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Brandon

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Allerdings hatte Brandon, wegen der Erkrankung eines Lehrers, in der ersten Stunde unterrichtsfrei und war somit noch gar nicht in der Schule angekommen. Also ging ich aufs Ganze und schickte ihm eine WhatsApp-Nachricht, in der stand:Na, mein Süßer, hier ist Nancy. Ich habe heute Abend sturmfrei. Kommst du vorbei oder sollen wir uns im „Sausalito“ treffen? Das „Sausalito“, im Stadtzentrum gelegen, war eine mexikanische Tacos-Bar. Es war ein bekannter Szenetreff für junge Leute. Dort wurden die leckersten Tacos der Welt und die außergewöhnlichsten Cocktails serviert und gleichgültig, zu welcher Tages- oder Nachtzeit man dort auftauchte, es war immer Party. Im Anhang schickte ich Brandon ein Bild in meinem Outfit, das Rob vor wenigen Minuten, nur unter gewaltigem Protest, gemacht hatte. Kaum dass ich die Nachricht losgeschickt hatte, bereute ich es auch schon wieder. Irgendwie war ich total durch den Wind und meine Gedanken wirbelten vollkommen durcheinander. Oh Gott! War das überhaupt das Richtige, was ich gerade getan habe? Du meine Güte! Was ist, wenn er sich gar nicht für mich interessiert? Oh je, was für eine Katastrophe.

Die Warterei auf seine Antwort machte mich total verrückt. Plötzlich brummte mein Handy. Ich hatte eine neue Nachricht bekommen. Oh, Jubel! Sie war von Brandon. Alles hatte perfekt funktioniert. Er schrieb: Hi, Nancy, Wahnsinn, du heiße Schnecke. Wir treffen uns im „Sausalito“ gegen 20.00 Uhr.

Beim Lesen wurde mir gang kribbelig zumute und mein Herz schlug mir vor Aufregung fast bis zum Hals. Für mich gab es nur noch Brandon, Brandon, Brandon. Der Unterricht zog sich hin und die Uhren schienen rückwärts zu laufen.

Bis nun vor einer Minute …

Da stand er plötzlich, seine schlanke Gestalt war in ein grelles Licht getaucht und seine Lippen formulierten mir unverständlich klingende Laute.

„Ich verstehe dich nicht. Wie heißt du?“, fragte ich, neugierig geworden von alldem, und wollte schon geradewegs von meinem Stuhl aufspringen, da war er auch schon verschwunden.

Dummerweise hatte ich vor lauter Aufregung vergessen, dass ich mich mitten im Biologieunterricht von Frau Bakerfield befand und hatte diese Worte ziemlich laut in die Klasse hineingerufen.

Gegenwärtig wurde es mucksmäuschenstill im Klassenzimmer und man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Alle Mitschüler richteten ihre Augen auf mich und starrten mich dabei völlig verwundert an. Meine Biologielehrerin, Frau Bakerfield, stand etwas abseits von mir, mit dem Rücken zur Tafel. Sie begann gerade damit, ein extrem langweiliges wissenschaftliches Experiment vorzubereiten. Ungehalten über den lauten Zwischenruf, hob sie ihren Kopf und rückte ihre Brille auf der Nase zurecht. Missmutig wanderte ihr Blick mit zusammengekniffenen Augen über unsere Köpfe hinweg, auf der Suche nach dem vermeintlichen Störenfried.

Frau Bakerfield war eine 50-jährige Dame von großer und stattlicher Statur. Sie hatte eine hohe Stirn und eine lange, gerade Nase, auf der sie eine dicke Hornbrille trug. Ihr rundes, fülliges Gesicht, mit dichten Augenbrauen und schmalen Lippen, war umrahmt von kurzen, silbergrauen Haaren und ihre Kleidung war ziemlich altmodisch.

Einige meiner Mitschüler blickten demonstrativ zu mir und zeigten pikiert mit ihren Finger auf mich und wieder andere steckten hinter vorgehaltener Hand die Köpfe zusammen und belächelten mich spöttisch. Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken und rutschte nervös auf meinem Stuhl hin und her. In Frau Bakerfields Augen flammte mittlerweile leichte Wut und auf ihrer hohen Stirn hatten sich große Zornesfalten gebildet.

Mir war ganz kribbelig zumute, denn ich ahnte schon, welche Gardinenpredigt nun auf mich zukommen würde. Ich warf ihr einen verstohlenen Seitenblick zu und versuchte, meine erhöhte Herzfrequenz unter Kontrolle zu bekommen, denn ich war gar nicht gut auf sie zu sprechen.

