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Kathrin Berner – Maskenfrei, die Stimme nach der Stille

„Deine Stimme ist deine beste ID". Kathrin Berner


Kathrin Berner wurde 1972 in Innsbruck geboren, mit 8 Jahren wanderte sie zusammen mit ihrer Familie nach Namibia aus. Ihre Leidenschaft für Stimme, Sprache und Kommunikation führte sie nach dem Deutschen Auslandsabitur nach Heidelberg an die Kopfklinik und sie wurde Logopädin.

Nach zweijähriger Tätigkeit in logopädischen Praxen kehrte sie nach Namibia zurück und gründete dort ihre eigene Praxis, die sie 11 Jahre erfolgreich führte. 2011 zog sie mit ihren Töchtern nach Deutschland. 2019 hat sich Kathrin Berner spezialisiert und als Voice Performance Coach selbstständig gemacht. Durch Tätigkeiten in berufsfremden Feldern hat Kathrin in den letzten Jahren reichlich Erfahrung in der Kommunikation im Vertrieb gesammelt.

Drei weitere Ausbildungen zum online Coach qualifizieren Kathrin als international erfahrene Beraterin. Sie arbeitet mit ihren Kunden businessorientiert mit besonderem Blick auf die Performance nach außen, wobei die Kommunikation und die Stimme, die meiste Aufmerksamkeit erhalten. Kathrin arbeitet individuell oder in Kleingruppen, auf Deutsch und auf Englisch.

Kathrins Wendepunkt

Lieb sein, haben sie mir gesagt. Das ist wichtig. Lieb sein, so gehört sich das. Ich möchte nicht mehr lieb sein. Und ich möchte keine liebe Geschichte schreiben, sondern eine Geschichte, von der Liebe. Ich schreibe meine Geschichte. Unverblümt. Liebevoll.

Die Geschichte, die ich hier schreibe, ist für mich. Und wenn du magst, auch für dich. Wenn ich schreibe, erlebe ich diese Momente nochmal, die da waren und die mein Leben verändert haben. Und dann merke ich, dass ich nicht anders kann als dankbar sein. Für das, was war. Für das, was ist. Für all die wunderbaren und auch schmerzhaften Momente in meinem Leben.

Es ist der 20. Mai 2020.

Endlich durften sie wieder öffnen, die Frisöre, die kleinen Läden, die der Stadt diesen besonderen Charme schenken. Die Alufolie knistert an meinem Ohr, während Victoria sich um meine coronar-verwachsene Haarpracht kümmert.

Mir fällt auf, welch filigrane Arbeit das ist, im wahrsten Sinne des Wortes - Fingerspitzengefühl für die Haarspitzen.

Ihr Blick ist konzentriert, vielleicht fällt es mir heute besonders auf, weil der Rest ihres hübschen Gesichtes nicht zu erkennen ist. Wie es sich anfühlen muss, den ganzen Tag diese Maske zu tragen.

Ich schaue in den Spiegel: meine Maske verdeckt Mund und Nase, meine Augen haben dieses Strahlen nicht mehr, wie noch vor drei Monaten. Es fühlt sich so leer an in mir. Mir fehlen die Worte, die Nähe, die Verbindungen, der Mut. Wieder ist alles weg. Einfach so. Dieses Mal komplett aus dem Blauen, das Jahr begann so vielversprechend, so großartig!

Dieser Moment beim Frisör ist es also, der mich nachdenklich macht, zurückblicken lässt.

Meine Gedanken schweifen ab. Ich erinnere mich.

Die Wüste. Meine geliebte Wüste bzw. Wüsten, die Namib und die Kalahari. Zwei Wüsten in einem Land, unterschiedlicher können sie gar nicht sein. Zwei Landschaften, nah beieinander und dennoch so fern. Zwei Wüsten mit verschiedenen Stilen.

Namibia.

Ein Leben wie im Bilderbuch. Als geliebte Tochter, geschützt durch meine Eltern und den großen Bruder, habe ich etliche Abenteuer erlebt, die andere nur aus dem Bilderbuch kennen.

