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Wir waren alarmiert Weichenstellung für Europa

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Die kommunistischen Machtergreifungen in Bulgarien, Rumänien, Ungarn und nun auch in der Tschechoslowakei wurden auf ein Grundübel zurückgeführt und dieses mit einem Namen bedacht: Jalta. Jalta, die Kur- und Badestadt auf der Krim, zu der schon die russischen Zaren zur Erholung reisten. In einer der palastartigen Villen fand im Februar 1945 die sogenannte »Konferenz von Jalta« statt. Stalin hatte den amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt und den britischen Premierminister Winston Churchill eingeladen, mit ihm das weitere Schicksal Europas zu besprechen, jetzt, da der Krieg zu Ende ging.

Eine Woche lang saß man beisammen, vom 4. bis zum 11. Februar. In diesen Tagen fassten die drei Staatsmänner für die Zukunft Europas entscheidende Beschlüsse: Das demnächst besiegte Deutschland sollte in vier Besatzungszonen aufgeteilt – die vierte war Frankreich zugedacht –, aber von allen vier Siegermächten gemeinsam verwaltet werden. Von Berlin aus, das ebenfalls in vier Sektoren geteilt werden sollte.

Danach beriet man, was mit jenen Ländern geschehen sollte, die von der Roten Armee befreit und besetzt wurden. Dazu zählten Polen, Rumänien, Bulgarien, Ungarn, die Tschechoslowakei und vermutlich auch Österreich. Vor allem Churchill fürchtete, dass die Sowjetunion in diesen Ländern kommunistische Regierungen einsetzen und damit westlichen Einflüssen verschließen würde. Roosevelt war bestrebt, Stalin nicht durch offenes Misstrauen vor den Kopf zu stoßen und daher eine Formel für die Zukunft dieser Länder zu finden, die von beiden Seiten akzeptiert werden konnte. Und Stalin war, so schien es, bereit, auf diese Formel einzugehen: In allen diesen Ländern sollten demokratische Parteien gegründet und provisorische Regierungen eingesetzt werden, deren Aufgabe es wäre, freie Wahlen durchzuführen. Aufgrund der Wahlergebnisse sollten dann Koalitionsregierungen aller Parteien gebildet werden. Das klang gut und war für Churchill und Roosevelt zu akzeptieren. Stalin hatte nur um Zustimmung zu einem Zusatz gebeten: Diese Regierungen sollten verpflichtet sein, sich gegenüber der Sowjetunion freundschaftlich zu verhalten. Für Roosevelt war das eine Selbstverständlichkeit, Churchill blieb misstrauisch, aber nahm das auch hin.

Die künftigen Besatzungszonen in Deutschland wurden festgelegt, zunächst ohne Frankreich zu beteiligen, aber das wurde bald korrigiert. Für Österreich war Ähnliches vorgesehen, aufgrund seiner Kleinheit dachte man zuerst an zwei Zonen, eine sowjetische und eine britische, dann an drei und schließlich an vier wie in Deutschland. Sosehr später diese Beschlüsse von Jalta für alle Putschversuche und kommunistischen Machtergreifungen in den von den Sowjets befreiten und besetzten Gebieten verantwortlich gemacht wurden – Stalin hat seine Zusagen zunächst gehalten, wenn auch auf etwas unterschiedliche Weise. In das zuerst befreite Polen brachten die Sowjets schon eine von polnischen Kommunisten im Moskauer Exil gebildete Regierung mit, während der in England residierenden polnischen Exilregierung die Einreise nach Polen lange Zeit verwehrt wurde. So schien das künftige Schicksal Polens bereits besiegelt, obwohl es doch gerade Polen war, für dessen Freiheit und Unabhängigkeit Großbritannien in den Krieg gezogen war.

