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Der Tag neigte sich seinem Ende entgegen, während Sophia vor dem Fernseher saß.

"Herzlich willkommen zu Ihren Lokalnachrichten. Wie immer haben wir heute für Sie ..." Sophia nutze das Einleitungs-Blabla des Sprechers, um ihr Glas aufzufüllen.

"Es gibt Neues im Fall van Hoortem ...", leitete der Sprecher mit bedeutungsschwerer Miene ein.

Seit Wochen berichteten diverse Sender und Zeitungen über den als Kinderschänder entlarvten Maic van Hoortem. Sein Doppelleben hatte er jahrelang vor seiner Frau geheim halten können. Sie wusste nichts davon, dass er wahllos Kinder verschleppt und verkauft hatte. Den Berichten zufolge hatte er Kleinkinder zur Adoption anbieten lassen und Teenager an Bordelle im Ausland verkauft – alle Altersklassen sind ihm zum Opfer gefallen. Darüber hinaus hatte er sich offensichtlich auch selbst an diversen Kindern vergriffen.

Nun aber würde man ihm den Prozess machen. Sophia, die selbst keine Kinder hatte, fand dass Maic van Hoortem mindestens für den Rest seines Lebens hinter Gitter gehörte.

Ihre beste Freundin Emma hingegen hatte härtere Strafen im Kopf.

"Na, mit dem sollte man das machen, was er den armen Kindern angetan hat! Oder ihm gleich sein bestes Stück abschneiden. Und zwar ohne Betäubung."

Emmas Worte hallten Sophia just in diesem Moment durch den Kopf, als der Sprecher verkündete: "... muss die Verhandlung aufgrund eines Verfahrensfehlers verschoben werden. Bis zum nächsten Verhandlungstermin wird Herr van Hoortem ..."

Sophia saß wie gelähmt vor dem Fernsehgerät. Vertagt – und dann kam er bis zum nächsten Verhandlungstermin auch noch frei. Das gab es doch nicht! Da hatte jemand über Jahre hinweg arme, unschuldige Kinder gekidnappt, verschleppt und verkauft und was sonst noch immer mit ihnen angestellt. Sophia wollte sich die weiteren Gräueltaten lieber nicht vorstellen. Und dann setzte man so einen Menschen einfach so auf freien Fuß.

"Frank!", rief sie ihren Mann.

"Fraaaaank!"

Immer noch keine Reaktion.

Wo steckte der Kerl denn nun wieder. Da gab es mal was wirklich Wichtiges und dann war er nicht da.

"Frank!", rief sie nun mit Nachdruck.

"Jaaaa", kam seine gelangweilte Stimme aus der Küche.

Himmel! Da war der Kerl direkt nebenan in der Küche und reagierte nicht einmal während sie sich hier die Kehle aus dem Hals schrie.

"Van Hoortem ist frei!"

Zu Sophias Verwunderung hatte sich ihr Mann sehr für den Fall van Hoortem interessiert. Auch er hatte ihn als pervers beschimpft und hatte, zu Sophias größter Überraschung, Emmas Meinung geteilt.

