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Meißelgeschichte

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Dem Herbst gehört die Frucht. Auch wenn sie bitter schmeckt, sie belohnt den Fleiß der Arbeit. Jahre und Furchen sind im Gesicht und in den Händen ‘eingemeißelt’. Es ist die Meißelgeschichte, die im Leben ohne Ende ist.

Jahresnüsse werden geknackt, dabei werden hirnige Kerne aus der Schale befreit, dass die Zeit mit dem Momentum kommt und das Perpetuum mobile freisetzt. Es ist ein kühnes, virtuoses Unterfangen.

Nur dem Lebenden gilt das Ende, solange er zwischen Kopf- und Fußende steckt, staunend vor dem Kreis steht und den Punkt betrachtet, der als Doppelpunkt von Anfang und Ende herumkreist, ohne ihm aufsitzen und auf ihm aufsteigen zu können.

Die Gestalt passt nicht in den Punkt, der Ausgeformtes nicht aufnimmt, das dem Ende entgegenaltert, was dem kreisenden Punkt der neuen Werdemöglichkeit vorbehalten bleibt.

Die Gestalt ist Frucht, und die Frucht ist vergänglich, dass man sie pflücken muss, wenn sie reif ist. Ein zeitliches Darüberhinaus gibt es nicht.

Der Kern gehört in den Boden, damit der Keimling sprossen kann, dem der Kern den Seinsgrund gibt und dabei selbst zugrunde geht.

Es ist die Meißelgeschichte, die im Gesicht und in den Händen zu lesen ist.



Am Tor der alten Heimat

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