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5 DU2: Big Bang Theory im Deutschunterricht? (Mat304)
ОглавлениеKurz-Info zu der folgenden Textvorlage:Präsentiert wird eine Art Kommentar bzw. Glosse, wie man hin und wieder in Zeitungen finden kann. Inhaltlich und thematisch gibt es Überschneidungen mit dem Text zur Germanistik im Deutschunterricht. Dieser setzt den Akzent mehr auf die Frage, welche Gegenstände man für den Unterricht nutzt. Außerdem ist der Schluss ein gutes Beispiel, wie man einen solchen Text wirkungsvoll abrunden kann. Wie der andere Text zum Deutschunterricht setzt auch dieser natürlich voraus, dass man bereit ist, offen ggf. auch über den eigenen Deutschunterricht mit den Schülern zu sprechen – falls das nicht schon längst gängige Praxis ist ;-) Im Unterschied zum Germanistik-Text geht es hier weniger um eine Vorlage für einen Leserbrief als seine Basis für Diskussion bzw. Debatte. Natürlich kann man auch einen Leserbrief zu einer Glosse schreiben – allerdings sollte man dann die Schüler auf diese Besonderheit hinweisen. Mitten im Leben? Oder voll daneben?Wenn Schüler in ihr eigenes Leben abgeholt werden sollen ... Es ist sicher eine gute Idee, wenn Lehrer ihre Schüler im Unterricht “abholen” wollen. Sie sollen eben das Gefühl haben, dort ginge es zu wie “mitten im Leben”. Im Deutschunterricht kann das dann bedeuten, dass Balladen auch mal zu einem Rap verarbeitet werden. Oder statt moderner Lyrik werden dann doch lieber Hiphop-Texte besprochen. Und wenn es um Probleme der Kommunikati-on geht, dann spielt man eben irgendeine Folge der amerikanischen Kultserie Big Bang Theory ein. Alles schön, aber auch gut? Schule soll junge Menschen doch wohl über ihre bisherigen Erfahrun-gen hinausführen. Sie sollen mit Überwindung von mehr oder weniger großem Anfangs-Widerstand an neue Dinge herangeführt werden. Wobei dann auch häufig das Sprichwort gilt: “Der Appetit kommt [erst] beim Essen.” Führt wirklich das “Ver-rap-pen” von Balladen zu einer größeren Be-reitschaft, sich mit ihrem Inhalt zu beschäftigen? Wie geht es einem Hiphop-Liebhaber unter den Schülern, wenn seine Texte nicht mit denen großer Dichter mithalten können? Kann man die Ana-lyse der Kommunikation zwischen Menschen nicht doch lieber gleich mit der Klärung eines wichti-gen Themas in einer guten Talkshow verbinden? Fragen über Fragen - und sicher gibt es keine ein-deutigen Antworten. Aber Lehrer sollten schon ein bisschen vorsichtig sein, wenn sie zu viel Alltag in die heiligen Hallen der Kultur einbeziehen. Sonst könnte ihnen passieren, was einem Lehrer wi-derfuhr, der an einem Freitagvormittag einen Text bearbeiten ließ, in dem es vor allem um Woche-nend-Vergnügungen ging. Ein Schüler meldete sich und schlug vor, doch direkt Schluss zu machen, dann hätte man mehr vom Wochenende. Aufgaben:
1. Fasse zunächst mit eigenen Worten kurz zusammen, worum es in diesem Text geht.
2. Was spricht dafür, möglichst viele Dinge in den Unterricht einzubeziehen, in denen sich Schüler auskennen?
3. Wieso muss Schule aber auch Dinge bringen, die anstrengend sind bzw. eine Herausforderung darstellen?
4. Formuliere in einem kurzen Statement deine Meinung zu dem Vorschlag, am besten in der Form, dass du zunächst auf die Vorteile der Gegenmeinung eingehst („zwar ...“) und dann deine eigene Meinung präsentierst und begründest.
5. Überlege dir, wie du deine Meinung in einem Leserbrief bzw. in einem gut begründeten Forumseintrag formulieren könntest. Achte dabei auch auf einen Einstieg, der Interesse weckt.
