Читать книгу SPUK - Howard Phillips Lovecraft, Edgar Allan Poe, Reading Time - Страница 8
Dennis Wheatley: DIE SCHLANGE
ОглавлениеIch kannte Carstairs praktisch überhaupt nicht, wissen Sie, aber er war unser nächster Nachbar und fremd im Ort. Er hatte mich mehrmals gebeten, gelegentlich auf ein paar Worte vorbeizukommen, und an jenem Wochenende wurde ich von einem Burschen namens Jackson heimgesucht.
Er war Ingenieur, der aus Südamerika rübergekommen war, um über eine Mine zu berichten, für die meine Firma sich interessierte. Wir hatten nicht viel gemeinsam, und die Unterhaltung wurde ein bisschen dünn, so dass ich Sonntagabend dachte, ich sollte etwas Abwechslung schaffen, indem ich Carstairs besuchte und Jackson mitnahm.
Carstairs war ziemlich erfreut, uns zu sehen; mit Ausnahme des Personals wohnte er ganz allein. Was er mit einem so großen Haus wollte, konnte ich mir nicht vorstellen, aber das war seine Sache. Er begrüßte uns herzlich, und wir nahmen in bequemen Sesseln Platz, um uns zu unterhalten.
Es war einer jener stillen Sommerabende, an denen der Blumenduft durch die offenen Fenster hereinkommt, und der Frieden überall lässt einen momentan glauben, dass die Stadt am Montagmorgen nichts als ein schmutziger, böser Traum ist.
Ich glaube, ich wusste irgendwie, dass Carstairs sein Geld mit Minen verdient hatte, hatte aber keine Ahnung, wo oder wann. Jedenfalls steckten er und der junge Jackson bald bis zum Hals drin und redeten über technische Dinge. Das gehörte noch nie zu meinem Geschäft; ich war zufrieden, ihnen zuzuhören, während ich in der Stille der duftenden Dämmerung trank; in den Bäumen im Garten zwitscherte ein kleiner Vogel aus Leibeskräften mit seiner Angebeteten.
Es war die Fledermaus, mit der alles anfing; Sie wissen ja, dass sie an Sommerabenden durch die offenen Fenster sausen, absolut ruhig, bevor man sich ihrer bewusst wird. Wie sie in diesem Augenblick hier und im nächsten woanders sind - mal im Schatten, mal im Licht, während man wie ein hilfloser Narr mit Zeitungen um sich schlägt. Sicher, sie sind unangenehm, doch völlig harmlos, aber noch nie in meinem Leben habe ich gesehen, dass ein so großer Mann wie Carstairs so viel Angst hatte.
»Jagt sie raus!«, schrie er. »Jagt sie raus«, und er vergrub-seinen kahlen Kopf in den Sofakissen.
Ich glaube, ich lachte; ich sagte ihm jedenfalls, es sei nichts, worüber man sich so aufregen sollte, und machte das Licht aus.
Die Fledermaus durchflog den Raum noch ein- oder zweimal im Zickzack und sauste dann wieder so lautlos, wie sie gekommen war, ins Freie.
Carstairs’ großes rotes Gesicht war ziemlich weiß geworden, als er wieder unter seinen Kissen hervorspähte. »Ist sie weg?«, fragte er, ängstlich flüsternd.
»Natürlich«, beruhigte ich ihn. »Seien Sie nicht albern - nach Ihrer Aufregung könnte man meinen, es wäre der Teufel persönlich gewesen!«
»Vielleicht war er es auch«, sagte Carstairs ernst. Als er sich wieder hinsetzte, war das Weiß in seinen ziemlich vorstehenden Augen überall um die blauen Pupillen zu sehen - ich hätte gelacht, wenn der Mann nicht eine so offensichtliche Mordsangst gehabt hätte. »Machen Sie die Fenster zu«, sagte er scharf, als er zum Whisky ging und sich einen ziemlich steifen Drink mixte. Es schien Sünde an einem Abend wie diesem, aber es war sein Haus, und deshalb zog Jackson sie zu.
Carstairs bemühte sich um eine Entschuldigung für die Szene, die er gemacht hatte, und dann nahmen wir wieder Platz.
Es war nur natürlich, dass sich das Gespräch bald um Hexerei und ähnliche Dinge drehte.
Der junge Jackson sagte, er habe in den Urwäldern Brasiliens einige ganz schön seltsame Geschichten gehört, aber das beeindruckte mich nicht, denn trotz seines schönen englischen Namens sah er selbst wie ein halber Südländer aus, und Südländer glauben immer an solche Sachen.
Bei Carstairs war es anders; er war so englisch, wie man nur sein kann, und als er mich allen Ernstes fragte, ob ich an Schwarze Magie glaube - lachte ich nicht, sondern sagte ihm genauso ernst, ich glaube nicht daran.
»Dann täuschen Sie sich«, erklärte er fest, »und ich will Ihnen sagen, wenn es die Schwarze Magie nicht gäbe, würde ich nicht hier sitzen.«
»Das kann nicht Ihr Ernst sein«, protestierte ich.
