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In Sachen Kleidung

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Am nächsten Morgen packte Berger seine befleckte Hose zu einem inzwischen immensen Berg an Schmutzwäsche und stopfte einen Teil in die Waschmaschine. Gähnende Leere im Kleiderschrank brachte ihn auf die Idee, sich in der Stadt nach neuer Kleidung umzuschauen. Auch wollte er sich dafür belohnen, dass er endlich nach viel zu langer Pause wieder mit dem Schreiben begonnen hatte, obgleich er auch noch ein wenig unsicher war, ob es eine gute Wahl war, über einen erfolgreichen Autor zu schreiben. Da aber nicht der Erfolg das Thema war, sondern die Entfremdung des Schreibenden von der Wirklichkeit, hielt er seine Entscheidung nach wie vor für richtig. Ein kommerziell erfolgreicher Autor schien ihm dem wahren Leben noch entrückter als ein am Hungertuch darbender.

Ein wenig graute ihm vor dem Einkauf. Wie sollte er die richtigen Größen oder Farbkombinationen ohne weiblichen Rat finden? Aber er machte sich gar nicht schlecht dabei, wie er selbst fand. Anscheinend hatte er sich bis jetzt nur aus Bequemlichkeit kein eigenes Urteil gebildet. Immer im Glauben, dass das der Frauen – in dieser Hinsicht – ohnehin seinem überlegen war.

Schließlich hatte er es stolz zu drei riesigen Tüten mit Hosen, Hemden und Pullis gebracht. Die deponierte er an einem Stand des Kaufhauses, um sich dann unbeschwert in der Computer-Abteilung umzusehen. Vor einem Zubehörregal für drahtlose Spielereien bückte er sich zum untersten Fach und las die Beschreibung auf der Packung.

„Kennen Sie sich damit aus?“

Er blickte hoch und erkannte die Dunkelhaarige von gestern Abend. Er grinste wie jemand, der beim Apfeldiebstahl erwischt worden war. „So einigermaßen. Was suchen Sie denn?“

„Ach Sie sind es. Haben wir uns nicht gestern Abend im Redcliff gesehen?“

Berger war klar, dass sie damit meinte, dass er sie ständig angestarrt hatte. „Aber ja. Sie gehörten doch zu dem Filmteam, das gefeiert hat.“

„Das war vielleicht eine verrückte Produktion, sag ich Ihnen. Die werden jede Menge Nachdrehs haben.“

„Und werden Sie wieder als Beraterin dabei sein?“

„Woher wissen Sie von meiner Funktion?“

Berger gab zu, dass er sich nach ihr erkundigt hatte. Aber das schien ihr gar nichts auszumachen. Sie sprachen auch nicht lange davon und sie machte ihn kurz entschlossen zu ihrem Fachberater in Computerfragen. Manchmal stellte er sich dümmer als er war, um sie zu weiteren Nachfragen zu bewegen.

Dann hatten sie schließlich alles zusammen, was ihr zu ihrem Computerglück fehlte und gingen Richtung Kasse. Inzwischen duzten sie sich, wie das bei Kneipenbekanntschaften so üblich ist. Kurz vor der Kasse blieb sie stehen.

„Jetzt haben wir so viel für mich gekauft und du hast gar nichts.“

„Ich wollte mich ohnehin nur informieren.“

„Nein, du musst auch etwas kaufen.“

„Na gut, vielleicht einige CD-Rohlinge, die kann man immer gebrauchen.“

„Die bezahl ich dir natürlich.“

Berger kam mit den Rohlingen zurück und präsentierte sie demonstrativ.

„Aber nicht gleich aufessen!“, sagte sie mit gespielt ernsthafter Miene.

Berger schaute sie ungläubig an, strahlte dann aufgrund ihres goldigen Humors und biss zum Spaß in die Packung.

Nicht gleich aufessen!

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