Читать книгу Kater Murr und die Mäuse - Helmut Höfling - Страница 3
Schon tanzen die Mäuse auf dem Tisch
ОглавлениеKaum hatte der Kater die Küche verlassen, da schlüpften die Mäuse schon aus ihrem Loch. Zunächst wagte sich allerdings nur der Mäuserich mit dem Kopf heraus. Vorsichtig schaute er sich um und schnupperte. „Pieps, pieps“, meldete er dann, „die Luft ist rein.“
„Ganz bestimmt, Knabberich?“, fragte Flitzelinchen den Mäuserich.
„Nur keine Angst, Flitzelinchen“, munterte Knabberich die kleine Maus auf, „und das gilt auch für dich, Huscherinchen“, sagte er zu der anderen Maus, die mit ihm in dem Mauseloch lebte. „Kommt beide heraus, Kater Murr ist spazieren gegangen. Die ganze Küche gehört jetzt uns.“
„Pieps, pieps“, antwortete Huscherinchen erleichtert und huschte aus ihrem Versteck hervor. „Endlich mal wieder frische Luft. In dem Loch da ist es immer so muffig.“
„Was könnten wir es doch so schön haben, wenn Kater Murr uns nicht dauernd auflauerte“, klagte Flitzelinchen. „Er macht uns noch das Leben zur Hölle.“
„Aber was redest du denn da noch lange herum, Flitzelinchen“, meinte der Mäuserich. „Kater Murr ist fort, und so bald kehrt er nicht wieder zurück.“
„Ja, Knabberich, du hast Recht. Jetzt haben wir hier den Himmel auf Erden. Lasst uns doch mal rumschnuppern, was es denn alles für Leckereien in der Küche gibt.“
Und schon schwirrten die drei los.
„Ich habe ein Brötchen gefunden“, rief Flitzelinchen im nächsten Augenblick.
Damit aber konnte sie den Mäuserich nicht locken. „Wer knabbert denn schon Brötchen“, wandte er ein, „wenn es Kuchen gibt.“
„Wo ist Kuchen?“, wollte Huscherinchen von Knabberich wissen.
„Kommt nur her zu mir, alle beide. So leckere Buttercremetorte habe ich mein Lebtag noch nicht gegessen.“
„Wahrhaftig“, bestätigte Flitzelinchen, nachdem sie ein kleines Stückchen davon genascht hatte. „Da gehen einem ja die Augen über!
Das fand auch Huscherinchen, die mitten auf die Buttercremetorte geklettert war und den Hals nicht voll genug kriegen konnte. „Von der Torte allein könnten wir drei eine ganze Woche leben.“
„Aber schlagt euch nicht mit der Cremetorte den Bauch voll“, mahnte der Mäuserich seine beiden Mäuse. „Nachher wird es euch sonst wieder schlecht.“
Flitzelinchen hielt inne und schnupperte erregt. Ein Duft, dem sie nicht widerstehen konnte, kitzelte ihre Nase, und wenn ihre Nase sie nicht täuschte, dann musste ganz in der Nähe Kaffee sein. Sie brauchte auch nicht lange zu suchen, um eine Tasse zu finden, die noch halbvoll war. Gierig beugte sie sich über den Rand und begann zu schlürfen. Kaffee trank sie für ihr Leben gern, man bekam davon immer so ein angenehmes Herzklopfen, wie sie freimütig gestand.
„Komm lieber hierher, Flitzelinchen“, rief der Mäuserich ihr zu, „und probiere mal die saftige Birne, die ich gerade gefunden habe.“
Doch Flitzelinchen schüttelte den Kopf „Aus Birnen mach ich mir nicht viel, Knabberich.“
„Aber Obst ist viel gesünder als Kaffee.“
„Ich fühle mich gesund genug.“
„Kaffee macht hässlich“, foppte der Kater sie.
Flitzelinchen hätte sich vor Schreck fast verschluckt, als sie das hörte. „Ist das wirklich wahr?“, fragte sie ängstlich.
„Ja, man bekommt davon eine ganz schrumpelige Haut.“
„Dann allerdings rühr ich ab heute keinen Kaffee mehr an“, beteuerte Flitzelinchen. „Darauf kannst du dich fest verlassen.“
„Ach, kommt doch mal schnell her, ihr beiden!“, rief Huscherinchen von weitem. „Ich habe was ganz Besonderes gefunden.“
„Was denn?“
„Käse, saftigen Schweizer Käse und ganz fetten Holländer!“
Flitzelinchen rümpfte die Nase. „Also ich verstehe nicht, wie jemand Käse essen kann. Man stinkt doch nachher von Kopf bis Fuß nach diesem Zeug.“
„Du weißt eben nicht, was gut ist“, wies Huscherinchen sie zurecht. „Für mich ist Käse der köstlichste Festschmaus.“
„Warum redest du denn noch lange um den Käse herum, statt ihn zu essen?“, wunderte sich Knabberich, der noch immer an seiner Birne naschte.
„Weil ich nicht dran kann“, erklärte Huscherinchen verzweifelt. „Er steckt nämlich unter der gläsernen Käseglocke hier.“
Erst jetzt richtete sich der Mäuserich auf und schaute zu Huscherinchen hin, die sich vergeblich bemühte, doch noch ein Schlupfloch unter der Käseglocke zu finden. Knabberich aber wusste gleich, wie er Huscherinchen helfen konnte. Zusammen mit Flitzelinchen hob er die schwere Käseglocke an einer Seite etwas hoch, so dass Huscherinchen flink darunter schlüpfen konnte. Das kleine, käsegierige Mäuslein musste sich allerdings gehörig platt machen und rasch sein Schwänzchen mit hineinziehen, denn schon im nächsten Augenblick verließen Knabberich und Flitzelinchen die Kräfte: Sie mussten die Käseglocke loslassen, die mit einem leichten Knall auf die Glasplatte darunter fiel.
„Guten Appetit, Huscherinchen“, rief Knabberich, dem vor Anstrengung schon das Blut zu Kopf gestiegen war.
„Danke, danke“, klang es aus der Käseglocke. „Ich könnte vergehen vor Wonne bei so viel Käse!“
„Ja, aber denk daran, uns zu rufen, wenn du wieder heraus willst, damit wir dir die Käseglocke hochheben.“
„Vorläufig bringt mich so schnell nichts hier heraus“, antwortete Huscherinchen mit vollem Mund. „Ich futtere mich hier kugelrund.“
Knabberich dagegen schnupperte überall herum, um ein Stück Speck aufzutreiben. Das war nämlich seine Leibspeise, während Flitzelinchen zur Abwechslung nach einem Stückchen Schokolade Ausschau hielt.