Aber in Bulgarien, Rumänien, in Ungarn, der Tschechoslowakei und auch in Österreich löste Stalin seine Zusagen ein. In Anwesenheit der sowjetischen Truppen konnten in diesen Ländern demokratische Parteien gebildet werden. In der Regel waren es vor allem drei: eine konservative, die das Bürger- und Bauerntum vertreten sollte, eine sozialdemokratische und eine kommunistische. In allen diesen Ländern wurden auch freie, demokratische Wahlen von den Sowjets zugelassen. Die Wahlergebnisse waren unterschiedlich, doch die Kommunisten blieben in allen Ländern in der Minderheit. In Österreich erhielten sie nur fünf Prozent aller abgegebenen Stimmen, in der Tschechoslowakei 33 Prozent. Unabhängig von den Wahlresultaten wurden Koalitionsregierungen gebildet, in denen alle Parteien vertreten waren. Doch bestanden die Sowjets in jedem Land darauf, dass das Innenministerium von einem Kommunisten geführt wird. Und den Innenministerien unterstanden Polizei, Staatspolizei und Geheimpolizei. Der jeweilige Chef der Staats- und Geheimpolizei war nun vom Innenminister einzusetzen und das war in allen diesen Staaten ein bewährter, sowjettreuer Kommunist.

In Sofia, in Bukarest, in Budapest sorgte die Staatspolizei bald dafür, dass die demokratischen Mitglieder der Regierungen unter den verschiedensten Anschuldigungen verdächtigt, beschuldigt, ihrer Ämter enthoben, vor Gericht gestellt, abgeurteilt und eingesperrt wurden – so es ihnen nicht gelang, in letzter Minute ins Ausland zu fliehen. Nur in Prag lief es ein wenig anders, aber im Endeffekt gleich: Mit 33 Prozent Stimmanteil waren dort die Kommunisten die stärkste Partei und stellten schon den Ministerpräsidenten des Landes, Klement Gottwald. Und es dauerte bis 1948, bis Gottwald versuchte, die Polizei zur Gänze unter seine Kontrolle zu bringen.

Die nicht-kommunistischen Mitglieder seiner Regierung traten aus Protest zurück und glaubten, durch ihren Rücktritt den Ministerpräsidenten zur Auflösung der Regierung zwingen zu können. Doch gefehlt: Gottwald ersetzte die zurückgetretenen Minister durch willfährige Kollaborateure. Der tschechoslowakische Staatspräsident Edvard Beneš wäre nun gefordert gewesen, er hätte die Anerkennung dieser Regierung verweigern können. Doch da mobilisierten die Kommunisten die Straße. Die Bevölkerung wurde zu Demonstrationen aufgerufen, der unter kommunistischem Befehl stehende sogenannte »Werkschutz« in den Fabriken war bewaffnet, wurde mobilisiert und beherrschte bald die Straßen. Beneš gab nach und erkannte die neue Regierung Gottwald an.

Die Tschechoslowakei war der letzte Staat im sowjetischen Einflussbereich, in dem die Kommunisten die Macht ergriffen. Ein Schicksal, das ein Jahr später auch noch der sowjetischen Besatzungszone in Deutschland blühen sollte. Aus Sorge, es könnten dort, wie in Österreich, die Kommunisten bei einer freien Wahl verlieren, wurden hier zunächst von den Sowjets die Sozialdemokraten gezwungen, sich mit den Kommunisten zu einer Partei zu vereinigen, der Sozialistischen Einheitspartei (SED). Echt oder gefälscht wurde sie bei den Wahlen zur stärksten Partei und stellte damit die Regierung der Deutschen Demokratischen Republik, der DDR.

Es war diese mit List und Gewalt herbeigeführte Ausdehnung des sowjetischen Machtbereichs in Europa, die den Westen befürchten ließ, die Sowjets könnten es auch zu einer militärischen Konfrontation kommen lassen, etwa wenn auch in Italien und Frankreich die dort erstarkten Kommunisten die Macht ergreifen wollten und es zu Bürgerkriegen käme.

Die österreichischen Kommunisten glaubten offenbar daran. Bei den nächsten Wahlen im Jahre 1949 sah ich diese Plakate selbst, auf denen die KPÖ die schon kommunistisch geführten Länder in roter Farbe, Frankreich und Italien bereits rot umrandet darstellte – demnächst in Europa! In ihren Reden und ihrer Zeitung »Volksstimme« forderten sie von der österreichischen Regierung, den westlich-demokratischen Kurs aufzugeben und dem Beispiel Jugoslawiens zu folgen, das unter Führung Titos als immer noch sowjettreuer, kommunistischer Staat galt.

