Читать книгу Das Törtchen-Team in Turbulenzen - Honora Holler - Страница 6
Überraschungen zum Schulbeginn
ОглавлениеEndlich!, dachte Sophie erfreut. Heute geht es wieder los! Sie schaute auf ihren Wecker. Fünf Uhr dreißig. Ein bisschen früh, Schulbeginn war schließlich erst in zwei Stunden. Dennoch stand sie auf. Schnell und leise frühstückte sie, deckte den Tisch für ihre Mutter und verschwand, wie ein Dieb eine dreiviertel Stunde später aus der Wohnung.
Sophie schaute aus dem Busfenster. Draußen war es noch dunkel-dämmrig, Nebelschwaden trübten die Sicht. Doch trotz der frühen Uhrzeit war sie nicht alleine im Bus. Verwundert hatte sie festgestellt, dass der Bus sich langsam füllte. „Darf ich?“, fragte eine junge Frau mit einem burschikosen Kurzhaarschnitt. „Ja, natürlich“, nickte Sophie und nahm ihren Rucksack auf ihren Schoß. Sophie blickte wieder nach draußen. Ihre Gedanken galoppierten von einem zu anderen: neue Lehrer, vielleicht neue Mitschüler und die neuen Räumlichkeiten. Sie merkte gar nicht wie, der Bus immer wieder anhielt Passagiere ein - und ausstiegen, so versunken war sie. „Guten Morgen Sophie“, hörte sie plötzlich eine vertraute Stimme dicht an ihrem Ohr säuseln. Mit einem „Huch“, zuckte Sophie zusammen und drehte sich um. Onta grinste ihr ins Gesicht ebenso wie Aimee in ihrem Businesskostüm. „Habt ihr mich aber erschreckt“, antworte Sophie, bevor sie ein „Guten Morgen" nachschob. „Das haben wir gemerkt“, gluckste Onta zurück. „Na, auch schon gespannt auf den heutigen Tag?“, erkundigte sich Aimee. Sophie nickte. „Onta auch! Sie war heute Morgen als Erste auf. Kannst du dir das vorstellen?“ Sophie schüttelte den Kopf. Eigentlich war Onta kein Mensch, der morgens gerne früh aufstand oder wirklich wach war. Meistens wurde sie erst zur dritten Schulstunde munter - nach der ersten Pause. Sophie grinste. Doch heute blickte sie in ein putzmunteres Gesicht. „Ich bin so gespannt, auf den Seitentrakt der Mittelstufe. Und wer alles neu dazukommt und die neuen Lehrer. Du nicht auch?“, plapperte Onta, während sie hin und her zappelte. „Und wie!“, stimmte ihr Sophie begeistert zu, während sie den Kopf zu Onta nach hinten drehte. „Wie wäre es, wenn wir die Plätze tauschen?“, fragte die Frau neben Sophie plötzlich. „Das würden Sie tun? Dankeschön, wirklich großartig“, sagte Onta begeistert und stand auf. Aimee verdrehte die Augen und raunteverschwörerisch zu der Frau mit dem braunen Kurzhaarschnitt: „Entschuldigen Sie bitten, aber heute ist der erste Schultag für die beiden“ „Schon gut, wir waren doch alle mal jung“, winkte die Frau ab und lächelte verschwörerisch. „Auf was für eine Schule geht Ihr denn?", erkundigte sie sich beiläufig. Sophie und Onta schauten sich verblüfft an, bevor beide wie aus einem Mund sagten: „Auf die Friedrich-Stein-Schule, der besten Schule der Welt!“ Und dann legten beide los. Abwechselnd priesen sie die Vorzüge ihrer Schule, bis Aimee sie mit einem Räuspern unterbrach. „Wenn ihr heute noch auf eure Schule gehen wollt, solltet ihr jetzt aussteigen“, meinte sie leicht sarkastisch und wies zur Tür. „Wie? Tatsächlich! Komm Sophie!“ Onta zog Sophie aus ihrem Sitz und sprang zwischen die sich schließenden Bustüren. Sie hörten noch Aimees „Kinder“ - Kommentar und schon schloss der Bus die Türen und brauste davon. „Puh, das war knapp!“, kommentierte Sophie ihren schnellen Abgang. Onta nickte zustimmend. Sie blickten sich an und schaute zur Schule.