»Doch«, sagte er. »Dreizehn Jahre lang durchstreifte ich für meine Arbeitgeber die Südafrikanische Union, als armer Weißer, wenn Sie wissen, was das heißt. Wenn nicht - also, es ist die Hölle auf Erden. Ein Mistjob nach dem anderen und kaum genug Geld, um Leib und Seele beisammen zu halten, und zwischen den Jobs noch nicht mal das, so dass es Zeiten gibt, wo man sich so weit erniedrigt und sich mit einem Schwarzen abgibt, um einen Drink oder eine schlechte Mahlzeit zu ergattern. Nie eine Chance, es weiterzubringen, und von den Eingeborenen und Weißen gleich verachtet - also, ich nehme an, es ginge mir immer noch so, wenn ich nicht auf die Schwarze Kunst gestoßen wäre, und das brachte mir das große Geld. Als ich erst mal Geld hatte, machte ich Geschäfte. Das ist jetzt zweiundzwanzig Jahre her - heute bin ich ein reicher Mann, und ich bin zurückgekehrt, um den Ruhestand zu genießen.«
Carstairs meinte offenbar jedes Wort, das er sagte, ernst, und ich muss gestehen, dass ich beeindruckt war. Es war nichts Neurotisches an ihm, er war hundertzehn Kilo solider, prosaischer Angelsachse; er wirkte in der Tat genau wie die Art Kumpel, die man gern dabei haben würde, wenn man in der Klemme sitzt. Deshalb war ich so verblüfft gewesen, als er diese fürchterliche Mordsangst wegen der Fledermaus ausstand.
»Ich fürchte, ich bin da ziemlich ungläubig«, gab ich zu, »aber das kommt vielleicht daher, dass mir sowas noch nie zugestoßen ist - wollen Sie uns nicht mehr darüber erzählen?«
Einen Augenblick lang blickte er mich mit seinen runden blauen Augen starr an. »In Ordnung«, sagte er, »wenn Sie wollen; bedienen Sie sich, und Ihr Freund bitte auch.«
Wir schenkten unsere Gläser nach, und er fuhr fort: »Wenn ich eben sagte, die Fledermaus hätte ebenso gut der Teufel persönlich sein können, meinte ich es nicht ganz so. Vielleicht gibt es Leute, die den Teufel beschwören können - ich weiß es nicht, aber ich habe es jedenfalls nie gesehen; es gibt jedoch eine Macht des Bösen über der Welt... man könnte sagen, sie durchtränke die Atmosphäre, und bestimmte Tierarten scheinen darauf zu reagieren - sie entnehmen es dem Äther wie ein drahtloser Rundfunkempfänger.
Nehmen Sie beispielsweise Katzen - es sind unheimliche Tiere; achten Sie darauf, wie sie in der Dunkelheit sehen können; aber sie können mehr als das, sie können im Dunkeln Dinge sehen, die wir auch bei hellstem Tageslicht nicht sehen. Sie haben ganz bestimmt schon mal zugeschaut, wie sie in einem Zimmer vorsichtig um einen Gegenstand herumgingen, der gar nicht vorhanden war.
Diese Tiere sind an sich natürlich völlig harmlos, aber schlimm wird es, wenn sie als Brennpunkt für irgendeinen bösen menschliehen Willen benutzt werden. So funktioniert es aber. Wie ich Ihnen schon sagte, streifte ich dreizehn Jahre lang durch die Union, obgleich es damals noch nicht die Union war. Von Durban nach Damaraland und vom Oranje nach Matabele, als Obstfarmer, Grubenarbeiter, Verkäufer, Lastwagenfahrer, Laufbursche - ich nahm jeden Job, den ich kriegen konnte, doch es hätte mir ebenso viel genützt, wenn ich die Zeit stattdessen auf irgendeiner Hafenmole vertrödelt hätte.
Ich weiß bis heute noch nicht mal, wer der schlimmere Vorgesetzte ist - der bibelgläubige Holländer mit seiner dünnen Piepsstimme oder der whiskygetränkte südafrikanische Schotte. Schließlich landete ich in Swasiland; das liegt an der Grenze von Portugiesisch-Ostafrika, bei Lourenço Marques und der Delagoa- Bucht. Ein so schönes Land, wie man sich nur wünschen kann; inzwischen ist es in ein Eingeborenenreservat umgewandelt worden, aber damals lebten noch hier und dort ein paar weiße Siedler.
Jedenfalls war es in einem Saloon in Mbabane, wo ich den alten Benny Isaacsohn kennenlernte, und er bot mir einen Job an. Ich war total abgebrannt, und deshalb nahm ich ihn, obgleich er einer der undurchsichtigsten Burschen war, denen ich je über den Weg lief. Er war größer als ich, mit fettigen schwarzen Locken und einer riesigen Hakennase. Sein Gesicht war rot wie ein Truthahn, und seine großen schwarzen Augen waren so unstet wie die Sünde. Er sagte, sein Verkäufer sei ihm plötzlich weggestorben, und die Art, wie er es sagte, machte mich nachdenklich, wie der Mann wohl gestorben sein mochte.
Aber es hieß Benny oder Abfälle in einem Eingeborenen- Kraal aufsammeln - also ging ich auf der Stelle zu ihm.
