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Anfangsjahre
und Goldene Zeiten
1912–1933 Studiogeschichte
1912–1933
ОглавлениеDie Geschichte des Filmstudios Babelsberg begann am 12. Februar 1912, als dort die ersten Dreharbeiten starteten. Das Gelände entwickelte sich rasch zu einem beliebten Drehort. Nach der Eingliederung in die UFA erlebten die Babelsberger Filmstudios in den 20er- und frühen 30er-Jahren eine Glanzzeit.
Als Anfang des 20. Jahrhunderts das neue Medium Film seinen Siegeszug antrat, war Berlin das Zentrum der deutschen Filmindustrie. Doch das Filmmaterial war extrem feuerempfindlich, weshalb die in der Stadt befindlichen Filmfirmen, die meist in kleinen Fotoateliers produzierten, in einem ständigen Konflikt mit der zuständigen Feuerpolizei standen.
Eine dieser Filmfirmen war die Deutsche Bioscop GmbH, die 1899 gegründet worden war. 1911 wurde deren Technischer Direktor, der Kameramann und Filmpionier Guido Seeber, beauftragt, ein neues Grundstück außerhalb Berlins zu suchen. In der Gemeinde Nowawes bei Potsdam fand er unweit der Villensiedlung Neubabelsberg ein geeignetes Grundstück: ein leer stehendes Fabrikgebäude, an das er ab Spätherbst 1911 ein Glasatelier anbauen ließ. Dieses wurde zum Grundstein des Filmstudios Babelsberg.
Drehbeginn im neuen Atelier
Am 12. Februar 1912 begannen in Babelsberg die ersten Dreharbeiten. Der Film hieß Der Totentanz und hatte als Hauptdarstellerin die damals äußerst populäre Stummfilmschauspielerin Asta Nielsen, eine gebürtige Dänin. Regie führte ihr späterer Ehemann Urban Gad. Das neue Filmstudio wurde sofort zu einem beliebten Drehort und so wurde das Gelände schon 1913 um ein Außengelände und ein zweites Atelier erweitert.
Als 1914 der Erste Weltkrieg begann, hatte dies auch Auswirkungen auf die Filmindustrie. So sollten nun vor allem unterhaltende Filme produziert werden, die zugleich eine patriotische Grundhaltung demonstrieren sollten. Da zudem die meisten männlichen Mitarbeiter Kriegsdienst leisteten, hielten Frauen den Filmbetrieb in Babelsberg aufrecht. Bis 1918 entstanden allerdings nur noch wenig künstlerisch anspruchsvolle Filme.
Babelsbergs Glanzzeit
1920 fusionierte die Deutsche Bioscop mit der Filmgesellschaft Decla, der deutschen Tochterfirma der französischen Eclair-Gesellschaft, und wurde zur Decla Bioscop. Im Oktober 1921 ging die Decla Bioscop in der 1917 gegründeten Universum Film AG (UFA) auf. Diese übernahm 1922 das Studiogelände in Babelsberg und machte es zum wichtigsten in Deutschland. Unter der Leitung des ehemaligen Decla-Produzenten Erich Pommer entstanden nun zahlreiche Filmklassiker in Babelsberg, wie beispielsweise der Zweiteiler Die Nibelungen (1924) von Fritz Lang. Der deutsche Film fand weltweit Beachtung.
1926 wurde Babelsberg massiv ausgebaut: Für die Produktion des Science-Fiction-Films Metropolis (1927) entstand mit der Großen Halle (heute Marlene-Dietrich-Halle) das größte Filmatelier Europas. Durch verschiebbare Wände konnten hier auch mehrere Filme gleichzeitig gedreht werden. Obwohl Metropolis heute als Filmklassiker gilt, war er bei seinem Erscheinen ein verheerender Misserfolg für die UFA. Die meisten Kritiker zerrissen den Film und die hohen Produktionskosten konnten nicht wieder eingespielt werden.
Finanzielle Nöte und Verkauf
Die UFA stand nun kurz vor dem Ruin. Schon 1925 hatte sie einen Knebelvertrag mit den amerikanischen Firmen Metro-Goldwyn-Mayer und Paramount eingehen müssen. 1927 kaufte der rechtskonservative Medienmogul Alfred Hugenberg die UFA aus diesem Vertrag frei und integrierte die Filmfirma in seinen Scherl-Pressekonzern. Damit änderte sich die politische Grundausrichtung der UFA allmählich und reaktionäre Filme entstanden.
Doch das Ende der finanziellen Nöte bedeutete für Babelsberg auch einen Aufschwung. Nachdem in den USA der Siegeszug des Tonfilms längst begonnen hatte, entstand 1929 in Babelsberg mit dem Tonkreuz das erste schalldichte Filmatelier, das die Produktion deutscher Tonfilme erlaubte. Noch im gleichen Jahr erschien der erste abendfüllende Tonfilm Melodie des Herzens. 1930 wurde in Babelsberg Der blaue Engel gedreht, der die Karriere von Weltstar Marlene Dietrich begründete. Ab 1931 wurden dann kaum noch Stummfilme in Babelsberg produziert. Da es aber noch keine Synchronisationstechnik gab, entstanden die meisten Filme in mehreren Sprachfassungen, die mal mit deutschen, mal mit englischen und mal mit französischen Darstellern in den selben Kulissen gedreht wurden.
Chronik
1911 – Baubeginn des ersten Filmstudios in Nowawes (später Babelsberg)
12.2.1912 – Drehbeginn des ersten Babelsberger Films Der Totentanz
7.9.1912 – Uraufführung von Der Totentanz
1914–1918 – Erster Weltkrieg: überwiegend Produktion von Propaganda-Filmen
1920 – Fusion der Deutschen Bioscop mit der Deutschen Eclair-Gesellschaft (Decla) zur Decla Bioscop
1921 – Fusion der Decla Bioscop mit der Universum Film AG (UFA)
14.2.1924 – Uraufführung von Die Nibelungen: Siegfried
26.4.1924 – Uraufführung von Die Nibelungen: Kriemhields Rache
1926 – Bau der Großen Halle (heute Marlene-Dietrich-Halle) für den Film Metropolis
10.1.1927 – Uraufführung von Metropolis
1927 – Übernahme der UFA durch Alfred Hugenberg
1929 – Bau des Tonkreuzes
1.4.1930 – Uraufführung von Der blaue Engel