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3. Wie kann man am besten zu einer Ballade eine Inhaltsangabe anfertigen?


3.1. Was ist eine Inhaltsangabe überhaupt und wie leitet man sie ein?

Eine Inhaltsangabe ist zunächst einmal so etwas wie ein Bericht, soll sich also auf das Wesentliche konzentrieren und vor allem sachlich sein. Das heißt: Alles, was Spannung erzeugt oder Einzelheiten schildert, hat in einer Inhaltsangabe nichts zu suchen. Ein typisches Wort, das gar nicht geht, ist „plötzlich“. Ähnliches gilt für wörtliche Rede.

Am besten beginnt man mit einem Einleitungssatz, in dem der Text und sein Verfasser vorgestellt werden. Hierzu kann man eine Art „Formular“ verwenden. So nennen wir Formulierungen, auf die man immer wieder zurückgreifen kann. In diesem Falle könnte das so aussehen:


In der Ballade "Der Handschuh" von Friedrich Schiller geht es um ...

Die fett markierten Teile kann man praktisch immer verwenden – man muss dann nur das noch eintragen, was im aktuellen Falle gilt, nämlich den Titel und den Verfasser. Solche Formulare sind sehr hilfreich.

Kommen wir zum nächsten Schritt. Jetzt braucht man nur noch eine Art "Absprungspunkt" in die Beschreibung der Handlung. Hier bietet sich natürlich der König mit seinem Kampfspiel an. Man könnte also so fortfahren:


In der Ballade "Der Handschuh" von Friedrich Schiller geht es um einen König Franz, der in Anwesenheit wichtiger Männer und Frauen seines Reiches ein Kampfspiel mit wilden Tieren veranstaltet.

Merke: Das nächste Element in der Inhaltsangabe ist eine allgemeine Aussage zur zentralen Person. Natürlich kann es in einer anderen Ballade auch eine Stadt oder eine spezielle Situation wie ein Fest o.ä. sein.


3.2 Die Zusammenfassung der inhaltlichen Schritte

Als nächstes fasst man die beschriebenen Ereignisse kurz zusammen. Dabei kann man natürlich wunderbar auf die Vorarbeiten zurückgreifen. Vorher hat man ja zu jeder Strophe eine Kurz-Beschreibung des Inhalts verfasst.


In der Ballade "Der Handschuh" von Friedrich Schiller geht es um einen König Franz, der in Anwesenheit wichtiger Männer und Frauen seines Reiches ein Kampfspiel mit wilden Tieren veranstaltet. Beteiligt daran sind ein Löwe, ein Tiger und zwei Leoparden, die ihre Kampflust zeigen, aber nicht gleich übereinander herfallen.


Jetzt kommt eine gefährliche Stelle - denn jeder gute Geschichtenerzähler würde jetzt mit "Plötzlich" oder "Auf einmal" fortfahren, das muss man in einer Inhaltsangabe allerdings vermeiden, weil sie ja ganz sachlich angelegt sein soll:

In der Ballade "Der Handschuh" von Friedrich Schiller geht es um einen König Franz, der in Anwesenheit wichtiger Männer und Frauen seines Reiches ein Kampfspiel mit wilden Tieren veranstaltet. Beteiligt daran sind ein Löwe, ein Tiger und zwei Leoparden, die ihre Kampflust zeigen, aber nicht gleich übereinander herfallen. Die Spannung steigt, als ein Ritter von seiner Dame aufgefordert wird, ihr den Handschuh, den sie wohl absichtlich zwischen die wilden Tiere hat fallen lassen, wieder zurückzubringen.

Der Relativsatz nach "Handschuh" („den sie wohl absichtlich zwischen die wilden Tiere hat fallen lassen“) ist jetzt natürlich schon eine Interpretation. Im Gedicht wird ja offengelassen, warum die Dame das tut oder wie es dazu kommt. Wenn man aber den weiteren Verlauf betrachtet, spricht alles dafür. Schließlich i^^st im Gedicht davon die Rede, dass Kunigunde "spottenderweis" spricht, also weniger aus Angst um ihren Handschuh als mit der Absicht, den Ritter zu testen oder vorzuführen - und zwar völlig unnötigerweise.


Kommen wir nun zum Schluss, in dem es um das Verhalten des Ritters geht.

In der Ballade "Der Handschuh" von Friedrich Schiller geht es um einen König Franz, der in Anwesenheit wichtiger Männer und Frauen seines Reiches ein Kampfspiel mit wilden Tieren veranstaltet. Beteiligt daran sind ein Löwe, ein Tiger und zwei Leoparden, die ihre Kampflust zeigen, aber nicht gleich übereinander herfallen. Die Spannung steigt, als ein Ritter von seiner Dame aufgefordert wird, ihr den Handschuh, den sie wohl absichtlich zwischen die wilden Tiere hat fallen lassen, wieder zurückzubringen. Nachdem er diesen Auftrag ganz ruhig erledigt hat und auch unbeschadet zurückgekommen ist, wirft er der Dame den Handschuh ins Gesicht und verlässt sie, weil er nicht so behandelt werden will.