"Wenn du mich fragst, gehört so einer nicht hinter Gitter, um ein Leben bei freier Kost und Logis zu führen. Dem sollte man ganz andere Aufmerksamkeiten zuteil werden lassen", hatte er getönt. Und jetzt, da sie ihrem Mann dringend mitteilen wollte, dass eben dieser Mann, dem man ganz andere Aufmerksamkeiten zuteil werden lassen sollte, frei kam, stellte sich ihr Göttergatte in der Küche taub. "Was?!", kam es durch die Wand. "Maic van Hoortem wurde freigelassen!" Sophia rollte die Augen. Himmel, konnte er nicht einfach ins Wohnzimmer kommen. Immer diese Schreierei. Ihre Aufmerksamkeit richtete sich gerade wieder auf die Nachrichten als das Telefon klingelte. Sophia stieß einen Laut des Missfallens aus. Immer wenn man mal seine Ruhe haben will, hörte sie sich in Gedanken sagen. "Fraaaank! Telefon!", rief sie ihrem Mann durch die Wand zu. Sollte er doch gehen, schließlich hatte sie den ganzen Tag geputzt, gewaschen, gekocht und sich, ganz zu ihrem Missfallen, um den Garten gekümmert. "Geh du!", brüllte er ihr von der Küche aus zu. Dem Telefon war es offensichtlich egal. Es klingelte in schöner Regelmäßigkeit in einem ohrenbetäubenden Ton. "Ich sehe Nachrichten. Jetzt geh schon an das Telefon!" Für Sophia war das Thema damit beendet. Das Klingeln endete und Franks Stimme tönte gedämpft durch die Tür. "Tieffeld" "Hast du das eben gesehen?", dröhnte es aus dem Hörer. "Es ist doch nicht zu glauben. So eine Schweinerei. Also, wenn du mich fragst, dann gibt es keine Gerechtigkeit. Ich hoffe ja nur, dass den ein Irrer abknallt. Verdient hat der Dreckskerl das allemal. Was ist denn? Du sagst ja gar nichts." "Emma?", kam es fragend von Frank. "Mensch Frank! Du hättest auch gleich sagen können, dass du es bist. Los mach schon, gib mir endlich Sophia!" Frank nahm den Hörer vom Ohr und brülle in Richtung Wohnzimmer. "Sophia! Emma!", dann fuhr er, den Hörer ans Ohr haltend, fort, "Sie kommt gleich." "Verdammt, Frank! So hätte ich Sophia auch rufen können. Dazu hätte ich ja nicht mal ein Telefon gebraucht. Es muss schließlich nicht gleich der ganze Ort wissen, dass ich mit Sophia sprechen will." "Ja, ja ...", kam es gelangweilt von Frank, während er den Hörer neben das Telefon legte. "Emma?" Sophia sah Frank nach, als er in die Küche verschwand. "Hast du das gesehen? Hast du das eben gesehen? Ich kann es einfach nicht fassen. Dass man so etwas frei rumlaufen lassen kann? Ich fasse es einfach nicht. Kein Wunder, dass jeder macht, was er will! Wenn das unsere Rechtsstaatlichkeit ist. Pah! Das ist ja lachhaft." "Da sagst du was. Aber er ist ja nur bis zum nächsten Prozesstermin raus. Und wenn der Prozess weiter geht ..." "Ach Sophia! Jetzt sei doch nicht dumm. Der Mann ist auf freiem Fuß. Jetzt können doch alle Eltern wieder um ihre Kinder bangen. Wer weiß, was der sich jetzt ausdenkt. Du kennst das doch aus den Krimis. Da ahnt man nichts Schlimmes und dann ... Oh man, mir wird schon ganz anders." "Jetzt beruhig dich wieder. Hier kommt er doch nicht her", versuchte Sophia ihre Freundin zu beruhigen. "Ach! Was – bitteschön – macht dich denn da so sicher? So einer muss doch immer wieder neue Gebiete erschließen, in denen er auf Kinderjagd gehen kann. Das ist wie bei den Eroberern. Die haben die Indianer in Amerika auch Stück für Stück ... oh ... ich mag mir das gar nicht vorstellen." "Dann tu es auch nicht. Außerdem ist Amerikas Eroberung überhaupt nicht mit den Gräueltaten eines Kinderhändlers zu vergleichen." "Schänder! Kinderschänder! Sophia. Man kann das, was der Mann getan hat, ruhig beim Namen nennen. In den Nachrichten beten sie das ja auch immer alles so emotionslos runter. Pah! Da sollte mal einer auf den Tisch hauen und Tacheles reden. Dann wüssten auch mal alle, was für ein Dreckskerl der ist." Emma hatte den Fall in allen Sendungen und Zeitungen verfolgt und sich regelmäßig über die Berichterstattung beschwert. "Was gibt's denn sonst Neues?", versuchte Sophia das Gespräch auf ein anderes Thema zu bringen. "Ach, Tom will unsere alte Jauchegrube abreißen. Wofür das gut sein soll, weiß ich auch nicht. Aber der muss ja, auch immer was zum Abreißen und aufbauen haben. Unser Elias ist schon völlig genervt. Der befürchtet schon, dass er seinem Vater helfen muss.