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Ereignisse in Arpshagen im Frühjahr 1945

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Das Kriegsende im Mai 1945 war für die einheimischen Bewohner des Gutsdorfs Arpshagen ein Ereignis, das ihr Leben unvermittelt völlig veränderte.

Am 3. Mai 1945 besetzten amerikanische Truppen den Klützer Winkel. Sie wurden am 23. Mai hier von Soldaten der britischen Armee abgelöst.

Der Pächter Ludwig Boeck ließ mit Genehmigung der Besatzungsmächte die landwirtschaftlichen Tätigkeiten auf dem Gut von den hier verbliebenen Landarbeitern in bewährter Weise fortsetzen. Er versuchte auch, die Ordnung im Dorf aufrechtzuerhalten und kriminelles Verhalten seiner Bewohner zu unterbinden, indem er dank seiner Autorität gelegentlich ein Machtwort sprach. Das wurde aber dadurch zunehmend schwierig, als in Arpshagen etliche Flüchtlingstrecks aus Hinterpommern, Westpreußen, Schlesien, dem Wartegau und Ostpreußen eintrafen, hier ihre Flucht vor der Roten Armee beendeten und auf einigermaßen menschenwürdige Unterbringung hofften.

Aus Hinterpommern waren gekommen:

die Familien Ziesler, Bansen, Popko, Schulz, Reinke (alle aus Butow, Kreis Saatzig),

die Familien Kirschstein, Kapanusch, Pardun, Wollmann, Scheil (alle aus Seefelde, Kreis Flatow),

die Familie Goerl (aus Neu Zapplin, Kreis Greifenberg),

die Familien Müller, Büch, Sauter (über Oberklütz aus Döberitzfelde, Kreis Deutsch Krone).

Aus Westpreußen kamen:

die Familie Zilch (aus Polichno Hauland, Kreis Wirsitz),

die Familie Braun (Rücksiedler aus Wolhynien),

die Familie Schmidt, Nittel).

Aus Ostpreußen waren

das Ehepaar Raudszus,

die Familie Schreiber,

die Alleinstehende Ida Witt,

die Familie Dreyer (aus Königsberg).

Aus Schlesien kamen:

Familie Pescha (aus Konstadt, Kreis Kreuzburg),

Familie Grzyb (aus Meseritz, Grenzmark).

Aus der Provinz Posen waren

die Familien Schmidt / Wojahn / Sager (aus Karlsruhe, Rogasen).

Die Geschwister Kosbab waren unbekannter Herkunft.

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Ein weiteres Ereignis brachte Aufregung und Unruhe in den Alltag der Arpshagener. In den letzten Apriltagen 1945 war ein Güterzug aus Richtung Grevesmühlen mit Gütern zur Versorgung der Besatzung des Flugplatzes Tarnewitz etwa 30 bis 40 Meter vor dem Bahnübergang Arpshagen / Bothmer in Richtung Kauhkoppelbusch zum Stehen gekommen. Die Lokomotive war sicher nach Grevesmühlen zurückgefahren worden, weil der Zug auf dem Klützer Bahnhof keine Einfahrt erhalten hatte.

Die damalige Arpshagenerin Käte Göwe berichtete: „Es ging in Arpshagen und Klütz herum wie ein Lauffeuer: „Da ist ein Zug auf der Strecke! Da ist allerhand zu holen!“ Da haben wir erst Angst gehabt, aber dann bin ich auch mitgelaufen. Und dann haben sie Waggons aufgemacht. Da waren Sachen drin, in einem nur Pappeimer mit Marmelade. Einer stand im Waggon und hat immer herausgereicht, und dann hab’ ich zum Glück auch einen Marmeladeneimer erhascht...“ In einem Waggon befanden sich Teppiche, in einem weiteren Kleidung für Flugzeugpiloten, u. a. Lederkappen, pelzgefütterte Pilotenstiefel, Lederhandschuhe, Hosen, kurze wattierte Lederjacken, dunkelblaue Wollpullover (Troyer)…

Offensichtlich war nicht nur Käte Göwe, verheiratete Moll, an diesem Beutezug beteiligt. Mitte der Vierzigerjahre habe ich mindestens zwei Angehörige der Familie Frederich in Pilotenkleidung bei der Feldarbeit beobachtet, und noch 1948 bot Frau Andersson meiner Mutter mehrere dieser dunkelblauen Troyer an, die uns Kindern damals aber viel zu groß waren und deshalb von meiner Mutter dankend abgelehnt wurden.

Im Zusammenhang mit dem Abzug der britischen Besatzungssoldaten verließ am 30. Juni 1945 auch der Pächter Ludwig Boeck mit seiner Familie und einigen Angestellten Arpshagen. Er führte nicht nur seinen gesamten Privatbesitz mit nach Niedersachsen, sondern auch einen Großteil der Arpshagener Pferde, die ihm gar nicht gehörten. Auch andere Familien aus Arpshagen verließen seinerzeit das Gutsdorf, Staszinska (nach Klütz), Langhans, Bössow, Buuck, Schreiter, J. Dunkelmann, Faasch (alle mit unbekanntem Ziel).

Ob nun das „einnehmende Wesen“ des ehemaligen Pächters Boeck für die Arpshagener Landarbeiterfamilien ein Vorbild gewesen ist, mag dahingestellt sein. Aber ab 1. Juli bedienten sich einige von ihnen mit zurückgelassenem Mobiliar aus dem Gutshaus Arpshagen, aber auch aus dem Schloss Bothmer.


Foto: Waltershausen

So wechselten wertvolle Tische, Schränke, Betten, Stühle, Kommoden, Sessel, Couches mit dem Aufkleber „Gräflich von Bothmersches Fideikommiss“ in die Wohn- und Schlafzimmer der Arpshagener Landarbeiterkaten. Jeder nahm sich, was er gerade kriegen konnte. Auch als unsere spätere Nachbarin Anna Patynowski nach der Abreise der Familie Boeck feststellte, dass sich in dem kleinen gemauerten Ställchen vor dem Gutshaus noch eine Gans mit mehreren Gösseln befand, hatte sie keine Hemmungen, die Tiere die Straße entlang zu ihrem neuen Wohnsitz in ersten Katen von Klütz aus (vormals Faasch) zu treiben. Ob sie dabei kein schlechtes Gewissen gehabt hätte? „Wieso eigentlich? Das machten doch alle Arpshagener so!“

Alltagsleben nach 1945 in Mecklenburg

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