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Diana

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Seit Dianas Geburt sind inzwischen über vier Jahre vergangen. Die kleine Tochter machte ihren Eltern viel Freude. Manchmal dachte Marina an die Zeit vor Wolfgang zurück, als sie eher ziellos dahin lebte. Doch seit sie mit ihm zusammen war, schien für sie ständig die Sonne. Es war einfach schön. Das konnten auch keine kurzen Unstimmigkeiten über die Erziehung von Diana trüben. Sie waren zu dritt sehr, sehr glücklich.

Es ergab sich, dass es im März noch einmal schneite. So machten die drei bei ihrem sonnabendlichen Waldspaziergang auf der Wiese vor der Bank, an der sie sich zum ersten Mal trafen, eine kleine Schneeballschlacht. Papa gegen den Rest der Familie. Natürlich unterlag Wolfgang der Übermacht. Er machte das so echt, dass es seiner kleinen Tochter gar nicht auffiel. Bei dieser Schneeballschlacht hatte die kleine Diana so viel Schnee nach ihm geworfen, dass ihre Handschuhe ganz nass waren. Zum Glück hatte ihre Mama aus kluger Voraussicht noch ein zweites Paar mit. Die zog sie nun über die kalten Hände ihrer Tochter.

Nach dem Mittagessen ging Diana erst einmal schlafen. Danach gab es ein paar Kekse und Kakao. Dazu hatte Wolfgang den Fernseher angemacht und eine DVD eingelegt. Passend zum Wetter sahen sie nun alle zusammen das Märchen Die Schneekönigin von Hans Christian Andersen. In diesem Märchen wurden die Kinder Gerda und Kai für lange Zeit getrennt. Auf einmal musste Wolfgang wieder an die beiden Rosen auf der Blumenrabatte unterm Balkon denken. Dann kamen auch all die Erinnerungen an Diane wieder hoch. Genau wie in diesem Märchen wurden auch sie plötzlich getrennt. Im Märchen konnte nur Gerda zu ihrem Kai finden und nicht er zu ihr. Und Wolfgang wurde auf einmal wieder bewusst, dass genau so wie in diesem Märchen auch nur Diane zu ihm finden konnte, er zu ihr nie. Er hatte gar keine Chance.

Diese Parallelen von Gerda und Kai zu Diane und ihm ließen all die verdrängten Erlebnisse vom Sommer 2007 wieder in ihm hochkommen. Aber was wäre, wenn seine Diane jetzt plötzlich auftauchen würde? Wie würde er sich jetzt entscheiden? Würde er sich von Marina und Diana trennen? Niemals! So gingen ihm viele Gedanken durch den Kopf und er saß wie abwesend vorm Fernseher. Seine Gedanken wanderten immer mehr in die innere Erde. Alles war wieder so frisch, wie kurz nach seinem Urlaub in Posid. Erst als das Märchen zu Ende war, kam er wieder in die Wirklichkeit zurück. Seine Marina musterte ihn etwas, aber sagte nichts. Dafür schimpfte die kleine Diana um so mehr über die böse Schneekönigin. Plötzlich aber fragte sie: „Kann ich auch zwei Rosen haben?“

„Für wen soll denn die zweite Rose sein?“, fragte ihre Mutter mit gespielter Neugier, während Wolfgang seine Tochter anstarrte, unfähig etwas zu sagen.

Doch Diana zuckte mit den Schultern. So blieb ihr Wunsch erst einmal offen.

Zwei Wochen später wurde Marina Freitagfrüh zeitiger als sonst munter. Ein merkwürdiger Traum hatte sie aus dem Schlaf gerissen. Als ihr Wolfgang auch munter war, berichtete sie ihm: „Ich habe jetzt vielleicht etwas Merkwürdiges geträumt. Du hast mir gestanden, dass du in eine andere Frau verliebt bist.“ Dann sprang sie lachend auf die Knie, drückte mit ihrer rechten Hand leicht auf seinen Brustkorb und sagte übertrieben ernst: „Gestehe! Mit wem betrügst du mich?“

Doch Wolfgang blieb sehr ernst. Sofort war das Lachen aus Marinas Gesicht verschwunden. „Es ist also wahr?“ Sie sah ihn ängstlich mit großen Augen an.