Als Kind bin ich mit meinen Eltern in das damalige Südwestafrika ausgewandert, habe dort die Schule besucht und durfte eine wunderschöne Kindheit und Jugend genießen. Nach dem Abitur habe ich in Heidelberg die Ausbildung zur Logopädin abgeschlossen, anschließend in Würzburg zwei Jahre gearbeitet, um im Jahr 2000 wieder in Namibia Fuß zu fassen und meine Praxis zu eröffnen, zu heiraten und eine Familie zu gründen.

10 Jahren später kam dann doch die Scheidung. Wie sehr hatte ich gekämpft, bleiben zu können. Das Haus, das ich mitgebaut habe, die Bäume, die ich da gepflanzt habe, der Gemüsegarten, die Hunde, das Paradies und das vertraute Zuhause für meine Mädchen. Ihre Farm.

Alles lassen wir zurück, um zunächst in Windhoek zu leben.

Meine Praxis wächst, ich stelle Mitarbeiter ein.

Doch eines Tages ist es doch beschlossen: Wir packen. Unsere Reise soll uns nach Deutschland bringen, mir so vertraut, für die Mädchen fremd, groß, laut.

Im Auto, frisch frisiert, unmaskiert, schaue ich erneut in den Spiegel. Ein kurzes Lächeln huscht über mein Gesicht. „Hat sie gut gemacht“, denke ich mir. Mein Haar hat Glanz, fühlt sich frisch und gesund an.

Heute nehme dich mit in einen kleinen Ausschnitt meines Lebens, der dunkel war. Der laut war. Der ein Kampf war. Heute kann ich zurückblicken. Ohne Wut, Hass, Gram, Frust.

Eine Villa erwartet meine Kinder und mich. Ein großes, modernes Haus, aus dem eine Kälte strömt, obwohl es warm ist.

Es ist August 2011. Pünktlich zur Einschulung von meiner zweiten Tochter landen wir in Deutschland und ziehen in dieses Haus, für das ich mich entschieden habe. Oder in meiner Verzweiflung und auf der Suche nach Halt für mich entschieden wurde. Er wohnt dort schon länger, aber es ist nicht wohnlich. Wir sollen das Haus mit Freude, Herzlichkeit und Kinderlachen füllen. Das war der Plan und das war sein aufrichtiger Wunsch. So sagt er.

Unsicher und nah bei mir schauen die Mädchen sich um, wir gehen hoch, die Kinderzimmer spartanisch mit Bett und Schrank ausgestattet. Noch eine Etage drüber ist das große Schlafzimmer, das „Elternzimmer“, nur, dass das klar ist. Diese erste Kälte soll sich nun ausbreiten, zunächst geschickt getarnt, mit Wohlwollen und angeblicher Großzügigkeit. So darf ich meinen Mutterschutz nachholen, den ich ja nie so richtig genommen habe. Ich fühle mich erkannt und wahrgenommen in der Rolle der Mutter und Hausfrau. Schon nach wenigen Monaten spüre ich, dass etwas fehlt, obwohl doch alles vorhanden ist. Ich erhalte Haushaltsgeld, habe Zeit, mich um Kinder, Haus und Garten zu kümmern, wir feiern Feste. Dennoch bleibt es kühl.

Durch deinen scheinbaren Reichtum, der mich umgibt, entsteht mehr und mehr die Leere, die sich in mir ausbreitet. Ich entscheide mich, mich wieder beruflich zu orientieren und äußere mich dazu. Es erfolgt ein erstes Signal, das ich noch nicht richtig erkennen kann. Anstatt Zuspruch und Motivation, bekomme ich zusätzliche Aufgaben in und um das Haus zugeteilt, die ich mit Verantwortung erfülle. Dennoch fehlt mir der Kontakt zu den Menschen, die Arbeit mit Menschen, der wertschätzende Austausch. Und jetzt erst merke ich: die Falle, in die ich getreten bin, ist längst zugeschnappt.