Hinweise zur Lösung der Aufgaben:
1. Fasse zunächst mit eigenen Worten kurz zusammen, worum es in diesem Text geht.Es geht darum, dass die Schule sich bei Themen und Texten nicht zu sehr auf die Alltagswelt bzw. die Interessen von Schülern einstellen soll. Das bringt zwar möglicherweise mehr Motivation, verletzt aber das Prinzip, dass Schule Schülern mehr beibringen soll, als sie schon kennen. ---------- 2. Was spricht dafür, möglichst viele Dinge in den Unterricht einzubeziehen, in denen sich Schüler auskennen?Zunächst einmal geht es um Motivation, dann aber auch um die Einbeziehung der Erfahrungen der Schüler, von denen auch die Lehrer etwas lernen können. Darin liegt also das Potenzial, den Unterricht zu bereichern. ---------- 3. Wieso muss Schule aber auch Dinge bringen, die anstrengend sind bzw. eine Herausforderung darstellen?Weil die Schule viele Bildungsinhalte an Schüler herantragen soll und kann, auf die sie selbst nicht kämen. Außerdem braucht jeder Mensch mehr oder weniger einen Antrieb von außen, um Anfangswiderstände zu überwinden. Dazu kommt, dass alles Schwierige eben auch einen erfahrenen Lehrer braucht, der den Weg ebnet und über Schwierigkeiten hinweghilft. Man denke zum Beispiel an einen Klavierlehrer, ohne den die meisten Menschen kaum zum Klavierspiel kommen würden. ---------- 4. Formuliere in einem kurzen Statement deine Meinung zu dem Vorschlag, am besten in der Form, dass du zunächst auf die Vorteile der Gegenmeinung eingehst („zwar ...“) und dann deine eigene Meinung präsentierst und begründest.Natürlich stimmt es, dass Schule es sich nicht zu leicht machen sollte, indem sie nur angenehme und vielleicht auch leichte Themen präsentiert. Aber sie sollte das auf jeden Fall im Auge behalten – gewissermaßen als Erholungsort für Schüler nach anstrengender Arbeit oder auch als Anerkennung, dass die Lebenswelt der Jugendlichen auch ihre Berechtigung und ihren Wert hat. Am wichtigsten ist das offene Gespräch über die Auswahl der Themen mit guten Erklärungen bzw. Begründungen. ---------- 5. Überlege dir, wie du deine Meinung in einem Leserbrief bzw. in einem gut begründeten Forumseintrag formulieren könntest. Achte dabei auch auf einen Einstieg, der Interesse weckt.1. Man sagt der Fortschritt sei eine Schnecke – aber in den letzten Jahren sieht es damit in einem Bereich ganz anders aus. Wer sich zum Beispiel Lesebücher von heute anschaut und sie mit solchen der Eltern oder gar Großeltern vergleicht, der stellt fest: Sie sind nicht nur bunter, sondern auch vielseitiger und vor allem stärker auch auf Themen und Interessen der Jugendlichen ausgerichtet. 2. Allerdings kann man dabei auch übertreiben, indem man auf wichtige traditionelle Inhalte überhaupt nicht mehr oder nur noch aktualisierend oder gar karikierend eingeht. 3. Hier ist es wichtig, die unterschiedlichen Rollen von Lehrern und Schülern im Auge zu behalten. Ein guter Lehrer macht es seinen Schülern nicht zu leicht, indem er vorwiegend das anbietet, was sie gerne machen. 4. Das ist wie beim Training. Wenn dort wenig Schweiß vergossen wird, kann im Wettbewerb nicht die volle Leistung abgerufen werden. 5. Dementsprechend muss ein guter Kompromiss gefunden werden, bei dem beide Seiten möglichst offen über ihre Interessen sprechen. 6. Auf jeden Fall ist es besser, wenn man über den Deutschunterricht nicht nur stöhnt, sondern auch erkennt, wozu er gut ist und das möglichst häufig an Beispielen erprobt, die mit dem Leben der Schüler etwas zu tun haben. ---------- Wem diese „Lehrerlösung“ zu schülerfern erscheint, könnte zum Beispiel so ansetzen: 1. Schön, dass jemand mal überhaupt deutlich macht, dass Schule für die Schüler da ist. 2. Schließlich geht es um ihre Zukunft – und die ist mehr von ihrem Leben bestimmt als vom Leben der Lehrer oder Schulbuchmacher. 3. [Hier könnten dann aktuelle Beispiele aufgeführt werden, die aus der Sicht der Schüler negativ sind.] 4. Deshalb sollte der Ansatz eher noch ausgeweitet werden, indem interessierte Schüler zum Beispiel die Möglichkeit bekommen, an der Entstehung eines Schulbuches mitzuwirken. 5. Natürlich ist klar, dass sie nicht alle Aspekte berücksichtigen können, die über ihren Horizont hinausgehen – schließlich sollen sie ja erste noch Dinge kennenlernen. 6. Aber wenn die andere Seite mehr oder weniger gezwungen wird, die Wichtigkeit bestimmter Themen und Texte zu erklären, könnte das für beide Seiten nützlich sein.