Die Sonne erleuchtete mit ihren ersten schwachen Strahlen die Friedrich-Stein-Schule wie eine Diva an. Sophie schaute versonnen auf die Gebäude: Weiß getüncht, rote Schindeln, teilweise mit Efeu umrankt. Feierlich sah sie aus, fand Sophie. Ein Kribbeln ging durch Sophie. „Komm! Ich bin gespannt, ob wir die Ersten sind“, forderte sie Onta auf. Schließlich war es erst Viertel nach sieben und Schulbeginn war heute erst um acht Uhr.
Auf dem Weg in das Hauptgebäude begegnete ihnen so gut wie niemand. Zwei Schüler aus der siebten Klasse und ein Lehrer. Sie passierten das Hauptgebäude liefen die große Haupttreppe hoch und bogen in den Seitengang zum Mittelstufentrakt ein. Sophie genoss es, den blanken Steinfußboden unter ihren Füßen zu spüren. Sie blieb kurz stehen und sog den Geruch der Schule ein. Zuhause! „Komm schon“, drängelte Onta. Das Summen, das sich in der Eingangshalle wie das zarte Säuseln des Windes angehört hatte, verwandelte sich in einen lauten Klangteppich aus Gelächter und Begrüßungsrufe von mehreren dreizehnjährigen Mädchen und Jungen.
Sophie und Onta schauten sich verblüfft an. „Wer hätte gedacht, dass um Viertel nach sieben so viele Schüler bereits hier sind“, meinte Onta leise zu Sophie gebeugt. Sophie schaute an Onta vorbei, wirklich fast ihre gesamten Klassenkameraden waren da. Dort stand Ines, ein ganzes Stückchen gewachsen und redete mit Beatrice, daneben stand schüchtern eine groß gewachsene neue Schülerin. Lulu konnte sie nirgends sehen. Vielleicht doch ein bisschen zu früh für die Anführerin der Perfects. Sophie grinste. Sie sah Michel und Tobias, die aus dem Klassenzimmer kamen, gefolgt von Paul, einem schlaksigen blonden Jungen. „Hallo Onta und Sophie“, begrüßte Tobias die beiden Mädchen. „Wo ist Suki?“, fragte Michel neugierig und schaute sich um. „Suki kommt später“, antwortete Onta schnippisch. Sie konnte Michel nicht leiden, für sie war er ein Blender. „Komm, schauen wir uns mal um“, meinte sie zu Sophie und ging schnurstracks auf das erste Klassenzimmer zu. Wie auch in den Unterstufenzimmern waren die Räume hoch und hatten eine große Fensterfront. Nur statt in den Hof blickte man in den großzügig angelegten Außenbereich der Schule. Sophie und Onta seufzten beide, als sie rausschauten: Die Gartenanlage und die Sportplätze glühten förmlich in der aufgehenden Sonne. „Herrlich“, flüsterte Onta. Plötzlich unterbrach lautes Gekreische aus dem Gang ihre Betrachtung. „Aha! Ich glaube Lulu ist gekommen“, murmelte Onta während Sophie auf den Gang hinauslinste und bestätigend nickte. „Ja, ihre Hoheit ist eingetroffen“, wisperte sie in Ontas Richtung. Sophie und Onta schauten sich weiter um. Die Anzahl der Plätze war geringer, die zehn Tische standen weit auseinander. Sophie näherte sich einem Tisch und betrachtete ihn genau. Er war zweigeteilt. Sie runzelte die Stirn. Ihre Hände strichen über die hölzerne Oberfläche und mit einem leisen Klick bewegte sich die Tischoberfläche nach unten und dann zur Seite, bis sie schließlich wie von selbst unter der rechten Tischhälfte verschwand. Sophies Augen wurden groß. „Wow!", meinte Onta und trat zu Sophie. Hinter ihnen piff jemand leise durch die Zähne. Sophie und Onta drehten sich um. „Suki! Da bist du ja endlich!