“ Emma lachte. „Ich habe Tom ja gleich gesagt, dass er sich das aus dem Kopf schlagen kann. Stell dir vor: Da hat er mir doch seelenruhig erzählt, dass er die Grube abreißen will, und guckt mich so auffordernd an! Ne, ne, mein lieber Mann, habe ich da gesagt. Du brauchst dir gar nicht erst überlegen, dass deine brave Frau da Hand anlegt. Soll er den Mist doch selber machen." Emma war offensichtlich ernsthaft erzürnt über den Abriss. "Und was will er da eigentlich Neues bauen?" Sophia hoffte, damit dem Thema etwas Sachlichkeit zu entlocken. "Das, liebe Sophia, weiß er auch noch nicht. Da habe ich gesagt, die Grube bleibt da stehen bis du weißt, was da hin soll. Er hat ‚ja‘ gemault und dann was von einem neuen Schuppen gefaselt. Brauchen wir aber gar nicht. Elias hat in der Diele wohl genug mitgekommen und sich seinen Reim darauf gemacht. Begeistert sah der jedenfalls nicht aus. Das kann ich dir sagen." "Dass du auch immer gleich so forsch sein musst. Tom tut mir manchmal wirklich leid." "Hm", Emma klang nachdenklich. "Ja, du hast ja recht. Ich habe mir auch schon überlegt, dass ich heute Abend mal Gutwetter machen muss. Erst wollte ich was Leckeres kochen." "Duuuu?", schoss es aus Sophia hervor. Sie musste sich das Lachen verkneifen. Denn was auch immer Emma war, eine gute Köchin war sie nicht. "Ja, ja, spotte du nur. Ich habe da ein Rezept gesehen und das klingt ... hmmmm ... so lecker!" "Was denn?" Sophias Neugierde war geweckt. "Ach, einfach herrlich. Kaninchen mit Rosenkohl, Kartoffelgratin und danach ein Soufflé. Und vorher war auch noch irgendwas." "Emma! Wie willst du das denn hin kriegen?" "Also hör mal!", entrüstete sich die Stimme im Hörer. "Mal ehrlich, um ein Kaninchen richtig gut zuzubereiten, braucht‘s schon mal Erfahrung und Zeit und ein Soufflé ... Emma, das fällt ja schon zusammen, wenn man es böse ankuckt." "Dann bin ich verloren!" Es folgte eine kurze Pause. "Sophia! Du musst mir bitte, bitte, bitte helfen. Du hast doch sicher was Tolles auf dem Herd." Sophia beschlich der Gedanke, dass es von vornherein die Absicht ihrer Freundin war, bei ihr etwas zu ergattern, womit sie ihren Mann wieder friedlich stimmen konnte. "Dann komm vorbei. Ich schau mal im Tiefkühler, was ich dir mitgeben kann." Sophia mochte Emmas Mann sehr gerne und Tom hatte es, wenn Emma in so einer Stimmung war, mehr als verdient, mit etwas Leckerem überrascht und besänftigt zu werden. Dass auch andere Gelüste gestillt werden würden, dessen war Sophia sich sicher. Dafür würde Emma schon sorgen. Sophia erinnerte sich noch sehr gut an die Zeit, als Tom um Emma geworben hatte. Emma hatte herausbekommen, dass Toms Vater seinem Sohn geraten hatte, sich eine möglichst nicht so kluge Frau zu nehmen. Und da Emma bis über beide Ohren in Tom verliebt gewesen ist, hatte sie ihm das Dummchen vorgespielt. Sie ist dabei so naiv, keck und frech gewesen, dass sie ihn sich in Rekordzeit um den Finger gewickelt hatte. Jahre später hatte sie Sophia lachend erzählt, dass Tom ihr gebeichtet hatte, welchen Rat er von seinem Vater in Bezug auf Frauen bekommen hatte. Tom hatte ihr aber versichert, dass er sehr froh sei, eine so kluge Frau zu haben. Aber auch nach dem Geständnis funktionierte es, wenn Emma ihrem Tom die naive und schwache Frau vorspielt. Wie auf Knopfdruck kehrt er daraufhin den starken Beschützer heraus. Sophia amüsierte es immer wieder. 10 Minuten nachdem Sophia den Hörer auf die Gabel gelegt hatte, stand Emma vor Sophias Tür.

