassette einen Schatz: Geld, Gold, Juwelen - oder ein Geheimnis, das dem Besitzer Macht verlieh über andere, Dokumente, die jemanden ins Verderben stürzen konnten, am Ende gar sie selbst?

„Die Kassette!“ Wer die Marquise genau kannte, hätte die nur mühsam unterdrückte Besorgnis in ihrer Stimme kaum überhören können, obwohl ihre Miene nichts davon verriet, sie wirkte gefasst und beherrscht wie immer.

Sofort nach dem Ableben von Sainte-Croix hatte man sie benachrichtigt, noch ehe die Legende sich verbreitete, er sei an den Folgen eines Unfalls während eines chemischen Experiments gestorben. Die Glasmaske, mit der er sein Gesicht vor den giftigen Dünsten schützen wollte, sei, so hieß es, bei seiner gefährlichen Arbeit heruntergefallen und auf dem Boden zerbrochen. Nur ein einziger Atemzug des Gifthauchs habe genügt, ihn auf der Stelle zu töten. Ganz so abwegig klang das nicht, wenn man wusste, womit er sich seit vielen Jahren beschäftigte.

In Wirklichkeit aber war Sainte-Croix nach mehrmonatigem Krankenlager am dreißigsten Juli 1672 eines natürlichen Todes gestorben. Einige Personen, die ihn in dieser Zeit in seiner heimlichen Klause in der Sackgasse Place Maubert besucht hatten, waren Zeugen seines Siechtums gewesen. Dort in seinem sagenhaften Laboratorium befand sich auch ein „Ofen der Geheimnisse“, wo der Verstorbene sogenannte „philosophische Studien“ betrieben, mit anderen Worten: am Stein der Weisen gearbeitet hatte, dem Traum aller Alchimisten.

Das Pulver

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