Bei meiner letzten Aktion auf das Schulnetzwerk war ausgerechnet ihre Datenbank, Kennziffer 810, Biologie, komplett gelöscht worden. Rob, mein Freund, hatte mir von dieser Operation dringend abgeraten. Die Verschlüsselungscodes und Passwörter wären für mich alleine viel zu kompliziert und schwer zu knacken, hatte er mich gewarnt, aber ich hatte das einfach ignoriert.

Die Folge war ein riesiges Chaos und dass Frau Bakerfield tagelang damit beschäftigt war, ihre Daten wiederherzustellen.

Da ich keine besonders große Leuchte in Biologie war und meine Versetzung auch von ihrer Benotung abhing, hatte Frau Bakerfield keine Probleme gehabt, mich direkt in Verbindung mit diesem Hackerangriff zu bringen. Bisher war es ihr aber nicht gelungen, mir auch nur irgendeine Kleinigkeit anzuhängen oder gar zu beweisen.

Eigentlich hatte ich mir deswegen vorgenommen, die Sache ruhig anzugehen und nicht mehr aufzufallen und nun passierte dieser Schlamassel.

Mit großen, energischen Schritten war sie an meinen Tisch angekommen. Ihre dichten Augenbrauen wanderten aufwärts. Sie legte die Hände an ihre Hüften und schnappte nach Luft.

„W e r i---i---i---i--c-h- bin?“, schimpfte sie mit großem Donnerwetter los.

Währenddessen fuchtelte sie, wie von einer Tarantel gestochen, mit ihren Händen vor meinem Gesicht herum. Erschreckt über diesen durchdringenden „I-Ton“, hielt ich mir erst einmal die Ohren zu. Bevor sie weiterredete, verging eine kleine Ewigkeit und ich wagte kaum zu atmen, so nervenaufreibend war die Stille, dann beugte sie ihren Oberkörper zu mir herunter und sah mir direkt in die Augen.

„Mein Name ist Frau Bakerfield und ich bin deine Biologielehrerin. Das solltest du doch wohl wissen! Oder hast du plötzlich vergessen, wer ich bin?“, schrie sie mich wie eine wilde Furie an und schlug mit der flachen Hand auf mein Pult.

Mein Herz flatterte leicht. Vielleicht ist das nur ein Alptraum, dachte ich einen kurzen, verzweifelten Moment lang. Gleich wache ich auf und liege in meinem Bett. Ich schloss meine Augen ganz fest, als könnte ich die Gedanken wahrmachen, doch als ich durch die Wimpern blinzelte, stand Frau Bakerfield immer noch vor mir.

Schwer atmete sie die Luft ein und wieder aus. Sie ließ sich Zeit und musterte mich dabei, als ob sie mich noch nie gesehen hätte.

„Du bewegst dich auf dünnem Eis“, sagte sie kaum hörbar anscheinend nur für mich und fügte ein kräftiges: „Nachsitzen, eine Stunde! Heute, noch vor den Ferien“, hinterher. Mein Mund war staubtrocken und ich konnte nur ein:

„Ich, äh, kann das alles erklären“, stammeln, da mir im Moment nichts Besseres einfiel.

„Ich habe nur, äh, da war jemand! Haben Sie ihn denn nicht gesehen?“

Aber wie sollte ich ihr genau erklären, was ich soeben erlebt hatte?

Die Schulglocke läutete. Ich machte den Mund auf.

„Kein weiteres Wort mehr! Punkt, Schluss, Ende, aus und bitte keine weiteren Diskussionen“, fuhr sie mir über den Mund und ihrem Ton nach zu urteilen, war das Nachsitzen bereits beschlossene Sache und für mich unabwendbar.

Ich schluckte und musste mich zusammenreißen, um nicht total aus der Haut zu fahren.

„Aber das geht nicht, äh“, versuchte ich kleinlaut einzuwenden, aber ein Blick in ihr Gesicht belehrte mich eines Besseren.

Ihr Gesichtsausdruck war eindeutig, da war nichts zu machen. Und dann rauschte sie auch schon an mir vorbei, ohne ein weiteres Wort darüber zu verlieren, aus dem Klassenzimmer hinaus.

Das war wohl ihre Quittung für meine Hackeraktion, dachte ich bei mir und war für einen Moment völlig sprachlos. Der Fremde fiel mir wieder ein, so ein Mist, musste der ausgerechnet heute hier auftauchen?