“, schrieen beide erfreut. Suki begrüßte ihre beiden Freundinnen stürmisch. Gemeinsam traten sie an den Tisch heran. Ihre Gesichter spiegelten sich in der Oberfläche des Monitors. „Wahnsinn!“, flüsterte Sophie und strich mit ihren Fingern über die Oberfläche. „Tst, tst. Jedes Jahr dasselbe!“ meinte da jemand, mit einem unterdrückten Lachen in der Stimme, von der Tür. „Guten Tag Herr Grün“, begrüßten die drei ihren Direktor mit hochrotem Kopf. Neugierig strömten weitere Schüler durch das Klassenzimmer. Herr Grün nickte und blickte die Schüler an. „Am ersten Tag sind alle überpünktlich und manche von euch waren sogar schon um sieben Uhr da. Und danach kann man froh sein, wenn ihr pünktlich zum Unterricht erscheint“, meinte er mit schüttelte mit gespielter Ironie seinen Kopf. Sophie und Onta schauten betreten zur Seite. „Kommt bitte alle mit“, forderte er die Schülerschar auf. „Meinst du, er hat uns die ganze Zeit beobachtet?“, fragte Onta leise, als sie in die Mittelstufenmensa einbogen. Sophie und Suki zuckten mit den Schultern.
Die Mensa war größer als ihr alte, Stühle waren aufgebaut und an der Seite, wo normalerweise das Essen ausgegeben wurde, standen die Lehrer. Sophie stupste Onta an. „Sieh mal!“, sagte sie leise und deutete auf die Lehrerschaft. Unter ihnen stand die Frau mit dem burschikosen Kurzhaarschnitt und nickte ihnen freundlich zu. Sophie und Onta waren platt. „Was ist denn?“, fragte Suki neugierig, nachdem ihre Freundinnen leicht rot im Gesicht geworden waren. Doch bevor eine von ihnen antworten konnte, begann Direktor Grün mit seiner Rede: „Ich heiße euch herzlich in der Mittelstufe der Friedrich-Stein-Schule willkommen.“ Beifall brandete auf. Beiläufig quittierte Herr Grün das Geklatsche mit einem Lächeln, bevor er wieder ansetzte: „Ich freue mich, so viele von euch hier wieder begrüßen zu dürfen. Vor euch steht ein wegweisendes Jahr. Es erwartet euch viel Neues und ihr müsst Entscheidungen treffen, die euren späteren Werdegang beeinflussen werden. Manches wird anstrengend sein, anderes wird euch leicht von der Hand gehen. Denn jetzt habt ihr eine Stufe in dieser Schule erreicht, die euch mehr Freiheiten ermöglicht. Nach und nach dürft ihr über eure Fächer selbst entscheiden. Allerdings müsst ihr dafür auch mehr leisten.“ Eine kurze Pause entstand. Füße scharrten auf dem Boden. Herr Grün schaute seine Schüler genau an und dem Törtchen-Team schien es, als würde er bei jedem von ihnen verharren und Abschätzen ob sie es schaffen würden, den Anforderungen gerecht zu werden. Wir werden es schaffen, sagte sich Sophie innerlich und drückte Onta und Suki die Hände. Sukis Hand zitterte ein bisschen und war kalt wie ein Eisklotz, wohingegen Ontas Hand warm und ruhig war. Die Stimme des Direktors unterbrach die allgemeine Unruhe und alle schauten wieder nach vorne. „Wie ihr dem Plan entnehmen konntet, dient die erste Woche der Orientierung, in der ihr die unterschiedlichen Angebote kennenlernt und dann auswählen dürft. Der reguläre Unterricht beginnt am nächsten Montag um acht Uhr. Und nun übergebe ich euch euren Lehrern und wünsche euch ein erfolgreiches Schuljahr.