Читать книгу Giftmord statt Goldschatz - Holger Rudolph - Страница 14
Mordsache
ОглавлениеPathologe Hannes Wüstenstedt hat die Untersuchung der Leiche des Rheinsbergers Bernd Bergner zwar noch nicht abgeschlossen. Doch er konnte Anna Klettner vorhin schon sagen, dass der Mann auf keinen Fall eines natürlichen Todes gestorben ist. Es sei bereits sicher, dass Bergners Herz bis zum Schluss vollkommen intakt war. In den letzten fünf bis sechs Stunden vor dem Tod, der erst kurz vor dem Auffinden eingetreten sei, habe Bergner starke Muskelkrämpfe gehabt. Dafür verantwortlich ist der Saft des Gefleckten Schierlings, der ihm gegen Mitternacht verabreicht worden sein müsse.
Schon an den Gerichten im Griechenland der Antike war der Schierlingsbecher eine todbringende Strafe, erzählt der Gerichtsmediziner, doch die Kriminalistin will ihn bremsen: „Das weiß ich doch.“ Der Pathologe ist aber nicht aufzuhalten. Weil das Doldengewächs der Petersilie zum Verwechseln ähnlich sehe, komme es auch in der Gegenwart immer wieder zu Vergiftungsfällen, setzt er fort. Für den nach Mäusen stinkenden Todestrunk spricht nach Wüstenstedts Ansicht auch, dass Bergner bis kurz vor seinem Ableben zumindest die Beine noch bewegen konnte. Die Lähmung trete langsam nach und nach ein. Sprechen habe Bergner allerdings schon seit Stunden nicht mehr können. Vielleicht wollte er sich noch zu seinem Hausarzt schleppen, glaubt die Ermittlerin. Dafür spricht, dass sich dessen Praxis nur 150 Meter vom Fundort der Leiche entfernt befindet. Auch sein ganz in der Nähe in den Straßengraben gesetztes Auto unterstützt diese These.
Anna Klettner will keine Zeit verlieren. Am frühen Abend sitzt sie in der Redaktion des Märkischen Anzeigers, um mit Heiko Reimer zu besprechen, was morgen zum Fall in der Zeitung stehen soll. Leser, die einen kleinen, deutlich untersetzten Makler mittleren Alters kennen oder sich mit diesem im Café „Pusteblume“ oder an anderer Stelle getroffen haben, sollen sich bei der Polizei melden. Beim Immobilienhändler handele es sich womöglich um einen wichtigen Zeugen. Dass es keiner der drei ortsansässigen Makler ist, hatte Klettner bereits zuvor geklärt. Allerdings konnten oder wollten diese Rheinsberger Händler ihr nicht bei der Suche nach dem Berufskollegen helfen. Nein, so einen Mann würden sie nicht kennen.
Auch das Bild der angeblich historischen Münze wird in der Zeitung von morgen zu sehen sein, darunter der Text: „Wer kann Angaben zu dieser Münze machen? Sämtliche Hinweise werden auf Wunsch auch vertraulich entgegengenommen.“ Weiterhin sollen sich Menschen melden, die in den vergangenen Wochen oder Monaten Veränderungen im Verhalten von Bernd Bergner bemerkt haben. Die Ermittlerin hofft, dass es schon am Vormittag etliche Hinweise geben wird. Andernfalls könnte sich ihre Arbeit sehr schwierig gestalten.