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Das Loch im Zaun
ОглавлениеDas dicke Fränzchen war schon tüchtig bepackt, als Heini aus seinem Baum herunterrief: „Haut ab, Leute, der Gärtner kommt!“
Schneller als er hinaufgeklettert war, rutschte der Junge am Stamm hinunter.
Der lange Gustav verlor vor Schreck den Halt und plumpste rücklings ins Gras. Obwohl er sich wehgetan hatte, raffte er sich flink auf und rannte davon – hinter Heini her.
„Ihr Lausebengel, ihr frechen!“, schimpfte der Gärtner und schwang drohend einen Stock. „Wartet, ich zieh euch die Ohren lang!“
Da die Ohren des dicken Fränzchen schon lang genug waren, zog der Junge es vor, gleichfalls Reißaus zu nehmen. Doch durch die vielen Äpfel in den Taschen und unterm Hemd war er so steif geworden, dass er in der Hast zunächst mal über die Früchte am Boden stolperte und auf die Nase purzelte.
Ausgerechnet jetzt, wo der Gärtner schon so nahe ist, dachte er und rappelte sich auf.
„Ich schlag euch windelweich, ihr Bürschchen!“, rief der Mann. „Meine Äpfel stehlen… so eine Frechheit!“
Inzwischen waren Heini und Gustav am Zaun angelangt und schwangen sich hinüber. Dabei blieb der Lange mit dem Hosenboden an einem Nagel hängen und riss sich ein Loch.
So ‘n Pech! dachte er, jetzt muss ich mir wieder ’ne Entschuldigung ausdenken für meine Mutter. Sonst versohlt sie mich noch.
Heini und Gustav befanden sich jetzt schon in Sicherheit. Denn auf die Straße folgen und ihnen nachlaufen, das konnte der Gärtner nicht. Dafür war er bereits viel zu alt und wacklig.
Es genügte ihm, wenn er wenigstens einen von den Lausebengels zu fassen kriegte, und das sollte das dicke Fränzchen sein!
Der Junge hatte zwar schon den Zaun erreicht, aber hinüberklettern konnte er nicht. Dazu war er zu steif und schwer, das wusste er genau. Darum begann er wieder, sich durch den Zaun zu zwängen. Den Kopf hatte er schon hindurchgesteckt und auch den Oberkörper mit den Armen. Aber dann ging es plötzlich nicht mehr vorwärts: Die vielen Äpfel in den Taschen, unterm Hemd und auch die im Bauch hatten das dicke Fränzchen so dick gemacht, dass er im Loch stecken blieb. Da nützte es auch nichts, dass er die Luft anhielt, um sich dünner zu machen.
Gerade in diesem Augenblick stürzte der Gärtner herbei.
„So, mein Bürschchen“, schnaufte er, „wenigstens einen von euch hab ich noch erwischt!“
„Ich – ich bin am wenigstens dran schuld“, jammerte der Junge.
„Das sagt ihr alle, wenn man euch schnappt.“
Die anderen haben mich einfach mitgeschleppt, und ich – ich bin nicht auf den Baum geklettert.“
„Ja, das kann ich mir denken. Du bist ja auch viel zu dick dazu. Aber die Äpfel, die deine Freunde runtergeschüttelt haben, die hast du dir schön in die Taschen gestopft.“
„Bitte, bitte, tun Sie mir nichts!“
Doch der Gärtner ließ sich nicht erweichen. „Das könnte dir so passen, mein Bürschchen! Ich soll dich wohl gar noch belohnen, wie?“
Alle Jammer half dem dicken Fränzchen nichts. Er steckte so unglücklich zwischen den Latten fest, dass der Mann bequem das Hinterteil des Jungen verbimsen konnte.
Ja, die Prügel schmeckten saurer als die sauersten Äpfel. Aber der Junge biss die Zähne zusammen und gab keinen Laut von sich. Nur ein paar Tränen kullerten ihm über die Backen hinab.
Erst als dem alten Mann die Puste ausgegangen war, ließ er von dem dicken Fränzchen ab und kehrte an seine Arbeit zurück.
Den Jungen aber ließ er im Zaun stecken. Trotz aller Anstrengungen konnte sich das dicke Fränzchen weder vorwärts noch rückwärts bewegen.