Jetzt umarmte er sie und schüttelte mit dem Kopf. „Nicht so, wie du das denkst. Es ist völlig anders.“ Er drückte seine liebe Frau ganz fest an sich. „Ich habe nie darüber gesprochen, weil es unsere Liebe nicht betrifft. Ja, es gibt eine Frau, an die ich immer noch denke. Ich habe sie sehr geliebt, aber das war alles vor deiner Zeit. Die Umstände haben uns getrennt und es ist mir unmöglich sie wieder zu sehen. Es berührt unsere Liebe überhaupt nicht.“

Marina sah ihn darauf hin lange an. „Ist das wirklich war? Du hast sie nie wieder gesehen?“

„Darauf kann ich jeden Eid schwören.“

Das beruhigte Marina. Sie war überzeugt, dass Wolfgang sie nie anlügen würde. „Wie hast du sie denn kennen gelernt“, fragte sie neugierig.

„Es war … eine Art Urlaubsbekanntschaft, die ich 2007 hatte. Sie hieß Diane.“

Jetzt stockte Marina. „Wolltest du deshalb, dass unsere Tochter Diana heißen sollte?“

Wolfgang nickte und Tränen standen in seinen Augen.

„Mein Gott! So sehr liebst du sie noch?“

Jetzt nickte er und drückte seine Marina dabei wieder ganz fest an sich. „Bitte glaube mir. Es ist völlig anders, als du denkst. Sie stört unsere kleine Familie in keinster Weise. Es ist nur eine Erinnerung, die ich in mir trage.“

„Und warum habt ihr euch denn getrennt, wenn du sie so sehr liebst. Hat sie Schluss gemacht?“

„Nein. Sie hat mich genau so sehr geliebt, wie ich sie. Vielleicht tut sie es heute noch. Ich weiß es nicht. Bitte habe dafür Verständnis. Ich weiß, ich verlange da viel von dir. Doch ich kann nur immer wieder betonen, dass das nichts mit dir und mir zu tun hat. Diane ist ein Sonderfall.“

„Ein Sonderfall? So so! Ist das nicht vielleicht doch nur eine Ausrede?“, fragte Marina immer noch beunruhigt.

„Nein. Diane hat zwar seit dem einen Platz in meinem Herzen, aber du hast den größeren Anteil. Ich würde dich nie für sie hergeben und Diana genauso wenig. Heute ist Diane für mich wie eine liebe Schwester, die, sagen wir, auf dem Mars lebt. Damit ist sie für mich unerreichbar.“

„Auf dem Mars lebt sie aber bestimmt nicht.“ Argwöhnisch betrachtete Marina ihren Mann.

„Das stimmt schon, aber trotzdem gibt es keinen Weg zu ihr. Das kannst du mir wirklich glauben.“

„Sie ist mit einem anderen verheiratet?“

„Nein, das glaube ich nicht. Es waren wirklich andere Umstände, die uns trennten.“

„Aber du hast doch mit ihr geschlafen?“, bohrte Marina weiter.

Wolfgang schüttelte leicht den Kopf. „Ich sagte doch, es ist ein Sonderfall. Aber jetzt müssen wir erst einmal aufstehen. Ich verspreche dir, wenn Diana heute Abend im Bett liegt, werde ich dir die Geschichte erzählen. Einverstanden?“

„Gut! Aber dann auch alles!“, entgegnete Marina nun doch wieder misstrauisch.