Es sind inzwischen um die zwei Jahre vergangen. Ich lebe in Angst, obwohl wir versorgt sind. Ich lebe in Angst vor dem Geräusch, wenn sich um 16 Uhr die Haustüre öffnet. Hoffentlich stehen alle Kinderschuhe ordentlich im Fach, hoffentlich liegt kein Schulranzen im Eingangsbereich, hoffentlich habe ich nicht irgendwo übersehen, Staub zu wischen. Hoffentlich schaut er mich nicht mit diesem eisig kalten Blick an. Zu diesem Zeitpunkt sage ich noch brav, dass er toll ist und dass ich ihm dankbar bin und dass ich ihn liebe.

Es folgen drei weitere Jahre der Angst, der Missachtung, der immer enger geschnürten Regeln und Befehle. Ich werde krank. Meine Fingergelenke schwellen an, ich werde mit unerträglichen Schmerzen im unteren Rücken ins Krankenhaus eingeliefert. Nach ersten Überlegungen einer Operation, entscheidet sich der Chefarzt dagegen: „Sie sind mir zu gesund“, sagt er. „Wir schauen, dass wir es anders schaffen“.

In dieser Woche sind meine Kinder allein, das bereitet mir die größte Sorge. Erst Jahre später verraten sie mir, wie sie in dieser Zeit gelitten haben. Erneut baut sich diese Schuld auf, als Mutter versagt zu haben und keinen Schutz geboten zu haben, als sie mich doch so sehr gebraucht haben. Der Rücken ist nach vier Monaten wieder gesund und ich kann zum Glück alle anfallenden Arbeiten im Haus erledigen. So reduziere ich die Angriffsfläche um ein Großes. Ich beginne, mich stärker zu fühlen und traue mich, verbal aufzumucken. Ab hier fühlt sich Kette um meinen Hals noch schwerer an, die Beleidigungen und Anschuldigungen werden immer mehr, härter und berechnender. Ich bin gefangen in der dunklen Welt des Narzissmus.

Nach vielen weiteren Monaten mit Streit, Angst und Verzweiflung beginne ich zu packen. Drei Mal habe ich den Kindern gesagt, dass wir ausziehen. Drei Mal sind wir geblieben. Drei Mal habe ich meine Kinder übersehen, aus Angst vor der nächsten Strafe. Die Paartherapeutin sagt zu mir: „Ich weiß nicht, woher Sie die Kraft und den Mut nehmen, zu gehen, aber tun Sie es. Um Sie mache ich mir keine Sorgen.“

Diese Aussage höre ich dann noch vom Jugendamt, vom Jobcenter, von Anlaufstellen, die ich hilfesuchend um Unterstützung bitte. Endlich bekomme ich die Zusage für eine Wohnung. Zwei Jahre habe ich gesucht mit den besten Voraussetzungen: alleinerziehende, arbeitslose Mutter von drei Kindern. Das in einer Großstadt, in der Materialismus, Schein und Prunk die gesellschaftliche Eintrittskarte sind. Wie oft wünsche ich mir meine Wüste zurück. Diese Stille, diese Achtsamkeit, diese Wertschätzung für einen Tropfen Wasser.

Ich bringe die Kinder zu meinen Eltern, befreie sie für eine Woche vom Unterricht. In dieser Zeit nehme ich meine letzte Kraft zusammen. Baue mit Hilfe von Freunden die neue Wohnung um, räume die Villa und muss mich letzten Gesprächen und Demütigungen stellen. „Leb wohl“ sind die letzten Worte, die ich genauso erwidere, bevor ich meine Handtasche und die letzte Tüte nehme, die Türe hinter mir zuziehe und mich nicht mehr umblicke. Ich fahre diese paar Kilometer bis zu dem neuen zu Hause, falle auf eine Matratze, die da gerade liegt und schlafe ein. Wie lange dieser Schlaf dauert, weiß ich nicht. Aber es soll einer der letzten längeren Ruhephasen für mich sein.

Die Mädchen fahren mit meinen Eltern in den Urlaub, wir treffen uns nur kurz an einem Rastplatz, ich gebe ihnen die fehlenden Klamotten und Wunschbücher, Spiele mit. Nach einer Woche kommen sie wieder, betreten die neue Wohnung, die ich, so gut es ging, mit liebevollen Details geschmückt habe.

