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SCHULZEIT UND STUDIUM

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Dag besuchte ab 1911 eine Privatschule in der schmucken kleinen Villa Totembo im vornehmsten Viertel Uppsalas. In einem Brief an seine Mutter schrieb eine seiner Lehrerinnen über ihren Schüler, es mache ihr Freude, ihn zu unterrichten, und er lerne leicht. Dabei kamen ihm seine Begabung, seine Wissbegierde und sein ausgesprochener Fleiß zugute; er war zielstrebig, aber kein Streber. Ein ehemaliger Mitschüler sagte später über ihn, er sei ein freundlicher und hilfsbereiter, aber zurückhaltender Kamerad gewesen. Von 1916 an war er Schüler der Allgemeinen Höheren Lehranstalt in Uppsala, heute als städtisches Gymnasium mit 1200 Schülern von den Einwohnern kurz „Katte“ (Kathedralschule) genannt. Seine Lieblingsfächer waren Geschichte, Schwedisch und Gemeinschaftskunde. Er bestand 1923 die Reifeprüfung mit acht großen A, fünf kleinen a und einem B im Fach Leibesübungen, nach dem seinerzeit üblichen Bewertungssystem schwedischer Schulen von der Bestnote A bis F.

Nach dem glänzenden Abitur unternahm er eine Reise ins englische Cambridge und immatrikulierte sich dann an der Universität seiner Heimatstadt Uppsala. Er studierte zunächst Literaturgeschichte und Philosophie, aber auch die französische Sprache. Schon zwei Jahre nach Studienbeginn legte er das Kandidatenexamen in Philosophie ab, das dem heutigen Bachelor gleichkommt. Anschließend widmete er sich dem Studium der Volkswirtschaft, belegte gleichzeitig Vorlesungen in Soziologie und studierte in der Tradition seiner Familie auch Rechtswissenschaft. 1930 schloss er das Jurastudium ebenfalls mit dem Kandidatenexamen ab. Im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften hatte er bereits zwei Jahre zuvor das Lizenziat in Philosophie erworben, dem heutigen Master entsprechend.

Der junge Wissenschaftler übersiedelte nach Stockholm und schrieb dort zum Abschluss seiner akademischen Ausbildung ab 1930 an seiner Doktorarbeit. Die Folgen der ersten großen Weltwirtschaftskrise waren zu jener Zeit auch in Schweden zu spüren mit steigenden Arbeitslosenzahlen, wirtschaftlichen und sozialen Problemen.

1932 kamen die Sozialdemokraten an die Macht: Die neue schwedische Regierung reagierte auf die Krise ordnungspolitisch im Sinne keynesianischer Wirtschaftslenkung mit staatlichen Beschäftigungsprogrammen und Subventionen für die Landwirtschaft. Von 1930 bis 1934 arbeitete der Doktorand nebenher als Sekretär in einem 1927 gegründeten staatlichen Komitee zur Bewältigung der Arbeitslosigkeit; dazu verfasste er eigene wissenschaftliche Studien, die in Fachzeitschriften veröffentlicht wurden.

Die Sozialdemokraten konnten schon bald wichtige Reformen durchsetzen; so wurde ab 1935 auch in Schweden die Arbeitslosenversicherung eingeführt, eine der Säulen des modernen Sozialstaats.

Aktuell zur wirtschaftlichen Notlage seines Landes analysierte Hammarskjöld in seiner Dissertation theoretische Möglichkeiten einer Konjunkturbelebung, die er historisch begründete. Dabei orientierte er sich an dem 1930 veröffentlichten Werk Treatise on Money (dt. Titel: „Vom Gelde“) des Briten John Maynard Keynes, setzte aber eigene Akzente. Für Hammarskjöld standen Marktpreisbildung und Kaufkraft als Konjunkturmotoren im Vordergrund; seine Thesen untermauerte er detailliert mit teilweise selbst erarbeiteten Statistikmodellen. Im November 1933 verteidigte er seine Arbeit in einer öffentlichen akademischen Zeremonie an der Stockholmer Hochschule für Nationalökonomie. Dabei kam es zu einer Auseinandersetzung mit seinem Doktorvater, dem Wirtschaftstheoretiker Gunnar Myrdal; wie andere Mitstreiter der sogenannten „Stockholmer Schule“ vertrat dieser eher eine auf staatliche Subventionsprogramme setzende Konjunkturpolitik. Der ehrgeizige Doktorand bekam jedenfalls nicht die Bestnote, die er sich für seine Mühen erwartet hatte.

Ein Kuriosum am Rande dieser Veranstaltung: Als Erster brach er selbstbewusst mit der Konvention, dass ein Ökonom zu solchem Anlass einen Frack zu tragen hatte. Als Doktor der Philosophie in Wirtschaftswissenschaften – in Schweden kommt das Doktorat einer Habilitation gleich – hatte er nun die Befähigung für das Lehramt an Hochschulen in Schweden.

Dag Hammarskjöld

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