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Das zweite Epistelbuch
ОглавлениеDas zweite Buch der Episteln ist der Theorie der Dichtkunst gewidmet. Mit theoretischen Fragen der Dichtung hatte sich Horaz schon sat. 1,4 beschäftigt. Nun schreibt er darüber ein ganzes Buch. Der erste Brief, an Kaiser Augustus gerichtet, mag im Jahre 14 geschrieben sein. Epist. 2,2 ist wohl vor epist. 2,1 verfasst, vielleicht im Jahre 18 oder zwischen 20 und Oktober 18. Das dritte Werk, die sogenannte ‚Ars Poetica‘ (Epistula ad Pisones), ist vielleicht um 20/19 entstanden. Allerdings gibt es auch spätere Ansätze, etwa ins Jahr 18 oder sogar in die Zeit zwischen 13 und 8, also in die letzten Jahre des Dichters. Die Entscheidung über diese Frage hängt von der Bestimmung des Adressaten ab, denn es bieten sich verschiedene Mitglieder der Pisonischen Familie an, denen die ‚Ars Poetica‘ gewidmet sein könnte, und je nachdem, für welchen Adressaten man sich entscheidet, fällt die Entscheidung über die Datierung aus. Ein klares Ergebnis in dieser Frage konnte bisher nicht erzielt werden.
Es ist schwer zu sagen, ob die ‚Ars Poetica‘ zum zweiten Epistelbuch gehört. Die Grammatiker zitieren den Pisonenbrief als Werk für sich (Ars Poetica), aber auch als Teil der Episteln. Die ‚Ars Poetica‘ ist in unseren Handschriften von den zwei anderen großen Briefen getrennt und bildet einen besonderen Teil nach den Oden. Villeneuve (Epistel-Ausgabe 138) glaubt, dass das zweite Epistelbuch überhaupt erst späterer Anordnung entstamme, etwa der Zeit von Sueton. Andererseits ist dieses Epistelbuch mit der ‚Ars Poetica‘ etwa gleich lang wie das erste (962 und 1006 Verse). Weiter ist die ‚Ars Poetica‘ gerade kein Lehrgedicht, sondern ein Kunstbrief, und die lockere Darstellung, die gleitenden Übergänge und die Briefform beweisen ihre Zugehörigkeit zum horazischen Sermo. Die Bezeichnung als ‚Ars Poetica‘ stammt wohl auch nicht von Horaz, der in diesem Brief kein Kunstsystem gibt, sondern zeigen will, dass Begabung und Genie ohne künstlerisches Urteil und strenge Zucht nicht bestehen können.
Der erste Brief des zweiten Buches behandelt die zeitgenössische Dichtkunst und ist gegen das Vorurteil für die älteren römischen Dichter gerichtet, gegen das selbst die besten Modernen vergeblich ankämpfen. Der zweite Brief an Julius Florus entschuldigt Horaz, dass er nicht mehr dichte. Er sei dafür zu alt und beschäftige sich lieber mit Philosophie. Zudem wolle er sich von dem lästigen Zunftwesen der Dichter fernhalten. Am Ende steht ein Wort an die mit ihrem Werk so leicht zufriedenen Dichter: Man müsse die Schreibtafel mit gleichem Ernst zur Hand nehmen wie ein gewissenhafter Zensor.