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Im Frühstücksraum war ein kleines Buffet aufgebaut. Ich war etwas später dran, die anderen Hausgäste schon weg, ihre Tische noch nicht abgeräumt.

„Guten Morgen! Gut geschlafen?", erkundigte sie sich, als sie hereinkam.

Ich rätselte noch immer, wie sie wohl mit Vornamen hieß.

– „Danke, sehr gut und sie?"

‒ „Die Nachtruhe war diesmal, den Umständen geschuldet, kurz. Was möchten Sie trinken, Kaffee, Tee?"

– „Kaffee , bitte!"

‒ „Möchten Sie vielleicht ein Rührei, ein Omelette oder ein weich gekochtes Ei?"

– „Ein Rührei, bitte!"

Kurz danach brachte sie alles auf einem Tablett und servierte es für mich.

– „ Dann sind sie nach Luxemburg geraten. Aus welchem Ort aus der Gegend hier kommen sie denn, wenn ich fragen darf?"

– „Meine Mutter stammt aus Veldenz. Sie hat nach Luxemburg geheiratet. Einen Teil meiner Kindheit und meiner Schulferien habe ich bei meinen Großeltern in Veldenz verbracht. Meine Großeltern sind aber leider verstorben. Von ihrem Winzerbetrieb sind heute nur noch das Haus, einige Grundstücke und land –oder forstwirtschaftlich nutzbare Flächen übrig geblieben. Alles andere wurde verkauft. Das Haus war vermietet, aber unsere Mieter sind gerade ausgezogen und deshalb bin ich hier."

– „Ach so, genießen Sie Ihr Frühstück!"

– „Danke!"

Sie ging wieder hinaus, erkundigte sich etwas später aber, ob ich noch einen Kaffee möchte. Sie schien mich nicht wiederzuerkennen. Und selbst wenn ich sie darauf ansprechen würde, wäre es alles andere als sicher, dass sie sich an die kleine Szene im Bahnhof von Kues von vor über zehn Jahren erinnern würde. Ich sagte nichts. Menschen erinnnern sich ganz unterschiedlich an ein und dasselbe Ereignis, je nachdem, worauf ihre Aufmerksamkeit fokussiert war. Vielleicht war sie damals ohnehin in einen Jungen verliebt, um den viele ihrer Gedanken kreisten.

– „Der Finanzplatz in Luxemburg bietet jungen Menschen viele Arbeitsplätze.", sagte sie.

War das etwa der diskrete Versuch, zu erfahren, was ich beruflich machte? Jedenfalls antwortete ich:

– „Das stimmt. Ich selber aber bin Studienrat." Sie schien Vertrauen gefasst zu haben.

–„ Ich arbeite seit Kurzem auch bei einer Bank in Luxemburg.", verriet sie mir.

– „Ach ja, dann haben Sie sich ja auf Neuland hinaus gewagt! Gefällt es Ihnen?"

– „Ja sehr sogar!"

Es entspann sich ein Gespräch im Verlauf dessen sie sich sogar zu mir setzte, ja ein wenig zu mir gesellte. Sie erkundigte sich nach Einkaufsmöglichkeiten und anderem praktisch Relevantem, war neugierig zu erfahren, welche Fächer ich unterrichtete, erzählte mir, dass sie nach dem Abitur eine Ausbildung im Bankwesen absolviert habe. Da ich in keinster Weise aufdringlich sein wollte, vermied ich es, nach ihrer Wohnsituation zu fragen, ja ich erkundigte mich nicht einmal nach dem Namen der Bank, in der sie arbeitete. Dafür hinterließ ich ihr allerdings am Schluss unserer Unterhaltung meine Telefonnummer:

– „ Wenn ich Ihnen behilflich sein kann, rufen Sie mich einfach an!"

Sie warf einen Blick auf den kleinen Zettel, auf den ich meinen Vor- und Familiennamen und meine Telefonnummer geschrieben hatte.

Dann sagte sie: „Mein Name ist Hanna."

Die Spur des Jungbrunnen

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