Auch hier liegt am Ende ein bisschen Interpretation vor - aber ganz ohne geht es bei Gedichten auch nicht. Das sind ja meist sehr konzentrierte Texte, die nicht alles sagen. Das bedeutet natürlich für den Leser eine große Herausforderung. In diesem Falle dürfte die Lage aber ziemlich klar sein: Dieser Ritter hat die Heldentat offensichtlich nicht vollbracht, weil er damit bei seiner Dame besser ankommen wollte, sondern weil das anscheinend zu seinem Verständnis von Rittertum gehört. Er hat aber durchaus begriffen, dass die Dame ihn "spottenderweis" in diese Lage gebracht und sein Leben oder sein Ansehen gefährdet hat. Deshalb gibt er den "Schimpf" (so nannte man das früher) zurück und verlässt sie.

Schaubild des Aufbaus der Inhaltsangabe:Bilder sagen ja mehr als 1000 Worte – also zeigen wir hier noch einmal grafisch, wie wir die Inhaltsangabe aufgebaut haben. 1. Wir beginnen mit einem Einleitungssatz mit Angaben zum Text: Textsorte, Titel und Verfasser. 2. Rahmen, Teil 1: Dann wird ausnahmsweise mal nicht über die Hauptfigur eingestiegen. Die kommt nämlich erst später. Also beginnen wir mit König Franz, der ja schließlich der Veranstalter ist. In gewisser Weise kann man ihn auch als „Auslöser“ bezeichnen, wie wir es getan haben, weil er ja der Dame die Plattform für ihre Aktion gegen den Ritter gibt. 3. Rahmen, Teil 2: Die Überleitung erfolgt wieder durch einen Relativsatz, der den gesamten Rahmen beschreibt: festliche Veranstaltung, wichtige Gäste und wilde Tiere. 4. Handlung 1: Wichtig ist, dass die wilden Tiere sich zunächst friedlich verhalten, hierauf könnte man noch genauer eingehen, weil es ja eine sehr gespannte Ruhe ist. Wir haben hier also die Überleitung vom Rahmen zur eigentlichen Handlung. 5. Handlung 2: Es folgt der Auftrag, der eigentlich eine Mutprobe ist. 6. Handlung 3: Anschließend wird die mutige Durchführung des Auftrags beschrieben. 7. Handlung 4: Dann kommen zwei Überraschungen – zum einen der Wurf des Handschuhs mitten ins Gesicht der Dame, der Aufsehen erregt und damit eine Basis schafft für den Schluss. 8. Handlung 5: In diesem Schluss erklärt der Ritter sein Verhalten und zieht die Konsequenzen: Er geht.



Achtung: Keine wörtliche Rede übernehmen! An dieser Stelle wird noch eine weitere Regel deutlich, die wir oben schon angedeutet haben: Wörtliche Rede gehört natürlich in eine Ballade, denn sie sorgt ja dafür, dass man als Leser oder Hörer richtig mitgeht, die Gefühle der Person voll mitbekommt. Aber was in eine Ballade gehört, gehört noch lange nicht in eine Inhaltsangabe. Man präsentiert also das Gesagte nicht so, wie es zu hören war, sondern so, wie es gemeint war. Genau das sagt der Nebensatz „weil er nicht so behandelt werden will“ aus.


3.3. Fassen wir also noch einmal zusammen:

1. Eine Inhaltsangabe soll sachlich geschrieben sein und sich auf das Wesentliche konzentrieren.

2. Alle Wörter, die Spannung erzeugen, sollten vermieden werden, ebenso wörtliche Rede.

3. Am besten beginnt man mit einer Art Formular, in der die Art des Textes, seine Überschrift, sein Verfasser und - wenn bekannt - die Entstehungszeit genannt werden. Von dort aus geht man dann über zum zentralen Ereignis oder zur entscheidenden Figur der Ballade.

4. Die Sätze sollten nicht zu kurz sein - also möglichst Hauptsätze und Nebensätze - die geschickt miteinander verbunden werden.

5. Die Inhaltsangabe wird im Präsens geschrieben, bei Vorzeitigkeit verwendet man das Präsens - nach Wörtern wie "Nachdem" oder "Als", die dann mit einem Perfekt enden, muss man unbedingt darauf achten, dass man wieder ins Präsens zurückkommt.


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