Auch in Wien hatten die Sowjets von Karl Renner gefordert, das Innenministerium mit einem geeichten Kommunisten zu besetzen, mit Franz Honner. Honner, noch 1934 im Exil in Moskau, während des Krieges von den Sowjets mit Flugzeug nach Jugoslawien gebracht, gründete innerhalb der Tito-Armee ein österreichisches Bataillon. Dieses Bataillon, das vorwiegend aus desertierten Soldaten und überzeugten Kommunisten bestand, wurde 1945 mit Zustimmung der Sowjets, wenn nicht auf deren Befehl, nach Wien gebracht und zog voll bewaffnet in die Stadt ein, begrüßt von Honner, auch er in Partisanenuniform mit dem Sowjetstern auf der Kappe.

Als Innenminister setzte Honner einen weiteren Kommunisten als Chef der Staatspolizei ein, Heinrich Dürmayer. Auch er war nach 1934 im Moskauer Exil, kam aber dann nach Spanien und wurde in den Internationalen Brigaden, die gegen Franco kämpften, als Kommissar eingesetzt. Nach dem Sieg Francos floh Dürmayer nach Frankreich, wurde dort interniert, nach dem Einmarsch der Deutschen verhaftet und nach Mauthausen ins Konzentrationslager gebracht. Von dort gelangte er nach Auschwitz.

Ich sage gelangte, weil, wie er mir erzählte, er sich als Lager-schreiber in Mauthausen selbst nach Auschwitz »versetzt« hatte. In dieses Vernichtungslager der Nazis, in dem über eine Million Juden mit Gas ermordet wurden, aber auch nicht-jüdische Häftlinge zur Arbeit in deutschen Industrieniederlassungen gezwungen waren. Dort gründete Dürmayer eine Widerstandsbewegung, die es immerhin zustande brachte, gefangene Sowjetkommissare aus dem Lager zu schmuggeln. Diese, so erzählte mir Dürmayer, wären von polnischen Widerstandskämpfern aufgenommen und von kleinen Sowjetflugzeugen abgeholt worden. Dürmayer schilderte mir das so im Detail, dass ich an der Wahrheit dieser Geschichte nicht zweifle. Er war für die Sowjets offenbar eine ganz spezielle Persönlichkeit, flog auch jetzt immer wieder nach Moskau, wo er sich – auch das stammt von ihm – in dem für die Sowjetführung reservierten Krankenhaus behandeln ließ.

In Wien organisierte Dürmayer die Staatspolizei, die nun genauso unter kommunistischer Führung stand wie die Stasi in der DDR und die Staatspolizei in allen sowjetischen Satellitenstaaten. Nach der Wahl im November 1945 wurde in Wien zwar der kommunistische Innenminister abgelöst, aber auch der neue Innenminister, der Sozialdemokrat Oskar Helmer, wagte es zunächst nicht, Dürmayer von der Spitze der Staatspolizei zu entfernen. Man hatte Angst, die Sowjets könnten auf einen solchen Schritt mit einer ganzen Reihe von Gegenmaßnahmen reagieren. So bestand die Gefahr weiter, dass ein kommunistischer Putschversuch in Wien mithilfe der Staatspolizei und Duldung der Sowjetmacht durchgeführt werden könnte.

Konfrontiert mit der Sowjetblockade in Berlin und den Blockadeängsten in Wien, entschloss sich Helmer nun doch, Dürmayer von seinem Posten abzuziehen. Helmer ernannte den verlässlich demokratischen Chef der Wiener Feuerwehr, Josef Holaubek, zum Polizeipräsidenten und beauftragte ihn, Dürmayer zur Polizei nach Salzburg zu versetzen. Als Chef der Staatspolizei war Dürmayer über diese Absicht natürlich schon längst unterrichtet, räumte seinen Tresor aus und begab sich mit den Akten in die sowjetische Kommandantur. Und nichts geschah, die Sowjets nahmen das hin. Bundespräsident Karl Renner, der sich auf Urlaub in Mürzsteg aufhielt, bedankte sich persönlich bei Bundeskanzler Figl mit einem Brief dafür, dass alle Mitglieder der Regierung diese Aktion Helmers und Holaubeks voll mitgetragen hatten. Für so außerordentlich und mutig schätzte Renner diesen Schritt ein.