Er nahm mich meilenweit landeinwärts zu seinem berühmten Laden mit - zwei Dosen mit Ölsardinen und eine tote Ratte waren so ungefähr alles, was er drin hatte, und ich kam natürlich schnell darauf, dass ehrlicher Handel nicht zu Bennys wirklichem Geschäft gehörte. Ich zweifle nicht daran, dass er mich genau gemustert hatte und zu dem Schluss gekommen war, ich nähme es nicht allzu genau. Ich gab mir Mühe, nicht zu neugierig zu sein, denn ich hatte irgendwie die Idee, dass mein Vorgänger aus diesem Grund gestorben war.
Nach einiger Zeit schien er meinetwegen ganz sicher und gab sich nicht mehr viel Mühe, seine kleinen Spiele vor mir geheimzuhalten. Er schmuggelte ein bisschen Waffen für die Eingeborenen hinter der portugiesischen Grenze, und er hatte einen hübschen kleinen Handel mit illegalem Schnaps. Natürlich waren alle unsere Kunden Schwarze; eitlen Tagesmarsch gab es weit und breit keinen anderen Weißen - außer Rebecca, Bennys alter Frau.
Ich führte die Bücher für ihn; sie waren natürlich alle falsch. Brauner Zucker bedeutete, dass zwei von fünf Kugeln Attrappen waren, und weißer, dass drei von fünf Attrappen waren. Daran erinnere ich mich noch; die Attrappen waren aus Pappe und wie Blei angepinselt - auf diese Weise kommen Patronen billiger! Benny kannte seine Hauptbuch-Geheimsprache jedenfalls sehr gut.
Alles in allem behandelte er mich nicht schlecht; eines Abends, kurz nachdem ich hingekommen war, hatten wir eine Schlägerei, und er schickte mich mit einem Hieb seiner großen Faust zu Boden. Danach pflegte ich immer zu gehen und solange zu marschieren, bis meine Wut sich gelegt hatte, wenn ich die Beherrschung verlor - und das passierte mehr als einmal, wenn ich sah, wie er die Neger behandelte. Ich bin nicht gerade zimperlich, aber die Sachen, die er sich so angewöhnt hatte, machten mich ganz krank. Als ich sein Spiel durchschaute, stellte ich fest, dass Waffenschmuggel und illegaler Schnaps noch nicht alles waren. Benny war auch Geldverleiher - und auf diesem Gebiet übernahm er sich und bekam es mit der Schwarzen Kunst zu tun.
Wie es mit Bennys Geschäften mit dem Medizinmann Umtonga anfing, weiß ich nicht. Der alte Heide kam dann und wann zu uns, überall behängen mit seinen Kaurimuscheln und Ketten aus Leopardenzähnen, und Benny empfing ihn immer ganz feierlich. Sie saßen stundenlang zusammen und tranken ein Glas reinen Sprit nach dem anderen, bis Umtonga stockbetrunken von seinen Männern weggetragen wurde. Der alte Gauner verkaufte alle überschüssigen Jungfrauen seines Stammes an Benny, und Benny verkaufte sie zusammen mit den Frauen der armen Teufel, die er in der Hand hatte, weil sie die Zinsen ihrer Schulden nicht mehr zahlen konnten, in Portugiesisch-Ost weiter.
Die Scherereien begannen ungefähr neun Monate nach meiner Ankunft; der alte Umtonga war auf seine Art ein Geldverschwender, und in seinem Stamm wurden plötzlich die Jungfrauen knapp, so dass er anfing, bei Benny Geld zu leihen, und dann konnte er es nicht mehr zurückzahlen. Da waren die Unterredungen nicht mehr so lustig - er verabschiedete sich jetzt nüchtern und schüttelte seinen großen schwarzen Stock.
Das beunruhigte Benny nicht. Man hatte ihn schon oft bedroht, und er sagte Umtonga, wenn er nicht genug Jungfrauen zusammenbekäme, um seine Rechnung zu zahlen, sollte er lieber ein paar von seinen eigenen Frauen verkaufen.
Ich war nie dabei, wenn sie sich trafen, aber ich reimte mir meinen Vers aus Äußerungen, die Benny in seinen leutseligeren Augenblicken von sich gab, und ich hatte genug Swasi aufgeschnappt, um den Kern von Umtongas Ansichten zu verstehen, wenn er sich nach dem Abschied auf der Veranda Luft machte.
Dann erschien Umtonga eines Tages mit drei Frauen - es schien, sie seien der Gegenwert der ursprünglichen Schulden, aber Benny hatte ein besonderes System, wenn es um seine Darlehen ging. Die Rückzahlung des Kapitals war nicht annähernd genug - und je länger die Schulden offenstanden, desto größer wurden die Zinsen. Inzwischen wollte er ungefähr dreißig Frauen haben, und noch dazu gute, um Umtonga aus seinen Büchern zu streichen. Der alte Medizinmann war ruhig und gelassen; im Gegensatz zu sonst kam er abends und blieb nur zwanzig Minuten. Die Wände waren dünn, ich hörte fast alles, was vorging - er bot Benny die drei Frauen - oder den Tod, bevor der Morgen anbrach.
Wäre Benny klug gewesen, hätte er die drei Frauen genommen, aber er war es nicht. Er sagte, Umtonga möge sich zum Teufel scheren - und Umtonga ging.
