Читать книгу Alltagsleben nach 1945 in Mecklenburg - Horst Lederer - Страница 13
Familien Lederer - gastfreie Verwandte
ОглавлениеIn der Nachkriegszeit hielten sich manche Verwandte für einige Tage in Arpshagen im Gutshaus bei den Familien Lederer / Alwine Diethert auf. Meist waren es Spätvertriebene aus den ehemaligen Kreisen Wirsitz und Schubin, die es im Januar / Februar 1945 nicht geschafft hatten, rechtzeitig vor dem Heranrücken der Russen auf die Flucht zu gehen. Nachdem die Polen ihre Arbeitskraft bei der Frühjahrsbestellung und Einbringung der Ernte ausgenutzt hatten, wurden sie nach Deutschland ausgewiesen.
Zu ihnen gehörten Hildegard Reek (*05.06.1921 † 20.12.1989) und ihre Kinder Gerhard (*22.07.1939), Irmgard (*24.08.1941), Renate (*12.07.1943).
Hildegard geb. Käding war die zweitälteste Tochter von Alwine Dietherts Schwester Sophie. Sie war mit Erhard Reek (* 25.07.1911 † 29.05.1993) verheiratet, der Soldat der Deutschen Wehrmacht und danach Kriegsgefangener war. Die Familie lebte in Mieczkowo, Kreis Schubin.
Der Familie Reek war angeboten worden, ihren Wohnsitz nach der Ausweisung aus ihrem Heimatort in der Ostzone zu nehmen. Hilde Reek wollte aber auf gar keinen Fall wieder unter dem Machteinfluss der Russen leben. Sie hatte gehört, dass ihre Tante Alwine und ihre Cousinen Else und Irmgard in Arpshagen wohnten, und wollte einen Kurzbesuch dort einerseits dazu nutzen, die
Verwandten wiederzusehen, sich andererseits bei diesem Zwischenaufenthalt von den Strapazen der Reise aus Polen zu erholen, zu säubern und satt zu essen.
Reeks reisten über Herrnburg weiter in die britische Zone und wohnten künftig in Oberhausen.
Häufiger Gast im Gutshaus Arpshagen war Klara Matzkuhn (* 24.10.1899 † 01.10.1992) geb. Joob, die zweitälteste Tochter von Alwine Dietherts ältester Schwester Bertha Joob geborene Thielmann. Klara war Witwe. Ihre Söhne Heinz und Erwin waren zur Wehrmacht eingezogen, sie galten als vermisst. Dennoch gab Klara die Hoffnung auf ihre Heimkehr anfangs nie auf und wies deshalb den Heiratsantrag ihres Landsmanns, des Eisenbahners Ernst Weichert, der in Grieben wohnte, trotz intensiven Zuredens ihrer Cousinen Else und Irmgard ab. Sie war noch 1948 bei der Hochzeit ihres Cousins Siegfried Diethert Weicherts Tischdame. Klara Matzkuhn wohnte in Weitendorf bei Brüel und war dort Köchin. 1949 wechselte sie von Weitendorf in die BRD über. Nach Weitendorf war sie mit ihrer Schwester Edith Klutzewski (*20.02.1908 † 16.02.1996) und deren Töchtern Edelgard (*06.01.1938) und Ilse (*12.08.1939) geflüchtet. Vor ihrer Übersiedlung nach Schleswig-Holstein besuchte Familie Klutzewski im Sommer 1947 ihre Verwandten im Gutshaus Arpshagen.
Besucher der Familien Lederer im Gutshaus waren auch Heinz Käding (*22.05.l925 †) und Ehefrau Ruth (* 27.02.1929 †), ein Sohn von Alwine Dietherts Schwester Sophie Käding, aus Oberhausen. Beide sollen dem Vernehmen nach verstorben sein. Bei einem Aufenthalt in Arpshagen waren sie in Begleitung ihres Sohnes Wilfried (*19.01.1954) gekommen. Kädings schätzten insbesondere den unentgeltlichen Urlaub an der Ostsee.