Doch so ungefährlich, wie ich dachte, war die Situation damals in Wien nicht. Amerikaner und Briten bereiteten sich durchaus darauf vor, dass die Sowjets auch die Westsektoren in Wien blockieren würden. Dafür fanden sich bei unseren späteren Recherchen für die TV-Dokumentationen drei Zeitzeugen. Halvor Ekern, amerikanischer Vertreter im Alliierten Rat, berichtete, es habe eine »Alarmstufe Rot« gegeben, als ein militärischer Konvoi der Amerikaner, der von Oberösterreich nach Wien fahren sollte, auf der Ennsbrücke von Sowjetsoldaten aufgehalten und an der Weiterfahrt gehindert wurde. Rasche Rückfrage in Washington, wie man sich verhalten soll. Anweisung an den amerikanischen Hochkommissar: Mit der sowjetischen Hochkommission Kontakt aufnehmen, protestieren und möglichst eine problemlose Weiterfahrt des Konvois erreichen.

Ekern war einer der Offiziere, die diese Verhandlungen führten. Die Sowjets verwendeten mehrere Ausreden, um den »Zwischenfall«, wie sie es nannten, zu erklären. Aber letztlich entschuldigten sie sich und ließen den Konvoi passieren. Doch Amerikaner und Briten waren alarmiert. Ekern: »Ich wurde beauftragt, in Wien rasch einen Platz auszusuchen, auf dem wir eine Landepiste für große Flugzeuge anlegen konnten. Ich habe ihn gefunden – eine Menge Gärten in Grinzing wären da draufgegangen. Doch wir hätten die Piste gebaut, innerhalb von Tagen, um auch Wien aus der Luft versorgen zu können.« Ekern konnte die Stelle nicht genau nennen, an der die Amerikaner Platz für die Piste schaffen wollten. So haben wir uns Grinzing angesehen und kamen zu dem Schluss, dass es in diesem hügeligen Gebiet schwer gewesen wäre, eine lange Landebahn anzulegen. Aber dann fanden wir in Wien doch einen Kronzeugen dieses geplanten Unternehmens: Egon Rothblum, gebürtiger Österreicher, amerikanischer Staatsbürger und nach 1945 Mitglied der amerikanischen Verwaltung in Wien.

Rothblum konnte sich an jene kritischen Tage sehr gut erinnern: »Dann kam eine Überraschung. Eine Abendsitzung wurde angesetzt. Das war recht ungewöhnlich für uns. Normalerweise waren auch unsere österreichischen Mitarbeiter bei den Besprechungen dabei. Diesmal wurde uns strenge Geheimhaltung befohlen. Daher wurden wir auch am Abend zusammengerufen, es sollte niemand merken. Es ging darum, dass für den Fall einer sowjetischen Blockade von Wien eine Luftbrücke errichtet werden sollte. Und der einzige Ort, der für den raschen Bau eines Flugplatzes infrage käme, das wäre die Heiligenstädter Straße.«

Nach dieser Aussage Rothblums haben wir uns die Heiligenstädter Straße angesehen. Zwischen dem Karl-Marx-Hof und der Hohen Warte gibt es in der Tat ein ebenes Stück, das sich für die Anlage einer Piste für die damaligen propellerbetriebenen Flugzeuge geeignet hätte. Allerdings nur für eine einzige Piste. Diese hätte wahrscheinlich ausgereicht, um Flugzeuge landen zu lassen, nicht aber, um die entladenen Flugzeuge gleich wieder zum Start zu bringen. Rothblum erinnerte sich: »Ja, es hätte einer zweiten Piste bedurft, aber da dachten wir an den Ausbau des schon existierenden Landestreifens entlang des Donaukanals.«

Rothblum berichtete, wie es in der Nachtsitzung der Amerikaner weiterging: »Ich gehörte zur Industriesektion der Militärverwaltung. Und so sollte ich noch in der gleichen Nacht berechnen, was zur Anlegung der Piste notwendig wäre. Ich bin die ganze Nacht gesessen, habe jede Position ausgerechnet. Also was brauchen wir, was kostet das? Auf der Heiligenstädter Straße waren einige Häuser im Weg, die mussten entfernt werden. Da waren die notwendigen Maschinen heranzubringen. Auch standen dort Bäume, also brauchten wir Sägen. Zum Glück ist es dann nicht dazu gekommen, obwohl wir bereits alle Details geplant hatten. So hatte sich eine andere Gruppe damit beschäftigt, wo die Güter, die ja in großen Mengen eingeflogen werden sollten, gelagert werden könnten. Da boten sich die Fußballplätze auf der Hohen Warte an.«