Seine Leute warteten draußen auf ihn, ungefähr ein Dutzend, und er ging daran, einen Zauber zu veranstalten. Sie gaben ihm einen schwarzen und einen weißen Hahn, und Umtonga setzte sich vor die Veranda und tötete sie auf seltsame Weise.
Sorgfältig untersuchte er ihre Leber, und dann fing er an, auf seinen Beinen vor und zurück zu schaukeln, und mit seiner alten, heiseren Stimme sang er einen unheimlichen, monotonen Singsang. Die anderen lagen flach am Boden und schlängelten sich einer nach dem anderen auf dem Bauch um ihn herum. Damit waren sie ungefähr eine halbe Stunde beschäftigt, und dann fing der alte Zauberer an zu tanzen. Ich sehe noch heute, wie sein Gürtel aus Affenschwänzen um ihn herum wirbelte, während er da sprang und sich drehte. Man hätte nicht gedacht, dass der magere alte Wilde noch genügend Kraft hatte, so zu tanzen.
Dann schien er ganz plötzlich einen Anfall zu haben - er wurde völlig starr und fiel flach zu Boden. Er fiel aufs Gesicht, und als seine Leute ihn umdrehten, konnten wir erkennen, dass ihm der Schaum vor dem Mund stand. Sie hoben ihn auf und trugen ihn fort.
Sie wissen, wie die Nacht ganz unvermittelt in den Tropen anbricht. Umtonga hatte seine Zaubersprüche bei hellem Tageslicht angefangen, und sie dauerten nicht so sehr lange, doch als er sie beendet hatte, war es stockdunkel, und die Welt im Dunkel wurde nur noch durch das Kreuz des Südens und die Milchstraße beleuchtet.
An jenen Orten leben die meisten Leute noch heute nach der Uhr der Natur. Wir aßen zu Abend, die alte Rebecca, Benny und ich; er schien leicht beunruhigt, aber nicht mehr, als ich unter solchen Umständen gewesen wäre. Danach ging er in sein Bürozimmer, um zu sehen, was er tagsüber verdient hatte, wie er es immer tat, und ich ging zu Bett.
Es war die alte Frau, die mich gegen zwei Uhr morgens weckte - es schien, sie sei gleich eingeschlafen und mitten in der Nacht aufgewacht, um festzustellen, dass Benny gar nicht zu Bett gegangen war.
Wir gingen durch den Lagerraum, und da war er mit weit aufgerissenen, starr blickenden Augen, mit den Armen die Lehnen seines Schreibtischsessels umklammernd und ganz verkrümmt, als sei er vor etwas zurückgeschreckt.
Er war noch nie ein schöner Anblick gewesen, aber nun war etwas Teuflisches in dem Entsetzen auf seinem schwarz angelaufenen Gesicht, und natürlich war er schon seit einigen Stunden tot. Rebecca bedeckte sich den Kopf mit ihren Röcken und begann so jämmerlich zu heulen, dass das Haus hätte einstürzen können. Nachdem ich sie aus dem Zimmer bugsiert hatte, ging ich wieder hinein, um alles zu untersuchen - was konnte Benny Isaacsohn getötet haben? Ich war damals wie Sie - ich glaubte keine einzige Sekunde lang, dass der alte zahnlose Narr Umtonga die Macht hatte, aus der Ferne zu töten.
Ich untersuchte den Raum gründlich, aber es gab keine Spuren, dass jemand eingebrochen war oder sich auch nur darin aufgehalten hatte. Ich betrachtete Benny genau - mir schien, er sei an einem Schlaganfall oder irgendeinem anderen Anfall gestorben, aber was hatte ihn ausgelöst? Er hatte etwas gesehen, und es musste etwas ganz schön Schreckliches gewesen sein.
Ich wusste damals noch nicht, dass ich eine oder zwei Wochen später dasselbe sehen sollte.
Also, am nächsten Tag begraben wir Benny - es gab die übliche primitive Totenwache, die Frauen klagten und die Männer bekamen Gratisdrinks - halb Afrika schien sich auf die Beine gemacht zu haben; Sie wissen ja, wie geheimnisvoll sich Neuigkeiten im Land des schwarzen Mannes verbreiten.
Auch Umtonga tauchte auf; er drückte weder Trauer noch Freude aus, sondern stand nur da und schaute zu. Ich wusste nicht, welchen Vers ich mir machen sollte. Der einzige Anhaltspunkt gegen ihn war der Mummenschanz vom vergangenen Abend, aber das konnte kein normaler Europäer als Mordbeweis betrachten. Ich neigte zu der Annahme, das Ganze sei ein erstaunlicher Zufall gewesen.
Als die Beerdigung vorbei war, kam er auf mich zu. Warum du nicht töten Diener von Big Boss vor Thron von Großem Geist?, wollte er wissen.
Ich erklärte, dass ein Todesfall zurzeit genug für das Haus sei. Dann bat er um seinen Stock und sagte, er habe ihn letzten Abend in Bennys Büro vergessen.
Wie Sie sich vorstellen können, war ich sehr kurz zu ihm, aber ich kannte den Stock des alten Burschen so gut wie meine eigene Haarbürste; also ging ich ins Haus, um ihn zu holen.