„Das werde ich. Auch auf die Gefahr hin, dass du mich für verrückt hältst.“

Marina sah ihn verwundert an. „Wie kommst du denn darauf?“

„Warte es ab. Heute Abend wirst du wissen, warum ich das sage.“

Sie standen auf und gingen ihren täglichen Geschäften nach. Marina und Wolfgang gingen auf ihre Arbeit und Diana in den Kindergarten.

Während ihrer Arbeit war Marina unkonzentriert. Sie glaubte ihrem Wolfgang, aber trotzdem war da eine andere Frau, die er noch liebte. Das hatte sie deutlich gespürt. Daran konnten auch seine Beteuerungen nichts ändern. Marina hatte Angst um das Glück in ihrer kleinen Familie. Wer war diese Frau, die Wolfgang immer noch liebte und wieso beteuerte er, dass das nichts mit ihr zu tun hätte. Das ergab keinen Sinn.

Als Marina ihre Tochter am Nachmittag vom Kindergarten abholte und mit ihr anschließend nach Hause ging, fragte die kleine Diana: „Mama! Warum bist du so traurig? Ich war doch ganz lieb.“

Da blieb Marina stehen, ging in die Hocke und drückte ihre kleine Tochter ganz fest an sich. Tränen liefen über ihr Gesicht.

„Mama, meine liebe Mama, ich war wirklich lieb.“ Und Diana umarmte ihre Mama ganz toll.

„Ja, du warst ganz lieb. Ich weiß. Es hat nichts mit dir zu tun, mein kleiner Engel.“

„Aber du bist ganz traurig. Ist es schlimm?“

„Ich weiß es selbst nicht, Diana. Aber mach dir darüber keine Gedanken. Mit dir hat das wirklich nichts zu tun. Komm, wir gehen schnell nach Hause.“

Marina stand auf, nahm die kleine Hand ihrer Tochter und sie gingen weiter. Unterwegs kauften sie noch Verschiedenes ein und Marina versuchte ihre innere Unruhe so gut sie konnte zu verbergen. Doch sie hatte Angst vor dem, was Wolfgang ihr erzählen würde. Sie hatte Angst vor der fremden Frau, die Wolfgang noch so viel bedeutete. Auch wenn er betonte, dass das ihre Beziehung nicht berühren würde. Marina sah das anders. Ihr Glück, ihre ganze Zukunft war plötzlich nicht mehr so sicher, wie sie bis dahin dachte. Auch wenn Wolfgang ihr versicherte, dass er sie gar nicht treffen kann. Was ist, wenn er dieser Frau zufällig wieder begegnete? Auf dem Mars war sie nicht. Also könnten sich doch ihre Wege rein zufällig kreuzen. Vor diesem Zufall hatte Marina große Angst.

„Mama. Seit wann essen wir Margarine?“ Marina kam wieder in die Wirklichkeit zurück und starrte auf ihre Hand, in der sie eine Margarine hielt. Schnell legte sie diese zurück ins Regal. Dann sah sie in ihren Einkaufswagen und überflog alles noch einmal. Ja, der Rest war in Ordnung.

Nun gingen sie durch die Kasse und anschließend nach Hause. Hier bereitete Marina das Abendbrot vor und spielte mit ihrer Tochter bis Wolfgang kam.

Als er seine Frau beim Abendbrot genauer ansah, erschrak er leicht. Wie hatte sich seine Marina doch verändert. Ganz ängstlich sah sie ihn an. Er nahm ihre Hand und streichelte sie.

„Bitte vertrau mir. Es ist nicht so, wie du glaubst“, versicherte er ihr aufs Neue.

Gern hätte sie ihm geglaubt, aber die Zweifel nagten ständig an ihr. Wenn er diese Frau noch so liebte, dann irrt er sich vielleicht selbst? Voller Ungeduld erwartete Marina den Moment, an dem Diana ins Bett ging.

Als es dann so weit war, setzte sich Marina in ihre Sesselecke und wartete auf Wolfgang. Er brachte völlig unerwartet eine Flasche Wein und zwei Gläser. Dann stellte er noch eine Kerze mit auf den kleinen Tisch und brannte sie an. Nun schenkte er die Gläser ein und setzte sich.