Wir fanden dann einen weiteren Zeugen, der allerdings nicht genannt werden wollte. Er stellte eine kühne Behauptung auf: »Mit den Landepisten wäre es ja nicht getan gewesen, die Flugzeuge mussten auch abgestellt und entladen werden. Ein Dutzend gleichzeitig. Nein, das wussten wir schon: Wenn wir Wien aus der Luft zu versorgen gehabt hätten, dann hätten wir auch den Karl-Marx-Hof schleifen müssen.« Eine Behauptung. Wir fanden kein Dokument, das einen Plan dieser Art bestätigt hätte. Unsere Schlussfolgerung: Als sich die Amerikaner über den raschen Bau eines Flugplatzes in Wien den Kopf zerbrachen und dabei auf die Heiligenstädter Straße kamen, wurde wahrscheinlich auch die Möglichkeit einer Schleifung des Karl-Marx-Hofes diskutiert.

Da waren die Briten schon konkreter. In London fanden wir die fix und fertig vorbereiteten Pläne zum Bau eines britischen Flugfelds auf der Simmeringer Haide, die zum britischen Sektor gehörte.

Aber die Amerikaner sorgten auch schon vor für den Fall, dass man mit dem Bau der Flugplätze nicht schnell genug fertig werden würde. Das bestätigte mir Eleanor L. Dulles, die Schwester des US-Außenministers John Foster Dulles und des CIA-Chefs Allen W. Dulles. Sie war damals als Finanz- und Wirtschaftsexpertin bei der amerikanischen Gesandtschaft in Wien eingesetzt. Ich traf sie in ihrem Washingtoner Heim. Sie berichtete mir: »Nach der versuchten Blockade an der Ennsbrücke beschlossen wir, in Wien große Vorräte an Lebensmitteln und Brennstoffen anzulegen, um einer Blockade wenigstens einige Wochen lang trotzen zu können. Es war eine geheime Operation, die unter dem Decknamen ›Squirrel Cage‹ (Eichhörnchen-Käfig) durchgeführt wurde. Die österreichische Regierung wusste davon, war eingeweiht. Die Sowjets fanden es auch bald heraus, es konnte nicht schaden, wenn sie wussten, dass wir vorbereitet waren.«

Die Sowjetblockade in Berlin dauerte fast ein Jahr, vom 24. Juni 1948 bis zum 12. Mai 1949. Zweck dieser Blockade konnte es nur sein, die Westmächte zum Verlassen Berlins zu bringen, um aus der Ostzone einen funktionsfähigen kommunistischen Staat zu machen, wie er dann auch als DDR gegründet wurde. So fürchteten die Westalliierten in Österreich durchaus, dass es nicht nur bei einer Blockade der Westsektoren in Wien bleiben würde, sondern dass das ein Vorspiel zur Teilung Österreichs sein könnte. Damit wurde allen Ernstes gerechnet.

Oliver Rathkolb fand das Dokument, das dies bestätigt, datiert mit 8. Januar 1948, abgesendet von der amerikanischen Legation in Wien an das State Department in Washington. »Geheim – betrifft die Teilung Österreichs«, gerichtet an den »Secretary of State«, also an den Außenminister persönlich. In dem Dokument werden die Vor- und Nachteile aufgezählt, die eine Teilung Österreichs für die Sowjetunion haben könnte. Dieser Bericht kommt zwar zu dem Schluss, dass vermutlich die Nachteile für die Sowjetunion größer wären, aber nach dem kommunistischen Putsch in Prag schließt man einen solchen Putschversuch in Wien nicht mehr aus.

Wie ein Damoklesschwert hing die Möglichkeit einer kommunistischen Machtergreifung damals über der Regierung. Bis wohin würde die Sowjetunion mit ihrer Expansion gehen? Was war Stalin bei der Konferenz in Jalta vom amerikanischen Präsidenten Roosevelt zugesichert worden? Jalta, das Stichwort für die Teilung Europas. Jalta, so hatte ich das Gefühl, wurde uns nie wirklich erklärt. Natürlich fand diese Konferenz Monate vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs statt. Also habe ich die damaligen Berichte über diese Konferenz nicht zu Gesicht bekommen. Das musste ich nachrecherchieren. Über das Resultat dieser Recherche schrieb ich eine Serie in der »Tageszeitung«.

Aufregend war es immer

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