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Verrat.

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Irgendwann war sich Taft nicht mehr im Klaren darüber, wer wen verraten hatte. Veronika ihn. Oder er sie mit jedem weiteren Tag, den er ungebeten in ihrer Heimat, in ihrem Revier, auf ihren Spuren verbrachte. Er wollte sich weder für das eine noch das andere entscheiden. Denn nur auf diese Weise konnte er der bleiben, der er in den zurückliegenden Wochen geworden war: ein dreißigjähriger, einsamer Mann, der seine Frau zur Flucht getrieben und seine Karriere verspielt hatte, der seine Frau vielleicht sogar – schrecklichster aller Gedanken – an einen anderen Mann verloren hatte. Und zwar an einen ganz anderen Typ Mann. Keinen Taft, keinen Hausmeister, keinen Atheisten und Nichtswisser, keinen fraglos Liebenden. Dabei hatte er sich nichts vorzuwerfen, soweit er es überblicken konnte. Er hatte nichts getan, das unredlich oder unverzeihlich oder unaufmerksam gewesen war. Nichts, das ihre Flucht begreiflich machte. Doch egal, was sie von ihm weggebracht hatte: Wenn sie zurückkam, würde sie keinen anderen als ihn wiederfinden. Daniel Taft. Ihn, wie er gewesen war, bevor sie ihn hatte sitzen lassen. Ihn. Keinen verblödeten Ignoranten. Also war er gezwungen, zu einem gewissen Grad von Normalität zurückzukehren. Er musste sich in Bezug zur Welt verhalten, um derselbe zu bleiben, sein Gehirn beschäftigen, seine Stimmbänder nutzen, eine Unterhaltung führen, seine Wohnung verlassen, seine Muskeln bewegen, um derselbe zu bleiben. Eintopf essen. Merlot trinken. Im Park sitzen.

Der tadellose Herr Taft

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