„Lass uns zuerst anstoßen“, begann er das Gespräch.

Sie erhoben ihr Glas und stießen an, aber auf was. Marina wusste es nicht. Ihr ganzer Körper war in Unruhe. Ihre Hand zitterte leicht.

Da begann Wolfgang. „Eines musst du mir glauben, Marina. Ich könnte Diane nicht einmal treffen, wenn ich es wollte. Ihre Welt ist mir verschlossen.“

„Das verstehe ich nicht“, entgegnete sie verwundert.

„Weißt du, es begann ganz harmlos, als ich vor acht Jahren, also 2007, einen einfachen Wanderurlaub machen wollte.“ Und er erzählte von Wassili und der Empfehlung, das Sonnenobservatorium in Goseck zu besuchen.

„Goseck? Das gleiche Goseck, in dem wir mit dem Chor waren?“

„Ja, Marina. Es ist das gleiche Goseck. Deshalb hatte ich mich auch so gewundert, als du damals davon erzählt hattest. Das Sonnenobservatorium hat man aber erst so um die vergangene Jahrtausendwende entdeckt und nachkonstruiert. Als wir mit dem Chor dort waren, wusste von der Existenz dieser Anlage noch niemand etwas.“

Dann erzählte Wolfgang von der Meditation und davon, dass er dadurch in Posid landete. So erfuhr Marina die ganze Geschichte bis zum Schluss, als er sich von Diane und den anderen trennen musste.

Es war inzwischen schon nach Mitternacht, als Wolfgang endlich seine Erzählung beendete. Marina sah ihn anschließend ungläubig an. Durch diese Geschichte ging sie etwas auf Abstand zu Wolfgang. „Du bist dir sicher, dass du dir das alles nicht nur einbildest? Die Erde ist doch innen flüssig. Das weiß doch jedes Kind!“

Wolfgang schüttelte den Kopf. „Das habe ich auch einmal gedacht. Warte!“ Er stand auf und verließ das Zimmer. Kurz darauf kam er mit einem kleinen Kästchen wieder. Er öffnete es und entnahm ihm ein gläsernes Schmuckstück. „Weißt du, was das ist?“

„Ja. Das liegt so lange ich dich kenne in deinem Nachttisch.“

„Ja. Aber was ist das?“

„Eine gläserne Sonne würde ich sagen. Was ist daran so besonders?“

Wolfgang nickte so vor sich hin. „Das ist kein Glas. Es ist Bergkristall in einer Reinheit, wie sie auf unserer Welt überhaupt nicht vorkommt. Und dieses Amulett ist die Sonne von Atlantis. Es ist von ihr.“

Marina merkte, wie dieses Schmuckstück ihren geliebten Mann stark bewegte. „Wirf es doch weg, wenn es in dir solche Erinnerungen weckt.“

„Niemals! Es ist die einzige Erinnerung, die ich an sie habe. Bitte versuche das zu verstehen.“

Nun hatte Marina wirklich Angst um ihn. Aber nicht, weil er eine andere liebte, sondern weil sie glaubte, dass er geistig verwirrt war.

„Du glaubst mir nicht? Morgen ist Sonnabend, da kann ich es dir beweisen. Jetzt gehen wir aber besser schlafen.“

Marina wusste nicht, warum für ihn der Sonnabend so wichtig war. Und sie wusste auch nicht, was er mit Beweisen meinte. Auf eine Art hoffte sie, dass ihr Wolfgang doch nicht geistesgestört war, aber das, was er erzählt hatte, konnte unmöglich wahr sein.

Als sie am nächsten Früh aufstanden, sah Wolfgang verändert aus, als hätte er geweint. Marina war erschrocken. So hatte sie ihren Mann noch nie gesehen. Trotzdem fragte sie ihn nicht. Es konnte ja nur mit dieser Diane zusammen hängen. Und dieses Thema wollte Marina unbedingt vermeiden.

