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Hügel

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Grau und kahl stehen die Hügel, unter deren Decke jene liegen, die sie bepflanzten, Bäume setzten, von denen Reste verkrüppelt mit zerschossenen Ästen noch stehen.

Über die Hügel hat sich das Schreituch gelegt, ein dickes Tuch, das Menschen zusammengeschrien haben, bevor sie umgestoßen, erschlagen und verscharrt wurden. Rotbraun sind die Spuren ihrer Schreie, toskanisch zum Gefäß gerundet und erhöht. Höher als die Türme von Menschenhand gebaut durchstößt es die Wolkendecke und ragt weit in den Himmel hinein. Das obere Ende ist von unten nicht mehr zu erkennen.

Außen am Gefäß hat der Künstler Majograsso die Erschaffung und das Wirken von Menschen aufgemalt, anders, aber nicht kleiner als die in der Sixtinischen Kapelle von Michelangelo, wo auch Menschen mit ihren Werken zugange sind.

Im Gefäß stecken keine Blumen für den Himmel, sondern Menschen wie du und ich, die sich in endlosen Lagen bis in den Himmel liegen, weil sie das Schreituch über den Hügeln erstickt hat; weiter oben helfen sie sich gegenseitig auf. Von denen, die sie unters Schreituch brachten, erwarten sie keine Hilfe, weil die sich an der Not und am Menschen vergreifen und sich ihrer Stärke an Wehrlosen noch rühmen.

Auf den Kontinenten überziehen Schreitücher die Hügel von Toten. Die Spuren sind im Rotbraun der toskanischen Erde, den Rückständen des verklungenen Requiems von den Untergangschören gesungen.

Der Planet ist voll von Hügeln gestopft mit Menschen, denen das Schreituch übergezogen wurde. Auf den Hügeln verwirren die rotbraunen Pfade. Man hört die Schreie bis in den Schlaf hinein, die einen zu ersticken drohen. Was ist das für ein Menschenfleiß, der sich nicht stoppen lässt!


Am Tor der alten Heimat

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