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Herr Grün unter minutenlangem Beifall. Ein großer Mann mit Vollbart trat ans Mikrofon. Er klopfte dagegen, räusperte sich und langsam trat wieder Ruhe ein. „Guten Tag. Mein Name ist Herr Oberreut. Ich bin der kleine Direktor der Mittelstufe", sagte er mit ruhiger Stimme und einem Lächeln. Es wurde wieder mucksmäuschenstill. „Ich möchte euch den Ablauf des heutigen Tages erklären“, sprach er weiter. „Als Erstes stelle ich euch den Lehrkörper vor, dann werdet ihr in Gruppen aufgeteilt und erhaltet eine Führung durch die neuen Räumlichkeiten. Nach der Pause besuchen euch die einzelnen Lehrer in euren Klassenzimmern.“ Er machte eine kurze Pause und räusperte sich. „Zuerst möchte ich mich vorstellen ...“, sprach er weiter. Sophie zückte ihren Block und schrieb zu jedem Lehrer mit, ebenso wie Suki. Nach Herrn Oberreut, der Musik und Literatur unterrichtete, folgten die Lehrer der Kunst- und dann, die der wissenschaftlichen Abteilung. Onta schaute nach vorne und betrachtete jeden Lehrer aufmerksam. Die Frau aus dem Bus wurde ihnen als Frau Linse von der europäischen Weltraumorganisation vorgestellt, sie unterrichtete Physik. Wer hätte das gedacht, ging es Sophie durch den Kopf. Sie blickte zu Onta und beide grinsten sich an. Da hatten sie beide, einer Lehrerin die Schule vorgestellt. Zu komisch aber auch. Nach Frau Linse folgten die Lehrer des Sprachblocks. Zuerst Madame Pinoir, sie unterrichtete Französisch, das neue Sprachpflichtfach. Sophie stöhnte innerlich, sie sah nicht aus als wäre mit ihr gut Kirschen Essen: Dünn, schmallippig und verbissen. Sophie seufzte. Mit Sprache tat sie sich schwer, doch waren sie neben Wissenschaft, Sport und Kunst ein wichtiger Bestandteil ihrer Ausbildung hier. Einzig die Intensität der Pflichtfächer war frei wählbar. Nach Frau Pinoir kam Frau Kanzai, die kannten Sophie, Onta und Suki schon vom letzten Jahr, sie unterrichtete Japanisch. Herr Wang Chinesisch, Frau Kaslow Russisch und Herr Luengo Spanisch. Zuletzt folgten die Sportlehrer: Ein großer rothaariger Mann stellte sich der Reitlehrer Herr McFinn vor, dann kamen die Wageners, Herr Ochji und Herr Bäcker. Sophie sah, wie Lulu hippelig hin und her rutschte und Ines etwas ins Ohr flüsterte. Frau und Herr Wagner waren für den allgemeinen Sport, Triathlon und Fechten zuständig. Herr Ochji unterrichtete diverse Kampfsportarten und Herr Bäcker Tennis. Herr Oberreut trat wieder an Mikrofon: „Und damit wäre wir am Ende. Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! An den Aushängen hinter euch findet ihr die Gruppenaufteilung. Eure Lehrer werden euch dann dort einsammeln und die Anlage zeigen“, sprach er und entließ die Schülerschar. „Uho“, gähnte Onta herzhaft, als sie sich rekelte und streckte. Auch Sophie musste sich erst mal strecken und recken. Suki hingegen klebte schon an die Aushängen. „Leute“, kam sie zurück. „Wir sind in einer Gruppe mit Lulus Clique, einer Natalia Gromowo und Tobias, Paul und Michel.“ „Auw“, entfuhr es Onta als einzigem Kommentar. Die Jungs waren in Ordnung, doch Lulus Clique - auch die Perfects genannt - waren mit Vorsicht zu genießen. Das konnte ja heiter werden, dachte Sophie und verdrehte die Augen. Mit diesen Mitschülern würden sie die Pflichtfächer verbringen. „Das schaffen wir auch!“, murmelte sie und hakte sich bei Suki und Onta unter.
