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Der Militärstützpunkt Haltern

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Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wird in Haltern systematisch nach Resten römischer Militärpräsenz geforscht. Bis heute konnten mehrere Fundplätze untersucht werden, die ein anschauliches Bild römischen Lagerlebens vermitteln. Leider steht die Datierung der Fundplätze bis jetzt auf recht wackeligen Beinen. Fest steht lediglich, dass zumindest das Hauptlager erst in der Zeit um Christi Geburt, möglicherweise im Zusammenhang mit den bei Velleius Paterculus erwähnten Ereignissen, errichtet wurde und bereits 9 n. Chr. als Folge der Varusniederlage ein abruptes Ende fand. Die Anwesenheit von Soldaten der 19. Legion, einer der drei in der Varusschlacht vernichteten Legionen, ist in der letzten Phase des Lagers in Haltern nachgewiesen.

An der Stelle des Hauptlagers auf dem heutigen Silverberg befand sich zunächst ein Feldlager mit einer Fläche von 34,5 ha. Das Lager dürfte gut zwei Legionen Platz geboten haben. Die Soldaten lebten hier offenbar noch in Zelten. Das kurze Zeit darauf über dem Feldlager errichtete Hauptlager mit einer Größe von letztlich 18 ha wies zahlreiche Bauten aus Holz und Lehm auf. Auffällig ist, dass hier ein verhältnismäßig hoher Anteil an Offiziersbauten nachgewiesen wurde, was manche sogar zu der Annahme verleitete, Haltern sei als möglicher Hauptort der noch einzurichtenden Provinz Germanien vorgesehen gewesen. Immerhin dürfte dem Stützpunkt aber zumindest eine herausgehobene Funktion zugekommen sein.

Auf der von modernen Wohnhäusern stark überbauten Fläche konnten neben den Mannschaftsunterkünften ein Lazarett sowie ein Bau unbekannter Funktion (möglicherweise eine Werkstatt) festgestellt werden. In der Grube eines Brennofens einer Töpferei, die sich vor dem Südtor des Lagers befand, wurden die Reste von 24 männlichen Skeletten geborgen. An den Knochen waren keine Verletzungen nachweisbar, doch deuten die Lage der Reste und die Verfüllung der Grube mit Abfall aus der Töpferei darauf hin, dass die Leichen noch während

der römischen Anwesenheit hier verscharrt wurden. Ob es sich bei den Toten um getötete Feinde handelte, kann nur gemutmaßt werden.

Die erste römische Militäranlage, die in den Blickpunkt archäologischer Forschungen geriet, war das rund 7 ha große Lager auf dem Annaberg. Trotz des Fehlens signifikanter Fundstücke wird das Kastell als der älteste in Haltern nachgewiesene römische Standort angesehen. Die in der Flur „Am Wiegel“ aufgedeckten Gebäudereste bieten hinsichtlich ihrer Ansprache großen Interpretationsspielraum. Ursprünglich ging man davon aus, hier Reste eines Anlegeplatzes vor sich zu haben, da sich der Ort im ehemaligen Überschwemmungsgebiet der Lippe befindet. Jedoch gibt es für diese Interpretation genauso wenig hinreichende Indizien wie für die Annahme, die hier gefundenen Reste gehörten zu der Lagervorstadt des Hauptlagers. Dass eine solche Vorstadt existiert hat, legt immerhin das Vorhandensein auch weiblicher Leichen in dem Gräberfeld nahe, das südwestlich des Hauptlagers aufgedeckt wurde. Unweit des Zentrums der modernen Stadt Haltern wurden zudem die Fundamente von Schiffshellingen freigelegt. Stimmt die Interpretation einer auf Terra Sigillata angebrachten Inschrift, findet sich hier sogar ein Hinweis für eine aus Alexandria stammende Schiffsbesatzung.

LWL-Römermuseum,

Weseler Straße 100, 45721 Haltern am See Telefon: 02364/93 760, Fax: 02364/93 76 30, E-Mail: lwl-roemermuseum@lwl.org, www.lwl-roemermuseum-haltern.de

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