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Prolog

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Miriams

Baby

Gewidmet jenen Menschen,

denen ich im »Tagungshaus mit Herz« begegnet bin.

Ihr wart mir Inspiration und Freude.

Danke.

»Nie zuvor musste ich so etwas tun!«

Dr. Christine Fuhrmann wischte sich mit dem Handrücken über die feuchte Stirn. Der Schutzhandschuh fühlte sich klebrig an. Das Skalpell schimmerte sanft im Kunstlicht, so als wolle es seine Unschuld beteuern.

Als die Gerichtsmedizinerin den ersten Schnitt ansetzte, hielt Inspektor Georg Martens die Luft an. Er wollte wegschauen, konnte jedoch nicht. Wie gebannt starrte er auf den kleinen Körper, der nun gnadenlos obduziert werden sollte.

Der Schnitt saß. Die Ärztin verstand ihren Job.

Seltsamerweise trat kein Blut aus. Trotzdem musste Martens seinen Blick abwenden. Er schaute zum Nachbartisch. Unter dem grünen Laken hob sich die Kontur eines zweiten Körpers ab. Die Bahre aus Edelstahl war auf menschliche Größen ausgelegt, also über zwei Meter lang. Nur ein Viertel davon beanspruchte der kleine tote Mensch darauf.

Hier lag das zweite Baby. Tot.

Frau Dr. Fuhrmann begann ihren monotonen Singsang. Sie sprach in ein Mikrophon, das sie am Revers ihres Kittels befestigt hatte. Das Meiste verstand Martens nicht. Es war ihm fremd wie die Litanei einer lateinischen Messe.

Auch der Inspektor musste noch niemals zuvor so etwas tun. Ein Jäger hatte vorgestern die erste Leiche entdeckt. Sie lag in einer Senke südlich der Kreisgrenze mitten im Wald. Man hatte das Baby mit starken Ästen und Laub zugedeckt, Tiere hatten sich jedoch Zugang verschafft. Einer der beiden zuerst eintreffenden Polizisten hatte sich übergeben müssen. Sie hatten den Fundort abgesperrt und bereits die Personalien des Jägers aufgenommen, als Martens eintraf. Der hatte daraufhin eine Hundestaffel aus Lüneburg angefordert und die Gegend durchsuchen lassen. Seine Hoffnung war, wenigstens noch die Kleidung des Kindes zu finden, schon allein um die Identifikation zu erleichtern. Fehlanzeige.

Die Kleider wurden nicht gefunden, dafür das zweite tote Kind. Es lag nur etwa hundert Meter vom ersten entfernt in einem Fuchsbau. Jemand hatte es dort hineingesteckt, als sei es ein Stück Abfall. Vielleicht hatte man auch gehofft, das kleine Bündel Mensch würde schnell im Magen hungriger Tiere verschwinden.

Nun aber lagen beide hier auf den kalten Edelstahltischen. Die Identifikation würde schwierig werden, ganz ohne Kleidung. Immerhin waren beide Gesichter noch halbwegs anschaulich. Es waren wirklich niedliche Babys. Martens musste an seine Neffen denken. Zwar konnte er nicht viel mit diesen kleinen Dingern anfangen – aber sie anschauen und über diese kleinen Wunderwerke staunen, das konnte auch er.

Drei Stunden später war die Obduktion der beiden Babys abgeschlossen. Martens war noch einmal gegangen, nun jedoch verabredungsgemäß wieder zurück in der Gerichtsmedizin.

Dr. Fuhrmann zog die Gummihandschuhe von ihren Händen, warf sie in einen Beutel, tat das Gleiche mit dem grünen Kittel und wandte sich an den Inspektor.

»Danke, dass sie wiedergekommen sind.«

»Frau Doktor, dass ist nicht nur mein Job, ich will und muss wissen, was mit diesen Kindern passiert ist.«

»Beide sind erstickt worden. Man hat ihren Kopf in eine Plastiktüte gesteckt und sie verrecken lassen.« Ihr Entsetzen über diese Tat war in jedem Wort spürbar. »Wann? Vermutlich vor drei Tagen. Beide Kinder sind gleich alt. Sie sind etwa Weihnachten letzten Jahres geboren worden.«

»Sind es Geschwister?«

Martens tippte auf Familiendrama.

»Das wird der bereits eingeleitete DNA-Abgleich vermutlich ausschließen. Zähne, Gesichtsform und viele andere Details unterscheiden die Babys. Beides sind Jungen.«

Es würde eine lange Ermittlung werden, das war Martens klar. Die eigene Mutter, Familie oder Angehörige – damit würde er nach der Identifizierung beginnen müssen.

Miriams Baby

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