Frau Kanzai gesellte sich zu ihnen. „Guten Tag, wie ich sehe, ist meine Gruppe vollständig. Gut, dann gehen wir los“, sagte sie mit sanfter Stimme und nahm ihre Schar auf den Erkundungsgang mit. Wie eine kleine Gänseschar tippelten die Schülerinnen und Schüler hinter der zierlichen Japanerin her. Jeder begeisterte sich für was anderes: die Jungs und Sophie für die naturwissenschaftlichen Räume im Erdgeschoss. Suki und Ines für die Musikräume. Lulu, Beatrice und die neue Mitschülerin für die Reithalle - und Onta? Onta konnte sich für nichts erwärmen, sie hatte Hunger, großen Hunger.
Zurück in der Mensa ließen sich alle auf die Stühle plumpsen. Erschöpft von den Eindrücken und größtenteils übermüdet. Während Sophie und Suki noch in ihren Stühlen lümmelten, ging Onta zur Essensausgabe und brachte ein Tablett mit Törtchen und heißer Schokolade zurück. „Ich glaube ihr braucht das!“, sagte sie erschöpft und setzte sich wieder hin. „Meine Retterin!", sagte Sophie scherzhaft und schnappte sich ein Törtchen. Die Jungs hatten sich inzwischen auch aufgerafft, ebenso wie Ines. „Sagt mal“, begann Natalia zögerlich mit einem harten deutschen Akzent zu fragen: „Ist das hier immer so?“, und deutete auf die Törtchen und Getränke. „Schön wär´s", nuschelte Onta, während sie das nächste Törtchen verspeiste. „Nein! Zum Bedauern unseres Vielfraßes hier …“, mischte sich Lulu vom Nachbartisch ein und deutete auf Onta, die ihr einen giftigen Blick zuwarf. „ … legt die Schule Wert auf gesunde Sachen und wenig Süßigkeiten", schloss Lulu ihren Monolog und warf den Törtchen einen vernichteten Blick zu, bevor sie geziert in ein Gurkensandwich biss, das Ines ihr gebracht hatte. Natalia nickte stumm und schaute verwundert zwischen Onta und Lulu hin und her. Die Spannung zwischen beiden war nicht zu übersehen. Onta schaute mit Bedauern auf das leere Tablett. Sophie konnte sich ein leises gigglen nicht verkneifen, wohingegen Suki liebenswert fragte: „Willst du noch was, du kleiner Vielfraß?" Onta lachte, bis sie Tränen in den Augen hatte, und prustete ein: „Ja“, hervor. Suki schüttelte grinsend den Kopf und wandte sich Natalia zu: „Kann ich dir auch was mitbringen?“ „Ich gehe lieber selbst“, erwiderte diese leicht schockiert und stand auf. Sophie sah, wie Lulus Augen schmal wurden, als sie Natalia hinterher schaute. Natalia war schlank, hatte leicht schräg stehende Augen, hohe Wangenknochen und schwarze Haare. Ihre Kleidung sah teuer aus ebenso ihre Ledertasche, die sie mit sich trug. Nun ja, neue Konkurrenz für Prinzessin Lulu, dachte Sophie und zuckte innerlich mit den Schultern. „Was erwartet uns heute noch?", fragte Onta als Suki mit einem weiteren Törtchentablett zurückgekommen war und sich setzte. Bevor Suki antwortete, legte sie sich ein Törtchen auf ihren Teller, schaute Onta tief in Augen und kramte dann bewusst langsam in ihrer Tasche. „Also nachher haben wir Literatur, Kunst und Geschichte und am Nachmittag, stellen sich die Lehrer der Schwerpunktfächer vor und anschließend haben wir Sport bei Frau Wagener“, schloss sie ihre Ausführung, bevor sie sich ihrem Törtchen zuwandte.