Als wir abends beim Essen sitzen, sagt meine Mittlere: „Mama, das ist keine Villa, aber das hier ist jetzt unser Schloss, Tränen kommen. Wir umarmen uns und schweigen.

Ich erzähle meinen Mädchen nicht, wie sehr meine Hand schmerzt, verstecke diesen Zeigefinger mit dem blaugeschwollenen Mittelgelenk, heule in mich hinein, wenn ich ihn mir irgendwo anhaue. Morgens kann ich meine rechte Hand nicht öffnen, sie ist verkrampft. Nach zwei Stunden habe ich sie meistens so weit, dass ich wieder einen Schraubenzieher drehen kann, ich baue uns nebenbei ein paar Möbel.

Die Ärzte sagen, da kann man nichts machen, ich solle Voltaren und Cortison nehmen, wahrscheinlich ein Leben lang. Und hier fälle ich eine Entscheidung: Nein! Ich nehme diese Medikamente nicht.

Nach zwei Monaten beginne ich mit meinem ersten Job, den mir ein Bekannter vermittelt, damit ich wenigstens mal wieder im Arbeitsmarkt ankomme. Dankend nehme ich an und spüre schnell, dass der Job für mich nichts ist. Ein anderes Angebot kommt unerwartet und so kann ich, ohne weiter zu überlegen, wechseln. Völlig fachfremd sitze ich nun im Backoffice im Vertrieb und komme das erste Mal in meinem Leben mit „echtem Business“ in Kontakt. Als Logopädin betrete ich eine Welt der Konkurrenz, der Schnelligkeit und Feilscherei.

Mit einem neuen Sicherheitsgefühl ausgestattet, obwohl mein Verdienst nicht ausreichend ist, uns zu versorgen, schaue ich mich dennoch um, was ich noch tun kann, um zumindest finanziell stabil zu werden. So komme ich zum Network Marketing. Es wird mir gesagt, wie ich frei und unabhängig von überall von der Welt aus arbeiten kann. Mit wem und wann ich möchte. Das hört sich fein an, so möchte ich das. Das, was mir am meisten hilft, sind die Produkte dieser Firma. Ich kann meine Hand wieder öffnen, die Entzündungen gehen zurück, und ich kann wieder mehr als 2 Stunden am Stück schlafen.

Der monetäre Erfolg allerdings bleibt aus. Ich habe überhaupt keine Zeit mehr für die Kinder, der Haushalt bleibt liegen und es fühlt sich wieder so schwer an. Ich bin unzufrieden, schreie die Mädchen oft an, werde wütend. Tagein. Tagaus.

Bis spät in der Nacht arbeite ich als Kellnerin. Das Trinkgeld geht an den Wirt.

Im April 2018, es ist ein schöner und sonniger Tag, geschieht es dann. An meinem Arbeitsplatz bekomme ich Herzrasen, Schweißausbrüche und das Gefühl, als ob mir jemand von hinten die Kehle zudrückt. Ich reiße mich zusammen, wie ich es so lange gelernt habe, unterdrücke meine Tränen und den Schmerz, gehe um 14 Uhr nach Hause. Ich schaffe gerade noch, die Türe aufzuschließen, die Kinder rufen aus ihren Zimmern „Hallo Mama“… Ich stelle meine Tasche ab, kann nicht mehr antworten und rutsche an der Wand herunter. Inzwischen stehen meine Kinder da, ich blicke nach oben, in drei hilflose Augenpaare. Ich habe Schmerzen und kann mich nicht bewegen. Und sie ist weg.

Meine Stimme!

„Sollen wir den Notarzt rufen?“ fragen sie.

Nein.

Das geht gleich wieder.

Ich erinnere mich an einen Bekannten, der mir von einer Mentaltrainerin erzählt hat. Nach einem kurzen Schriftwechsel auf WhatsApp klingelt das Telefon. Sie begleitet mich über vierzig Minuten telefonisch. Ich kann wieder aufstehen und meine Tochter noch rechtzeitig zum Musikunterricht bringen. Das Abendessen fällt aus.