Aber von hier konnte er nicht sein, da war ich mir seltsamerweise ganz sicher.

Ich wurde leicht von einem Lachanfall geschüttelt, aber nicht aus Freude, sondern aus Fassungslosigkeit und wippte auf meinem Stuhl hin und her. Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen. „Na super, Nachsitzen, ausgerechnet heute! Wo ich das Date mit Brandon habe“, überschlugen sich meine Gedanken genervt und doch gleichzeitig auch panisch.

Irgendwie ging mir all das total gegen den Strich.

Obwohl der letzte Schultag nicht problematischer hätte verlaufen können, die wunderbare SMS von Brandon für das bevorstehende Date logischerweise ausgenommen, traf ich in der Schulmensa auch noch auf Jane Woodhouse, meinen ganz persönlichen Albtraum. Jane Woodhouse war in jeder Hinsicht und geradezu durch und durch mein ganz persönlicher Albtraum dieser Schule. Ohne Frage, ihre Vorzüge lagen eindeutig in ihrem Äußeren. Selbst in einen Sack gehüllt, würde sie noch grandios aussehen, mit ihren blonden, langen und gelockten Haaren, dem herzförmigen Gesicht und dem vollen roten Schmollmund. Ja, attraktiv war sie und das nutzte sie unverfroren aus. Auf ihrem Oberarm hatte sie sich ein sternförmiges Tattoo stechen lassen und unter dem knappen Top blitzte am Bauchnabel ein Piercing hervor. Ihr engelsgleiches Aussehen täuschte nicht über ihr gemeines und hinterlistiges Wesen hinweg. Sie war ein Biest. Charakterlos und durchtrieben.Das Beste war, sie einfach nicht zu beachten und vor allen Dingen nicht in ihr „Feld“ zu kommen. Raffiniert verdrehte sie den Jungs reihenweise den Kopf, um sie dann, wenn sie ihr Ziel erreicht hatte, wieder eiskalt und gnadenlos abzuservieren. Ausgekocht wie sie war, zerstörte sie mit allergrößtem Vergnügen langjährige Freundschaften und Beziehungen. Geschickt und hinterlistig spannte sie ihre Intrigen, säte Eifersucht und Zwietracht unter den Beteiligten. In ihrer Freizeit leitete sie die Gruppe der Cheerleader und bei sportlichen Veranstaltungen und Wettkämpfen feuerte sie unter anderem auch die Rugbymannschaft an, in der mein Schwarm Brandon spielte. Darüber hinaus war sie die erste Vorsitzende des Komitees zur Wahl der diesjährigen Schönheitskönigin, Miss St. Hughs High School, und selbstredend setzte sie alles Erdenkliche daran, den begehrten Titel selbst zu bekommen. Ihr Gehirn hatte die Größe einer Erbse. Wie sie es auf diese Schule geschafft hatte, war kein Mysterium, denn ihr Vater war Sir Richard Woodhouse, der wohl bekannteste und reichste Unternehmer der Stadt. Ihr überaus honoriger Daddy sponserte die Schule sehr oft mit Geld- und Sachleistungen und auch in diesem Jahr hatte er wieder einen äußerst großzügigen Betrag zum Bau einer neuen Schülerbibliothek gespendet. Ich hatte es bisher immer irgendwie geschafft, ihr aus dem Weg zu gehen. Allerdings war es verflucht schwer, jemanden zu ignorieren, der nun direkt vor einem stand. Der erste Gedanke, der mir kam, war, Hackfleisch aus ihr zu machen. Ich war auf der Hut und schaute sie wachsam an. Gleichzeitig versuchte ich, mit meiner rechten Hand mein kurzes Top etwas in die Länge nach unten zu ziehen, denn für gewöhnlich präsentierte ich mich nicht in einem solch sexy Outfit, wie ich es heute getan hatte.

Wenn Blicke töten könnten, dann würde ich jetzt tot umfallen, Janes Augen schleuderten sie mir eifersüchtig und hasserfüllt entgegen. Ich hatte gewagt, ihr „Feld“ zu betreten und ihr Brandon vor der Nase weggeschnappt. Sie hatte selbst auf ein Date mit Brandon gehofft. So, wie es jetzt abgelaufen war, das ging in ihren Augen gar nicht, denn für gewöhnlich lagen ihr die Jungs zu Füßen und für sie war es außerdem undenkbar, das gerade so eine, wie ich es war, ihr den Typen ausspannte.