Da lag er auf dem Fußboden - ein vier Fuß langer Schlangenstock. Ich möchte sagen, Sie haben, schon mal so ein Ding gesehen; für Europäer macht man sie kürzer. Sie sind aus schwerem Holz geschnitzt, der Kopf der Schlange ist der Griff, der Schwanz die Spitze. Dazwischen sind fünf bis zwölf Windungen; überall sind die Schuppen eingeschnitzt. Der von Umtonga war sehr schön - ziemlich dünn, aber so schwer wie Blei. Er war schwarz und aus Ebenholz, glaube ich. Gab keinen Millimeter nach und hätte eine großartige Waffe abgegeben. Ich nahm ihn auf und gab ihn zurück, ohne ein Wort zu sagen.
Ungefähr zehn Tage sah und hörte ich nichts von ihm. Die alte Rebecca hatte mit ihrem Gewimmer aufgehört und sich ans Geschäft gemacht. Benny musste ihr von allen Dingen erzählt haben, auf die es ankam, denn ich stellte fest, dass sie recht gut wusste, wie die Sachen standen. Wir einigten uns, dass ich als eine Art Geschäftsführer weitermachen sollte, und nach kurzer Zeit kamen wir auf Umtonga zu sprechen. Ich deutete an, dass die Zinsen ziemlich unverschämt seien und dass der Mann unter Umständen echt gefährlich werden könnte. Aber sie wollte nichts davon hören; man hätte gedacht, ich risse ihr die Augen aus, als ich vorschlug, die Zinsen zu ermäßigen! Sie starrte mich entgeistert an.
Was geht Sie das an?, schrie sie. Ich brauche Geld, ich muss für die Zukunft m... äh, für meine Zukunft sorgen. Schicken Sie einen Boy mit einer Nachricht hin, sie wünschten ihn zu sehen, und wenn er kommt - sorgen Sie dafür, dass er zahlt. Also, ich konnte nur zusammen; die alte Vettel war irgendwie noch schlimmer als Benny. Ich schickte den Boy am nächsten Morgen hin, und einen Tag danach erschien Umtonga.
Ich sah ihn in Bennys Büro, während sein Gefolge draußen wartete; ich saß in Bennys Sessel - in dem Sessel, in dem er gestorben war - und kam sofort auf die Sache zu sprechen.
Er saß ein paar Minuten da und blickte mich nur an; sein zusammengeschrumpftes altes Gesicht war wie eine vertrocknete und schlecht gewordene Frucht. Seine schwarzen Knopfaugen glühten mit einem eigenartigen, bösen Feuer, und er sagte sehr langsam: Du... sehr mutiger junger Baas.
Nein, sagte ich, nur geschäftlich, das ist alles.
Du wissen, was geschehen mit altem Baas - er tot - Du wollen auch Großen Geist?
In seinem starren Blick war etwas Unheilvolles und Mächtiges; es war schrecklich beunruhigend, aber ich wollte nicht nachgeben, und ich sagte ihm, ich wolle nichts als das fällige Geld oder den Gegenwert.
Du vergessen Geschäft mit Umtonga?, schlug er vor. Du machen viel gutes Geschäft, mit andere Männer. Du nicht vergessen, Umtonga machen bösen Zauber - du sterben.
Also, es war nicht mein Geschäft - es gehörte der alten Frau. Auch wenn ich gewollt hätte, hätte ich ihm nichts erlassen können - es gab nur eine Antwort, dieselbe, die er von Benny bekommen hatte.
Ich zeigte ihm Bennys Gewehr und erklärte ihm, wenn er irgendwelche schmutzigen Tricks vorhätte, würde ich sofort schießen.
Seine einzige Antwort war eines der verächtlichsten Lächeln, das ich je auf einem menschlichen Gesicht sah. Damit verließ er mich und ging wieder zu seiner Leibwache nach draußen. Dann machten sie das gleiche Abrakadabra noch einmal, mit einem anderen schwarzen Hahn und einem anderen weißen Hahn - rutschten auf ihren Bäuchen herum, und der alte Mann tanzte, bis er wieder einen Anfall hatte und weggetragen wurde. Inzwischen war es Nacht geworden, und mir war ganz und gar nicht wohl zumute. Ich dachte an Bennys dunkelrotes Gesicht und seinen starren Blick.
Ich aß mit der alten Schlampe zu Abend, und dann ging ich in Bennys Zimmer. Ich liebe meinen kleinen Abendtrunk, aber ich verzichtete ganz bewusst darauf; ich wollte in jener Nacht völlig nüchtern und wach bleiben.
Ich glaubte, einer von Umtongas Leuten hätte Benny etwas getan, vielleicht seinen Drink vergiftet.
Ich untersuchte sein Zimmer sorgfältig, und danach gab es keinen Platz mehr, wo man ein Seidenäffchen hätte verstecken können. Dann machte ich die Fenster zu und lehnte gegen jedes einen Stuhl, so dass niemand herein konnte, ohne ihn umzustoßen. Sollte ich doch einschlafen, würde das Geräusch mich wecken. Ich machte das Licht aus, damit sie kein Ziel für einen Speer oder Pfeil haben sollten, und dann setzte ich mich hin, um zu warten. Ich möchte nie noch mal eine solche Nacht verbringen, solange ich lebe. Sie wissen ja, wie man sich im Schlaf Sachen einbilden kann - also, es gibt kaum etwas, was ich mir in jenen Stunden nicht einbildete.