Zwei Tage später sitze ich wieder an meinem Arbeitsplatz. Aus Angst, die anderen zu enttäuschen. Im Mai 2018 mache ich mich auf zu einem dreitägigen Coaching. Es geht nur um mich. In diesen drei Tagen verändern sich meine Gesichtszüge, sie nehmen wieder die ersten weichen Zeichen an. An dieser Stelle bedanke ich mich bei Alfons, meinem „Lebensretter“. Der Neustart ist geboren. Er erkennt meine Stärken, meine Leidenschaft und mein Können, vor Allem aber meine Liebe zu der Stimme! Im August 2018 befreie ich mich aus der Stadt, die nie zu mir gepasst hat. Und ich nicht zu ihr.

Zehn Jahre, nachdem ich mich von den Wüsten verabschiedet habe, sitze ich in meinem Wohnzimmer, bei einer Tasse Tee, der Weihnachtsbaum funkelt noch, es ist der vorletzte Tag dieses verrückten Jahres 2020. Ich schreibe weiter, die Zeilen, die ich beim Frisör im Frühjahr begonnen habe.

Heute und genau jetzt in diesem Moment bin ich dankbar. Dankbar, stolz und ruhig.

Heute blicke ich nun zurück auf das Jahr, das so vielversprechend begann, sich dann eine Talfahrt nach der anderen ankündigte, um wieder wundervoll enden zu können.

Würzburg, Das Jahr 2020 – das besondere Jahr

Es ist Ende Januar, ich sitze in einem Seminar, unsere Aufgabe ist es, einen Text für Facebook zu schreiben. Dieser Text soll eine kurze Geschichte von uns erzählen. Gesagt, getan. Nach nur zwanzig Minuten lese ich in den Kommentaren, ob ich das Buch in einem Autorentalk vorstellen möchte.

In Buchenaus Autorentalk. Peter und ich vereinbaren ein Telefonat. Wir wollen zusammenarbeiten, Peter soll mein Lektor werden. In diesem Januar ergeben sich die tollsten Projekte und Anfragen als Stimmtrainerin. Und dann kommt alles anders. Alles, was mit Nähe, Kontakt, Zusammenkunft und mehreren Menschen zu tun hat, wird verboten. Ich stehe mal wieder da. Ohne nichts. Nicht schon wieder. Das soll nicht reichen an Talfahrt. Ich bekomme einen Brief nach einer Standarduntersuchung. Das Ergebnis ist nach weiterer Abklärung besorgniserregend. Was, wenn – stellt sich die Frage. Monate der Angst, Trauer, Resignation, Wut, Masken, Abstand, Unsicherheit, Hygienegedöns. Stornierungen folgten. Ich konnte nicht glauben, dass ein Virus so flexibel ansteckend sein kann und vor allem unsere Kinder so darunter leiden sollen? Fragen entstehen. Wenn ich frage, bekomme ich oft harsche, kratzige und bissige Antworten. Ich merke, wie sich die Stimmen hinter den Masken verändern.

Angst verändert. Angst dominiert. Angst ist eine der schlimmsten Waffen, die wir gegen Menschen einsetzen können. Sie beginnen, hörig zu werden.

Seitdem mir bewusst ist, dass ich keine Angst habe vor einer nicht bewiesenen Situation, widme ich mich mehr und mehr meiner Mission, den Menschen ihre innere Stimme näher zu bringen, damit ihre äußere Stimme nicht versagt.

Mitte 2020 buchen die ersten Klienten, die mich auf Facebook sehen und lesen.

Mitte 2020 beginnt eine wunderbare Kooperation mit meiner Businesspartnerin.

Mitte 2020 werde ich operiert und bin gesund.

Mitte 2020 verändert mein Leben.

Ende 2020 ist beunruhigend, für viele da draußen, die Angst haben.

Ende 2020 ist beruhigend für mich, weil sich vieles selbst sortiert hat.