Du hast dich unter Kontrolle, geh einfach weiter und beachte sie nicht, flüsterte mir meine innere Stimme zu. Jane ist eine hinterhältige, verlogene Schlange, ein Niemand, ein Nichts und sie interessiert dich nicht die Bohne. Aber irgendwie schaffte ich es nicht, klein beizugeben, zu kapitulieren und vor allen Dingen, nicht meinen Mund zu halten. Ich wollte meine Giftpfeile abschießen, sie provozieren und auch herausfordern. Heute war mein Tag, ich war der Sieger, ich hatte ihr Brandon abspenstig gemacht und das musste gefeiert werden.

Ein Blick in ihr Gesicht genügte, um mir zu zeigen, wie richtig ich damit lag, denn Jane wäre mir am liebsten leibhaftig ins Gesicht gesprungen, um mir meine Augen auszukratzen. Für mich spielte das keine Rolle, ich stellte mich aufrecht hin, die Arme vor meiner Brust gekreuzt und schaute sie geringschätzend aus den Augenwinkel an.

„Hi, Jane“, sagte ich lässig und verkniff mir ein böses „du arrogante Tussi“. Ich war kurz davor, ihr etwas an den Kopf zu werfen und ging im Geist schon Alternativen durch. Jane fiel aus allen Wolken und gaffte mich mit großen Augen an. Wie konnte eine solche graue und unbedeutende Computermaus ohne jeglichen Style und Glamour es sich herausnehmen, sie die ungekrönte Beautyqueen, ansprechen?

Sie war für einen Moment vollkommen sprachlos, dann hatte sie sich wieder gefangen und ihr Mund verzog sich zu einem scheinheiligen Lächeln.

„Hi, Nancy, meine Süße, du siehst aber, äh, wild aus“, säuselte sie katzenfreundlich und offenbarte mir dabei ihre strahlenden, weißen Zähne. Janes Lächeln war so ekelhaft stolz, dass mir ganz schlecht wurde. „Ist angekommen“, antwortete ich knapp und beobachtete sie voller Argwohn.„ Und, wow, was für ein klasse Outfit! Das ist ja sensationell abgefahren!“ Aber dem Ton nach, wie sie es sagte, meinte sie genau das Gegenteil von dem, was sie gerade gesagt hatte. Sie zog die Stirn kraus und musterte mich kritisch:

„Hast du dich für Brandon so herausgeputzt? Und woher hast du die denn?“, und zerrte gleichzeitig mit ihrer rechten Hand und ihren fein manikürten Fingernägeln an meiner Heavy-Metall-Biker-Lieblingsjacke herum. „Lass das“, schnauzte ich und schlug ihr mürrisch die Hand beiseite.

Beleidigt verzog sie ihr Gesicht und wartete einen Moment zu lange mit ihrer Antwort. „Dolce & Gabbana, Armani?“ „Oder vielleicht doch die Altkleidersammlung?“, kicherte sie dann gehässig, legte ihren Kopf in den Nacken und schüttelte, wild wie eine Diva, ihre blonden Locken.

Ich schwieg erst einmal und verkniff mir eine böse Antwort. Du liebe Zeit, so viel Dummheit muss eigentlich bestraft werden, dachte ich und wollte ihr geradewegs die Meinung geigen, da wurde ich plötzlich sanft an meinen Haaren nach hinten gezogen. Abrupt drehte ich mich herum und wollte schon Rabatz machen, da hielt ich inne, denn ich schaute direkt in die hinreißenden Augen von Brandon, meinem Brandon. Völlig aufgewühlt musterte ich ihn und starrte ihn mit offenem Mund an. In Sekundenschnelle war der Zoff mit Jane zur Nebensache geworden.

Brandons Haare fielen, nur mit einem Bändchen zusammengefasst, auf seine breiten Schultern. Die Jeans schmiegte sich an seine langen Beine und das Blau des Sweatshirts spiegelte sich in seinen Augen wider. Mir stockte der Atem und mein Herz raste. Ich bekam kein Wort heraus und hasste mich dafür. Das Gefühl kannte ich.

Irgendwie war ich verwirrt und innerlich ein bisschen unsicher, aber das spielte keine Rolle, wenn er genau das Gleiche fühlte wie ich. Meine Fingerspitzen kribbelten. Ich wollte seine Nähe spüren. Brandon beugte sich zu mir, nahm mein Gesicht in seine Hände und schaute mir intensiv in die Augen.