Nach dem Frühstück lud Wolfgang seine Familie zu einem Stadtbummel ein. Sie fuhren mit der S-Bahn in die Innenstadt von Leipzig und dort steuerte er ein führendes Juweliergeschäft an. In dem Geschäft ließ er sein Amulett schätzen. Die Verkäuferin meinte, dass das nur der Chef machen könne. Sie ging nach hinten und ein älterer Mann kam mit ihr nach vorn.

„Sie wollen diesen Glasschmuck schätzen lassen?“, fragte dieser etwas gelangweilt.

„Das ist kein Glas. Es ist Bergkristall!“

„Was? Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? So sauberen Bergkristall gibt es gar nicht!“

„Bitte überprüfen Sie es!“

„Na, dann geben Sie mir mal ihr tolles Schmuckstück.“

Wolfgang gab es ihm. Er drehte es in der Hand. Hielt das Amulett gegen das Licht.

„Da hat Ihnen der Verkäufer dieses Amuletts aber einen schönen Bären aufgebunden. Das ist reines Gla … Moment mal!“

Plötzlich sah sich der Juwelier das Schmuckstück genauer an. Nahm aus einem Schubfach eine Lupe und betrachtete das Amulett damit intensiv.

„Das … das gibt es ja gar nicht!“, entfuhr es ihm. „Bitte warten Sie hier.“ Er legte die Sonne von Atlantis auf den Tresen und ging nach hinten. Gleich darauf kam er mit einem speziellen Mikroskop zurück und betrachtete dadurch das Material des Amuletts.

Nach weiteren Minuten schüttelte der Juwelier den Kopf und starrte Wolfgang völlig entgeistert an. „Das ist einfach nicht möglich. Wo haben Sie dieses Schmuckstück her?“

„Ich habe es geschenkt bekommen. Weshalb fragen sie?“

Wieder betrachtete er das Amulett durch sein Mikroskop und schüttelte erneut mit dem Kopf. Folgende Gedanken gingen ihm dabei durch den Kopf: Es ist tatsächlich Bergkristall, aber in einer Reinheit, die es eigentlich gar nicht gibt. Nur die berühmten Kristallschädel sollen aus solchem reinen Kristall sein. Keinerlei Bearbeitungsspuren. Genau wie es bei den Kristallschädeln sein soll. Zu Wolfgang aber sagte er: „Bitte überlegen Sie genau. Wo haben Sie dieses Schmuckstück her?“

„Ich sagte Ihnen doch bereits, ich habe es geschenkt bekommen.“

„So etwas verschenkt man doch nicht einfach.“ Wieder sah er durch sein Mikroskop. „Wollen Sie es verkaufen. Ich zahle Ihnen einen hohen Preis.“

„Nein. Warum wollen Sie es kaufen?“

„Dies ist wirklich Bergkristall. Aber er ist so rein, wie er gar nicht sein dürfte. So reinen Bergkristall gibt es überhaupt nicht! Und Sie würden sich nicht überreden lassen, das Schmuckstück zu verkaufen?“

Wolfgang schüttelte den Kopf, nahm seine Sonne von Atlantis und sagte zu seiner Familie: „Kommt! Lasst uns gehen.“

„Ich zahle Ihnen jeden Preis!“, rief der Chef des Ladens noch hinterher.

„Nein, Danke!“, erwiderte Wolfgang, als er den Laden verließ. Draußen meinte er zu Marina: „Was sagst du jetzt? Ich habe dieses Amulett, kurz nachdem ich von meiner Reise 2007 zurück war, genau so schätzen lassen wie heute. Es war das gleiche Ergebnis. Deshalb wusste ich, wie der Juwelier reagieren würde. Glaubst du mir jetzt, dass ich wirklich in der inneren Erde war? Solch einen reinen Bergkristall gibt es auf unserer Welt nicht. Das hat der Juwelier ja bestätigt. Deshalb würde er vermutlich wirklich jeden Preis bezahlen. Vielleicht ist diese Sonne von Atlantis hier wer weiß wie viel wert. Ich weiß es nicht. Aber so lange ich lebe wird es nicht verkauft! Bitte versprich mir, dass du das nie tun wirst.“

„Ich weiß nicht, wenn es doch so viel wert ist?“, bemerkte sie unsicher.

