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Kapitel 7

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Sonntagvormittag, ein trüber Wintertag. Die Kirchglocken bereits verklungen. Das rhythmische Klack, Klack, wenn Schuhe mit Absätzen an seinem Fenster vorbeikamen, hatte er noch im Bett liegend im Halbschlaf verfolgt. Frühstück fiel heute aus, die Zeit dafür längs vorbei. Essen gab es in der Dorfwirtschaft. Dort wollte er hin.

Das Schild „Bürgerstammtisch“ prangte wie eine Standarte mitten auf der von Biergläsern eingefassten Buchenholzplatte. Eine hitzige Diskussion schien die Gemüter der Anwesenden zu beschäftigen. Joseph Wolf suchte nach der Garderobe.

„Pfälzer Bub, setze dich doch zu uns“ hörte er vom Stammtisch her eine freundliche Stimme und war überrascht auf diese Weise eingeladen zu werden. Schnell orderte er sein Bier und rutschte auf die Bank. Höflich erkundigte er sich nach dem Zweck des Zusammentreffens der Honoratioren, ja genau dieses Wort wählte er, um einen guten Eindruck bemüht.

„Also, wir vom Bürgerstammtisch treffen uns immer am Sonntagvormittag um die Geschicke des Dorfes zu besprechen. Politisiert wird aber nicht. Unsere Frauen gehen derweil in die Kirche. So ist allen gedient. Besser könnte es doch nicht sein, oder.“ Alle lachten.

Das gefiel Joseph. Hier an diesem Stammtisch erhoffte er sich Neuigkeiten. Alles andere konnte er vergessen. Im kleinen Dorf und das zur kalten Winterzeit gab es keine Anlässe beiläufig die Leute ausfragen zu können. Aber hier an diesem Wirtshaustisch war es anders.

Gegen Mittag wurden die Witze und Zoten unter den Biertrinkern zunehmend harmloser. Joseph registrierte diese Veränderung und führte den Stimmungsumschwung auf die Tatsache zurück, dass die Messe vorbei sei und nun die Ehefrauen eintrudelten. Der große Saal wie das Hinterzimmer mit ortsüblicher Übertreibung betitelt wurde, füllte sich zusehends. Die Bedienung hatte alle Hände voll zu tun.

Joseph blieb am Stammtisch sitzen. Er bestellte sich das Tagesgericht, Gulasch mit Knödel, und noch ein Bier. Jetzt hatte er richtig Hunger. Er brauchte nicht lange zu warten. Lilli stellte das dampfende Essen vor ihn auf den Tisch und überreichte einen kleinen mehrfach gefalteten Zettel mit der knappen Bemerkung:

„hier für Sie, soll ich ihnen geben!“

Diskretion schien nicht ihre Stärke zu sein. Joseph fühlte alle Augen der Anwesenden auf sich gerichtet. Er las den handgeschriebenen Zettel und nahm die beigefügte Visitenkarte in die Hand. Suchend warf er einen Blick durch die Zwischentür zum Hinterzimmer. Kein Gesicht, das in seine Richtung schaute. Nur geschäftig auf ihre Teller blickende Gäste.

Joseph überlegte einen Moment. Bis zum Zeitpunkt des vorgeschlagenen Treffens blieb noch genügend Zeit. Also konnte er in Ruhe sein Gulasch essen. Zettel und Visitenkarte stopfte er in die Brusttasche seines Hemdes.

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