Die kleinen Geräusche der Steppe kamen zu mir wie schleichende Feinde - ein halbes Dutzend Mal verlor ich beinahe die Nerven und hätte in die Schatten hineingeschossen, die seltsame Formen annahmen, aber ich war damals ziemlich zähe, und ich hielt durch.
Ungefähr um elf wurde das Zimmer vom Mond beleuchtet; man hätte meinen sollen, dass es dadurch besser würde, aber es wurde nicht besser. Es vermehrte den Schrecken um einen neuen - das war alles. Sie wissen ja, wie unheimlich das Mondlicht sein kann; es ist irgendwie unnatürlich, und ich glaube, es ist viel Wahres daran, wenn man sagt, das Mondlicht habe etwas Böses. Breite Streifen davon bedeckten den Fußboden wie Reihen, wo es durch die Schlitze der Jalousien stumm und unheilvoll hereinströmte. Ich ertappte mich dabei, wie ich sie immer wieder zählte. Es schien, als werde ich von dem kalten, geisterhaften Licht hypnotisiert. Ich richtete mich mit einem Ruck auf.
Dann bemerkte ich, dass sieh an dem Schreibtisch vor mir etwas geändert hatte. Ich konnte mir nicht vorstellen, wieso - aber irgendetwas, das einen Augenblick vorher noch dagewesen war, fehlte jetzt.
Ich erkannte sofort, was es war, und meine Handflächen wurden nass vor Schweiß. Umtonga hatte seinen Stock wieder vergessen - ich hatte ihn vom Fußboden genommen, als ich das Büro durchsuchte, und vom gegen den Schreibtisch gestellt; seine Spitze hatte sich in den letzten drei Stunden des Halbdunkels vor meinen Augen befunden - steif und aufrecht -, und nun war er verschwunden.
Er konnte nicht hingefallen sein, das hätte ich gehört - mir müssen fast die Augen aus dem Kopf gefallen sein. Mir kam ein schrecklicher Gedanke - wenn der Stock nun gar kein Stock war?
Und dann sah ich ihn - das Ding lag gerade und unbeweglich im Mondlicht, mit seinen acht bis zehn Windungen, genau wie ich es vorher ein Dutzend Mal gesehen hatte; ich musste geträumt haben, ich hätte es an den Schreibtisch gestellt - es musste die ganze Zeit auf dem Fußboden gelegen haben, und doch wusste ich tief in meinem Innern, dass ich mir etwas vormachte und dass es sich aus eigener Kraft bewegt hatte.
Meine Augen ließen es nicht los - und ich beobachtete mit angehaltenem Atem, um zu sehen, ob es sich bewegte - aber es war anstrengend, so dass ich mich nicht auf meine Augen verlassen konnte. Die breiten Streifen des Mondlichts auf dem Fußboden begannen ganz leicht zu zittern, und ich wusste, dass mir meine Augen etwas vormachten; als ich sie wieder öffnete, hatte die Schlange ihren Kopf aufgerichtet.
Meine Kleidung klebte mir am Körper, und von meinem Gesicht tropfte der Schweiß. Jetzt wusste ich, wer den alten Benny umgebracht hatte - ich wusste auch, weshalb sein Gesicht schwarz geworden war. Umtongas Stock war überhaupt kein Stock, sondern die giftigste Schlange in ganz Afrika - ein Ding, das sich wie der Blitz bewegen kann, das ein galoppierendes Pferd überholen und den Reiter töten kann, so schnell, dass man vier Minuten nach dem Biss steif ist. Ich hatte es mit einer Schwarzen Mamba zu tun.
Ich hatte meinen Revolver in der Hand, aber es schien ein dummes, nutzloses Ding - die Chance, dass ich sie treffen konnte, stand noch nicht eins zu hundert. Ein Gewehr ist das einzige, das vielleicht etwas nützt; damit hätte ich ihr den Kopf abschießen können, aber die Gewehre wurden nicht in Bennys Zimmer aufbewahrt, und ich hatte mich wie ein Idiot eingeschlossen.
Das Biest bewegte sich wieder, während ich es beobachtete; mit einer langen, gleitenden Bewegung zog es den Schwanz heran. Es gab keinen Zweifel mehr; Umtonga war ein großer Schlangenmagier, und er hatte seine Bestie dagelassen, um seine schmutzige Arbeit zu erledigen.
Ich saß wie versteinert da, genau wie es der arme Benny getan haben muss, und fragte mich, was um Himmels willen ich tun könnte, um mich zu retten, aber mein Hirn wollte einfach nicht arbeiten.
Es war ein Zufall, der mich rettete. Als sie sich aufrichtete, um zuzustoßen, rutschte ich bei dem Versuch, aufzustehen, aus und warf Bennys Papierkorb um; die Bestie sauste darauf los anstatt auf mich. Die Kraft, mit der sie zustoßen, ist unglaublich - sie ist wie ein Hammerschlag oder ein Maultiertritt. Ihr Kopf sauste durch die Seite des Papierkorbs und blieb dort stecken; sie konnte den Kopf nicht wieder herausziehen.