„Bitte! Wenn du es tust, ist es für mich genau so wie für dich, wenn ich unsere Tochter verkaufen würde. Du könntest mir das nie verzeihen und ich könnte es im umgekehrten Fall auch nicht!“

„So sehr liebst du sie?“, fragte Marina traurig.

„Ja, wie unsere Tochter. Auf sie bist du doch auch nicht eifersüchtig.“

„Aber das ist doch ganz was anderes!“

„Wirklich? Für mich ist das sehr ähnlich.“ Dann nahm er seine Marina in den Arm und küsste sie.

„Wolfgang! Hier vor all den Leuten!“

„Marina! Ich liebe dich. Ich liebe dich sogar sehr. Lass mir einfach diese Erinnerung, die unserer Liebe ja gar nicht schaden kann.“

Marinas Welt war wieder einigermaßen in Ordnung, obwohl sie diese Sache mit seiner Diane schon noch weiter beschäftigte.

In der folgenden Nacht träumte Wolfgang plötzlich wieder von Diane. Sie sagte ihm im Traum, dass sie sich wieder sehen, aber es werden noch Jahre bis dahin vergehen. Im Traum umarmte sie ihn und sagte ihm auch, er solle seine Familie von ihr grüßen und seiner Frau ausrichten, dass sie nie ihre kleine Familie stören würde.

Als er aufwachte, wusste er nicht, ob er das nur geträumt oder erlebt hatte. Wolfgang empfand es aber doch für besser, von Diane nichts zu erzählen und richtete so auch die Grüße vorläufig nicht aus.

Tage später recherchierte Marina im Internet und kam zu verblüffenden Ergebnissen. Da gab es Berichte von Menschen, welche alle anderen auslachten, die an eine bewohnte innere Erde glaubten. Sie hielten diese Spinner für hoffnungslose Deppen. Aber es gab auch andere Berichte über Aussagen von Polarforschern, die eine innere Erde für real hielten. Die Krönung allerdings waren zwei Berichte, die vom Leben in der inneren Erde berichteten. Ein Bericht war von dem Norweger Olaf Jansen und ein anderer vom US-Admiral Richard E. Byrd. Auch wenn Marina immer noch skeptisch gegenüber Wolfgangs Erzählung war, so musste sie zugeben, dass sich vieles, was er erzählt hatte, mit den Berichten der anderen deckte.

Wolfgang und Marina vermieden ab sofort dieses Thema und sie lebten weiterhin glücklich zusammen.

Die Jahre vergingen. Wolfgangs Erinnerungen an Diane zogen sich immer tiefer in sein Herz zurück. Er versuchte nicht mehr an sie zu denken. Nur wenn er die beiden Rosen unter dem Balkon pflegte, dachte er wehmütig an Diane in der inneren Erde und an die anderen in ihrem Clan, die ihm dort in Freundschaft begegnet waren. Auch Dianes Mitschüler in der Herbergsschule vermisste er in diesem Moment genau so sehr, wie Toni, Sira und die Kleinen. Sein Herz krampfte sich zusammen, wenn er an sie dachte.

Natürlich liebte Wolfgang seine Familie über alles. Aber ein Stück seiner Herzensliebe gehörte auch weiterhin Diane, obwohl er davon ausging, dass er sie nie wiedersehen würde. Ihm blieben nur die Erinnerungen an eine vergangene Zeit, die wunderschön war. Aber das alles war nun schon lange her.

In der inneren Welt (Band 2)

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