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Mit immer regerer Theilnahme sah Deutschland in den letzten Tagen auf die Strebnisse der Fläminge. Wo aber, von denselben die Rede war und ist, da wird Conscience’s Name vor Allen genannt als der eines der Ersten, der sich für die Sache seines Volkes in die Bresche warf, der mit der größten Kraft an dem schlummernden Nationalgeiste rüttelte und zumeist zu seinem Erwachen beitrug. Darum denn mag er auch diese Sammlung eröffnen.

Ueber sein Leben und Wirken behalte ich mir Ausführlicheres vor; hier nur noch einige Worte über den Inhalt dieses ersten Bändchens.

Es enthält die gesammelten Novellen und kleinern Stücke Conscience’s (die drei ausgenommen, welche Herr Fürstbischof Diepenbrock übersetzte), die vor etwa vier Wochen unter dem Titel »Avondstonden« erschienen.

Eins der Stücke des Originals ließ ich mit Zustimmung des Verfassers, als weniger allgemein ansprechend, ausfallen (Weetlust en Geloof. Zinnebeeld), und schaltete dafür eine seiner ersten Novellen »der lange Nagel« aus der im Jahre 1837 erschienenen »Phantazy« ein. In diesem Buche, sowie in dem »Wonderjaer,« welches Conscience in demselben Jahre herausgab, tobt noch ausschließlich der Geist der kräftig wilden Geusenzeit, der auch in dem drei Jahre jüngeren »Gerhard« noch blüht. Von da ab aber verließ Conscience sie, um nie mehr zu ihr zurückzukehren. Er malte nun Scenen voll Wahrheit aus dem Volksleben unserer Tage, und darin blieb er bis jetzt unerreicht von seinen Landsleuten. Wie sehr auch Deutschland den Werth dieser Bilder anerkannte, das sagt uns die seltene Aufnahme, welche das seit einigen Monaten in mehr denn 14000 Eremplaren verbreitete »flämische Stillleben«[Eben erschien auch eine englische Uebersetzung dieser Erzählungen.] fand.

Nicht für Alle aber ist diese einfache, mitunter derbe flämische Kost; sehr Vielen mag sie fast ungenießbar sein. Diese mögen immerhin dieß erste Bändchen ungelesen lassen; sie werden in der »Geschichte des Grafen Hugo van Craenhove und seines Freundes Abulfaragus« und in dem prächtigen »Löwen von Flandern,« welche ich in den folgenden Bändchen in schneller Folge liefere, sich doppelt erfreuen. Als Schluß dieser »Auswahl« folgen dann die drei schon durch Herrn von Diepenbrock übertragenen Novellen.

Zur Verhütung etwaiger Mißverständnisse muß ich noch bemerken, daß der Verfasser nach dem Drucke der »Avondstonden« hier und da, und vor Allem in der zweiten Novelle, noch bedeutende Abänderungen machte, die folglich nur dieser Uebertragung zu Gute kommen; dieß rechtfertigt zugleich den durch ihn angenommenen Zusatz auf dem Titel: »unter Mitwirkung des Verfassers.«

Brüssel, 1. Januar 1846.

Joh. Wilh. Wolf.

Abendstunden

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