Wie es der Zufall wollte, hatte ich gerade an dem Tag ein paar von Bennys Schreibtischschubladen aufgeräumt und einen ganzen Haufen Quarzproben fortgeworfen; der Korb war ungefähr zu einem Drittel mit ihnen gefüllt, und sie sind ganz schön schwer; einige waren herausgefallen, als er umfiel, aber der Rest reichte, um die Mamba unten zu halten.
Sie schoss herum wie eine riesige Peitschenschnur, aber sie konnte ihren Kopf nicht befreien, und ich verlor keine Sekunde; ich fing an, Hauptbücher auf ihren Schwanz zu stapeln. Was die Mamba betraf, hatte die Angelegenheit damit ein Ende - in der Hälfte der Zeit, die Sie brauchten, um die Fledermaus rauszujagen, hatte ich sie bewegungsunfähig gemacht. Dann nahm ich wieder den Revolver. Nun, meine Schöne, dachte ich, nun habe ich dich da, wo ich dich haben wollte, und jetzt werde ich dir ganz ruhig den Schädel spalten - deine Haut wird ein verdammt schönes Paar Schuhe abgeben.
Ich kniete nieder, um die Sache zu beenden, und zielte mit dem Revolver; die Schlange stieß zweimal böse in meine Richtung, aber sie konnte mir nicht auf einen halben Meter nahekommen, und mehr bewegte sie den Papierkorb nicht zur Zeit.
Ich blickte, nur sechzig Zentimeter von ihrem Kopf entfernt, den Revolverlauf entlang, und dann passierte etwas sehr Seltsames - und hier beginnt die Schwarze Magie.
Um mich herum schien der monderleuchtete Raum dunkel zu werden, so dass das unheimliche Licht vor meinen Augen immer dünner wurde - der Kopf der Schlange verschwand aus meinem Blickfeld - die Wände schienen sich auszudehnen, und ich spürte den eigenartigen, scharfen Geruch von Eingeborenen.
Ich wusste, dass ich in Umtongas Hütte stand, und wo noch vor einem Augenblick die Schlange gewesen war, sah ich jetzt Umtonga schlafen - oder in Trance, wenn Sie so wollen. Er lag mit dem Kopf auf dem Bauch einer seiner Frauen, wie es Landessitte ist, und ich streckte grüßend eine Hand nach ihm aus. Es schien, als hätte ich etwas berührt, obgleich nichts da war - und dann erkannte ich mit Furcht und Schrecken, dass meine linke Hand den Papierkorb trug, in dem der Schlangenkopf steckte.
Ich fühlte, wie es auf meiner Kopfhaut prickelte und wie mir die Haare zu Berge standen - steif durch die Elektrizität, die durch meinen Körper schoss. Mit einer gewaltigen Willensanstrengung zog ich die Hand zurück. Umtonga bebte in seiner Trance - ein dumpfer Stoß, und ich wusste, dass die Schlange dorthin gestoßen hatte, wo einen Augenblick vorher meine Hand gewesen war.
Ich war halb verrückt vor Angst, meine Zähne begannen zu klappern, und ich hatte plötzlich das Gefühl, von einem stetigen, eisigen Wind angeweht zu werden. Ich zitterte vor der tödlichen Kälte - obgleich es in Wirklichkeit eine ruhige und heiße Nacht war. Der Wind kam aus den Nasenlöchern des schlafenden Umtonga genau auf mich zu; seine bittere Kälte machte mich fast bewusstlos. Ich wusste, dass ich einen Moment später auf die Schlange fallen würde.
Ich konzentrierte all meine Willenskraft auf meine Hand, die den Revolver hielt - die Schlange konnte ich nicht sehen, aber meine Augen schienen auf Umtongas Stirn gerichtet. Wenn mein halb erfrorener Finger nur den Abzug betätigen könnte - ich nahm alle meine Kräfte zusammen, und dann passierte etwas sehr Seltsames.
Umtonga begann, im Schlaf zu mir zu sprechen - nicht mit Worten, wissen Sie, sondern so, wie Geister mit anderen Geistern sprechen. Er drehte sich und stöhnte und zuckte auf seinem Lager. Auf seiner Stirn und seinem mageren Hals brach furchtbar der Schweiß aus. Ich konnte ihn so deutlich sehen, wie ich Sie sehe - er flehte mich an, ihn nicht zu töten, und in jener tiefen, stummen Nacht, in der Raum und Zeit aufgehört hatten zu existieren, begriff ich, dass Umtonga und die Schlange eins waren. Wenn ich die Schlange tötete, tötete ich Umtonga. Er hatte auf irgendeine seltsame Weise die Mächte des Bösen beschworen, so dass sein böser Geist in den Körper seiner schrecklichen Vertrauten fuhr, wenn er am Ende seines Zaubergesangs einen Anfall hatte.
