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»Objektives« und »subjektives« Scheitern sind zweierlei
ОглавлениеImmer wieder scheitern Firmen mit ihren Geschäftsideen. Unternehmer müssen Konkurs anmelden. Einstmals erfolgreiche Manager werden entlassen. Vor ein paar Jahren hat das »Manager-Magazin« eine Liste der »Top Ten« der bis dahin gescheiterten Unternehmer und Manager veröffentlicht. Darin kamen berühmte Namen vor wie Heinz Dürr, Max Grundig, Josef Neckermann. Vor allem in den neuen Bundesländern, im Osten Deutschlands, sind seit der Wende im Jahre 1989 immer wieder Firmen in die Insolvenz geraten. Auch hohe staatliche Subventionen, die unternehmerische Initiative der Gründer und das fachliche Können und Engagement der Mitarbeiter reichten oft nicht aus, um Unternehmen erfolgreich am Markt zu etablieren. Sie konnten wirtschaftlich nicht bestehen, sind gescheitert und mussten »abgewickelt« werden.
Ähnliches wie im Wirtschaftsleben erleben auch Politiker oder Führungskräfte in Non-Profit-Organisationen. Jemand gilt als Hoffnungsträger seiner Partei oder eines Wohlfahrtsverbandes und wird mit überwältigender Mehrheit in ein wichtiges politisches Amt gewählt. Dann ändern sich vielleicht die Schwerpunkte seiner Tätigkeit, so dass sie nicht mehr mit seinen persönlichen Grundwerten oder Einschätzungen übereinstimmen. Oder es gelingt ihm einfach nicht, sich eine Hausmacht aufzubauen. Nur kurze Zeit später braucht man ihn nicht mehr, er wird abgewählt, »gestürzt«.
Für die Betroffenen kann ein solches »objektives« Scheitern unterschiedliche Konsequenzen haben. Der eine hat ein dickes Fell und nimmt die Situation nicht persönlich. Ein Zweiter findet vielleicht bald einen neuen Arbeitsplatz, so dass er den Verlust des bisherigen leicht verschmerzt. Ein anderer sitzt auf der Straße und wird für zu alt gehalten für einen Neubeginn. Für Christian kamen noch weitere Schicksalsschläge hinzu, so dass er sich wirklich als gescheitert erlebt.