Fünf Tage waren vergangen. Fünf anstrengende Tage, wie Sophie fand. Es gab so viel Neues zu entdecken, der Informatikunterricht, Physik mit Frau Linse und das neue computergestützte Lernsystem. Jeden Abend war sie erschöpft im Bett eingeschlafen, zu Frau Hummel hatte sie es gar nicht mehr geschafft so wenig Zeit war ihr geblieben.
„Und hast du dich schon entschieden?“, fragte Onta sie von der Seite. Sie saßen im Gruppenraum, jede von ihnen hatte den Zettel mit den Wahlmöglichkeiten vor sich liegen. „Also“, fing Sophie an und betonte jeden einzelnen Buchstaben. Sie setzte den Stift an, kreuzte ihren Schwerpunktbereich - Naturwissenschaften, was sonst - an und legte ihn wieder zur Seite und begann zu grübeln. Sie schaute zu Suki und Onta. Suki schaute konzentriert auf das Papier, wohingegen Onta unsicher schien. „Ich nehme Kunst als Schwerpunktbereich“, meinte Suki machte energisch ein Kreuz auf dem Papier. „Nicht Sprachen?“, fragte Sophie überrascht. Suki schüttelte den Kopf. „Nein, Japanisch kann ich zu Hause weiter lernen. Musik und Kunst interessieren mich einfach mehr.“ Sie machte eine Pause. „Frau Kanzai wird wahrscheinlich enttäuscht sein, dass ich kein Japanisch mache, doch meine Eltern unterstützen mich in meiner Entscheidung", fügte sie noch hinzu. Onta seufzte laut von der Seite. Beide blickten sie an. „Und du?“, fragte Sophie. „Ich?“, antwortete Onta verzweifelt. „Ich kann mich nicht entscheiden. Sport oder Sprachen. Aimee meint Sprachen, da ich davon später mehr hätte. Doch Sport fliegt mir einfach zu, da müsste ich mich nicht so anstrengen. Schwierig“, sagte sie und schaute auf das Papier. Sophie schaute Onta an. Sie war froh, dass sie keine Wahl hatte. Für Sprachen war sie zu untalentiert ebenso wie für Kunst und für Sport als Schwerpunktbereich, war sie zu unsportlich. „So!“, sagte Onta entschieden und setzte ihr Kreuz. „Und?“ „Sprachen! Und glücklicherweise muss ich mich erst im nächsten Jahr entscheiden, für welche Sprachen“, sprach sie mit Erleichterung in der Stimme. „Tja, dann bleibt uns nur noch die Wahl des Sportfaches", meinte Suki grüblerisch.
In der folgenden halben Stunde diskutierten sie über die Vor- und Nachteile von Schach als Sportart, ebenso wie Schwimmen oder Ballett. Vor Pferden hatte Sophie Angst, Schach wiederum war Onta zu langweilig. „Wisst ihr was?“, unterbrach Suki Sophies und Ontas Diskussion. Beide schauten sie an. „Wie wäre es mit Kendo?“, schlug sie ihren Freundinnen vor. „Kendo? Bei Meister Ochji?“, entfuhr es Sophie und Onta gleichzeitig ungläubig. Suki nickte. „Ja, ich habe es schon in Japan gemacht. Es verlangt keine akrobatischen Glanzleistungen, also für uns alle machbar. Na, was haltet ihr davon?“, sagte sie und strahlte sie aus ihren schwarzen Augen an. Sophie runzelte sie Stirn. Kendo? Hm. Gut besser als die anderen Kampfsportarten. Doch auch besser als Schach? Sie schaute zu Onta, die ihren Kopf zur Seite gelegt hatte. „Also gut ich mach mit“, stimmte Onta zu und kreuzte Kendo an. Sophie stand unter Zugzwang: Schach mit den Jungs oder Kendo mit den Mädchen? Sie seufzte. „Also gut, Kendo!“ Sie vertraute Suki und ihrer Einschätzung.