Ich nehme an, ich hätte die Schlange und auch Umtonga töten sollen, aber ich tat es nicht. Man sagt, ein Ertrinkender sähe im Augenblick des Todes sein ganzes Leben Revue passieren - und genauso sah ich das meine. Szene auf Szene von meinen dreizehn Jahren Enttäuschung und Misserfolg schoss an mir vorbei - aber ich sah mehr als das.
Ich sah ein sauberes, ordentliches Büro in Johannesburg, und ich saß dort in anständigem Zeug. Ich sah genau dieses Haus, wie Sie es von der Auffahrt aus sehen können - obgleich ich es noch nie in meinem Leben gesehen hatte - und ich sah auch noch andere Dinge.
In jenem Augenblick war Umtonga in meiner Gewalt, und er sagte so deutlich, wie es nur möglich war: Ich werde dir alle diese Dinge geben - wenn du mein Leben schonst.
Dann verschwammen die Umrisse von Umtonga. Das Dunkel lichtete sich, und ich sah wieder das Mondlicht durch die Jalousien-Schlitze und Bennys Büroraum strömen - und den Kopf der Mamba!
Ich steckte den Revolver in die Tasche, schloss die Tür auf und ging, sie hinter mir wieder abschließend, nach oben ins Bett.
Ich schlief, als hätte ich einen Marsch von zehn Tagen hinter mir, so erschöpft war ich; ich erwachte spät, erinnerte mich aber noch deutlich an alles, was in der Nacht passiert war - ich wusste, dass ich es nicht geträumt hatte. Ich lud ein Gewehr und ging sofort in Bennys Büro.
Da lag die Schlange noch neben dem Schreibtisch - ihr Kopf steckte im Papierkorb, und die schweren Hauptbücher pressten den Körper an die Erde. Sie schien sich aber gerade, in ihrer gewöhnlichen Form ausgestreckt zu haben, und als ich sie mit dem Gewehrlauf leicht anstieß, blieb sie absolut steif. Ich konnte kaum glauben, dass es mehr war als ein harmloses Stück Holz, das man auf Hochglanz poliert hatte, und doch wusste ich, dass es ein verborgenes, verruchtes Leben hatte, und dann ließ ich es vorsichtig allein.
Wie ich mit Sicherheit angenommen hatte, tauchte Umtonga kurze Zeit später auf; er schien sehr gebeugt und alt. Er sagte nicht sehr viel, aber er sprach wieder von seinen Schulden und fragte, ob ich ihm nicht einen Teil erlassen wolle - er würde auch alles bezahlen, wenn er müsste, aber es würde ihn ruinieren. Seine Frauen zu verkaufen, würde bedeuten, dass er seine Autorität bei seinem Stamm verlöre.
Ich erklärte, dass es nicht meine Sache war, sondern Rebeccas; ihr gehörte jetzt alles, da Benny tot war.
Das schien ihn zu überraschen; bei den Eingeborenen haben die Frauen kein Eigentum. Er sagte, er habe gedacht, das Geschäft gehöre mir und ich brauchte Rebecca nur solange zu ernähren, bis sie stürbe.
Dann wollte er wissen, ob ich ihm geholfen hätte, wenn seine Annahme richtig gewesen wäre. Ich erklärte ihm, ich sei kein Wucherer, und damit schien er zufrieden; er nahm seine schreckliche Vertraute und ging schwerfällig fort, ohne ein weiteres Wort zu sagen.
In der nächsten Woche musste ich Vorräte in Mbabane kaufen. Ich war ein paar Nächte fort, und als ich zurückkam, war Rebecca tot und begraben; ich hörte die Geschichte von den Hausboys. An dem Abend, als ich abreiste, hatte Umtonga sie besucht. Er hatte wieder seinen Zauber vor der Veranda veranstaltet, und am Morgen hatte man sie tot und schwarz gefunden. Ich fragte, ob er zufällig seinen Stock vergessen hatte, obgleich ich die Antwort schon wusste - Ja, er hat ihn am nächsten Tag abgeholt.
Ich ging ins Haus, um Bennys Angelegenheiten zu ordnen und den Vorratsraum Planke für Planke abzureißen. Benny glaubte nicht an Banken, und ich wusste, dass er irgendwo einen Schatz versteckt hatte. Ich brauchte drei Wochen, aber ich fand ihn. Damit und mit einer angemessenen Vergleichsquote der Außenstände hatte ich gut und gern zehntausend. Daraus habe ich seitdem hunderttausend gemacht - Sie sehen also, dass ich hier nur wegen der Schwarzen Magie sitze.«
Als Carstairs das Ende der Geschichte erreicht hatte, veranlasste mich etwas dazu, mich umzudrehen und Jackson anzublicken; er starrte den alten Mann an, und seine Augen glühten wild in seinem fahlgelben Gesicht. »Sie heißen gar nicht Carstairs«, schrie er plötzlich wie rasend. »Sie heißen Thompson - und ich Isaacsohn. Ich bin das Kind, das Sie beraubten und aussetzten.« Bevor ich die ganze Bedeutung seiner Worte fassen konnte, war er auch schon aufgesprungen - ich sah das Messer blitzen, als es in Carstairs Brust fuhr, und der junge Jude schrie: »Du Schuft - du hast jenen Teufel bezahlt, um meine Mutter zu töten.«