Freude und Überraschung war darin zu erkennen und ein außergewöhnliches, fantastisches Leuchten, das ich nicht richtig deuten konnte. Er war mir sehr nah, viel zu nah, nur noch wenige Zentimeter entfernt und ich sah seine Lippen, die sich zu einem Grinsen verzogen. Plötzlich bekam sein Blick etwas Abweisendes. Ich konnte allerdings nicht sagen, warum das geschah oder womit ich ihn verärgert hatte. Da sah ich es, das war nicht ich gewesen, sondern Jane, die ihn erzürnte und die Magie des Augenblicks mit ihrer Anwesenheit vergiftete.

Jane war das zweifellos egal und sie ging direkt aufs Ganze. „Hi, Brandon mein Darling“, flötete sie. „Wo bist du gewesen? Ich habe dich schon vermisst.“

Brandons Mine veränderte sich ruckartig und er war so verschlossen wie die Schale einer Auster. Jane bewegte sich geschmeidig wie eine Katze. Sie drängelte sich mit ihren wiegenden Hüften zwischen uns, wobei ihre lange, blonde Mähne reizvoll hin und her wippte. Besitzergreifend legte sie ihre linke Hand mit den fein lackierten roten Fingernägeln auf Brandons Arm und mit der rechten Hand versuchte sie, seine breiten Schultern zu umschlingen.

Sie schenkte ihm ihr blendendes Lächeln, hob verführerisch ihr Gesicht zu ihm empor und himmelte ihn mit ihren großen Augen an, sodass ihre langen, schwarz gefärbten Wimpern um die Wette klimperten. Brandon verstand nur Bahnhof und zuckte mit den Achseln. Er sah irgendwie ausgesprochen selbstgefällig aus. Mit dieser Situation musste ich erst einmal fertig werden.

Ist das wirklich gerade passiert? Ich starrte ungläubig zwischen den beiden hin und her. Meine Gedanken überschlugen sich. Was lief da ab? , dachte ich frustriert. Jane sah aus, als ob sie von einem anderen Planeten kam und sie war eindeutig eine oder sogar zwei Ligen zu hoch für mich, da war ich mir leider absolut sicher.

Gott sein Dank währte mein moralischer Tiefstand nur eine geschätzte Minisekunde, da wurde er auch schon von meinem kriegerischen Kampfgeist abgelöst. Herausfordernd nahm ich einen tiefen Atemzug und wollte dem eingebildeten und frechen Biest mal gehörig die Leviten lesen, da läutete die Schulglocke. Die Pause war vorbei. Brandon sah irgendwie unentschlossen aus. Er löste sich, für mich definitiv viel zu zögerlich, aus der festen Umklammerung von Jane, grinste etwas verlegen und knipste mir ein Auge, was wohl ein „wir sehen uns heute Abend“ bedeuten sollte.

Dann verschwand er in Richtung Schulflur.

Plötzlich vernahm ich ein vernehmliches Räuspern, ein ironisches Hüsteln, so, als fände jemand etwas ungemein komisch. Ich drehte mich ruckartig um. Der seltsame Fremde stand direkt neben Jane und grinste mich an. Wie kommt der denn jetzt hierher?“, dachte ich irritiert und grinste verlegen zurück. Seine blonden Haare glänzten wie Messing und seine Augen funkelten wie Bernsteinsplitter.

„Was ist so lustig und warum starrst du mich so an?“, fragte mich Jane. „Habe ich was im Gesicht?“ Der Fremde grinste über das ganze Gesicht und zuckte halb entschuldigend, halb amüsiert die Achseln. Die Röte auf meinen Wangen war unverkennbar. Ich starrte auf den Boden und hoffte, so die Gefühle zu verbergen, die in mir aufwallten.

„Äh, ach nichts“, antwortete ich völlig konfus.

Jane, noch völlig baff über das, was da soeben mit Brandon abgelaufen war, lief ihm verdutzt hinterher. „Brandon, Schatz! So warte doch“, rief sie aufgeregt, aber Brandon schüttelte nur leicht den Kopf und ging einfach weiter. Es schien den Fremden nicht zu überraschen, dass weder Jane noch Brandon ihn sehen konnten. Und ich wunderte mich irgendwie auch nicht. Was mich aber am meisten irritierte, war die Tatsache, dass er vor wenigen Minuten noch gar nicht da war.

Bevor ich ihn noch etwas fragen konnte, war er auch schon wieder verschwunden.

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