Ende 2020 gibt es Spaltung, Abschiede, Neid, Hass, Denunziantentum.

Ende 2020 sieht es so aus, als ob es doch noch richtig Winter werden kann.

Ende 2020 blicke ich zurück, Bayern München ist Tabellenführer, Australien hat gebrannt, meine große Tochter hat einen tollen Schulabschluss in Namibia geschafft, meine Mittlere hat die Schule geschmissen und sich einen Ausbildungsplatz gesucht, meine Kleine ist mir über den Kopf gewachsen.

2020 war also ein Jahr des Wachstums.

2020 habe ich beschlossen, endlich ein Unternehmen zu gründen, das ich mir bis jetzt niemals hätte zugetraut zu tun. 2020 ist ein Jahr, das Geschichte schreibt.

Für mich. Für dich. Für alle.

Ich möchte dir Mut machen.

Egal, was da draußen geschieht, was mit dir geschieht: du bist da, zu leben.

Du brauchst kein Ziel, du brauchst keine Disziplin, du brauchst keine Strategie.

Du brauchst nur dich.

Und deine Stimme.

Das ist die größte Liebeserklärung an dich. Denn deine Stimme bist DU!

P.S. Nichts und niemand wird mir jemals mehr meine Stimme nehmen. Auch keine Maske.

Die Tasse Tee habe ich mittlerweile durch ein Glas Champagner ersetzt. An diesem letzten Tag des Jahres 2020. Ich danke Peter Buchenau, der mich gefunden hat. Ich danke für die Gespräche, die ich mit ihm führen durfte, für seine großartige Darstellung bei und mit „Männerschnupfen“. Ich freue mich darauf, mit ihm „Die Stimme in der Wüste“ oder so ähnlich zu schreiben.

Facebook, Januar 2020. Peter meets Kathrin

„Die Stimme nach der Stille.

Als Kind träume ich davon, auf der Bühne zu stehen, unabhängig davon, was das Theaterstück beinhaltet oder wer es geschrieben hat. Aber der Applaus am Ende… Das war das Ding!

Hier und da wird mein Traum wahr. Als Musicaldarstellerin in der Schule, im Orchester und als Schulsprecherin stehe ich da oben!

Der Traum, im großen Leben tatsächlich auf die Bühne zu gehen, schwindet mit dem Wunsch, eine Familie zu haben. Ich entscheide mich für einen Beruf, der ein wichtigen Part der Bühnenarbeit, die STIMME, mit beinhaltet.

Als Logopädin bin ich 16 Jahre lang tätig, 11 davon in meiner Praxis in Namibia.

Ich habe alles erreicht, denke ich.

Praxis, Familie, Unabhängigkeit, Familie, Farm

…." I had a dream in Africa"….

Bis alles platzt.

Trennung. Scheidung. Verlust.

2011 verlasse ich mit meinen 3 wunderbaren Töchtern Namibia und wir beginnen ein neues Leben in Deutschland. Mein Bedürfnis nach Sicherheit bringt mich in eine Beziehung, die nach außen Stabilität, Großzügigkeit und Geborgenheit verspricht.

Nach 3 Jahren merke ich, dass mir jetzt aber genommen wird, was mir so wichtig ist:

MEINE STIMME!

2017 breche ich letztendlich komplett zusammen, ich blicke nach oben in 3 verängstigte Augenpaare und keinen Ton mehr sagen. Ich spüre Schmerz und Lähmung gleichzeitig. Wendepunkt: erst der Mut, mit einem Coach genauer hinzuschauen, gibt mir meine Kraft & Stimme zurück.

Ich habe jahrelang ein Theaterstück mitgespielt, der Applaus bleibt aus….

Ich möchte nicht mehr, dass Angst dazu führt, nicht zu sprechen.

Dass Stimmen versagen, dass Menschen krank werden, weil sie aufgehört haben, sich selbst zuzuhören und auf sich zu hören.

Ich möchte das nicht mehr.

Ihre Kathrin Berner

Lebenswendepunkte: Orientieren - Fokussieren - Dranbleiben

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