Emma legte den Finger auf den Klingelknopf und beglückwünschte sich schmunzelnd zu ihrem Schachzug, mit dem sie im Handumdrehen gleich ein fantastisches Abendessen in Händen halten würde. Und mit ein wenig Geschick würde am Ende des Tages alles vergessen und vergeben sein.

Frank öffnete die Tür.

"Ach, du ...", stöhnte Emma zur Begrüßung.

"Wen hast du erwartet? Die Königin von England?", machte Frank sich über Sophias Freundin lustig.

"Warum bist du eigentlich zu Hause? Ich dachte Vertreter müssten fleißig von Tür zu Tür", spottete Emma, als sie an Frank vorbei in Richtung Küche ging.

"Dachte mir schon, dass jemand wie du so was denkt", antwortete Frank, als er die Tür schloss. Er versperrte Emma den Weg in die Küche, als er ins Wohnzimmer ging. In der Wohnzimmertür stehend entschloss er sich zu noch einer Spitze: "Lass uns noch etwas übrig, wenn du schon unsere Vorräte plünderst." Er schloss die Tür und ließ ihr damit nicht die Chance einer Erwiderung. Frank lächelte, als er die Tür ins Schloss drückte. Als Emma die Küche betrat, verriet ihre Mine bereits, dass Frank sie mal wieder in Rage gebracht hatte. "Oh, dein Mann ist so ein Ekel." "Emma", kam es in besänftigendem Ton von Sophia, "lass dich doch nicht immer von ihm anstacheln." Sophia nahm ihre Freundin zur Begrüßung in den Arm. "Was macht dein Göttergatte eigentlich hier?", fragte Emma, während sie mit ihrem Daumen über die Schulter in Richtung Wohnzimmer deutete. "Offensichtlich hat er heute keine Termine. Du weißt doch, dass ich aufgegeben habe, seine Termine zu durchschauen." Sophia drehte sich zum Tisch und zeigte auf ein paar Plastikschalen. "Oh, Sophia!" Emma sah die vorbereiten Speisen mit leuchtenden Augen an. "Also, das hier ist die Vorspeise. Es ist eine Kürbis-Karotten Suppe. Die brauchst du nur noch warm zu machen. Zur Dekoration habe ich dir ein paar Kürbiskerne dazugelegt." Sie hob einen Gefrierbeutel hoch, in dem die grünen Kerne zu sehen waren. "Dann hast du hier ein Rindergeschnetzeltes. Brauchst du auch nur noch warm zu machen. Und wage es nicht nachzuwürzen!" Sophia erhob drohend den Zeigefinger. Emma war eine wahre Meisterin im Nachwürzen. Dabei zählte eher ihr Augenmaß denn der Geschmack. Womit sie in der Vergangenheit diverse Gerichten vom kulinarischen Hochgenuss zu Abfall verwandelt hatte. "Ich?" Emma klang entrüstet, aber Sophia wusste, dass es gespielt war. "Ich würde es nie wagen, eines deiner Gerichte nachzuwürzen." "Dann ist es ja gut." Sophia sah ihre Freundin oberlehrerinnenhaft an. "Dazu machst du am besten Kartoffeln und Rosenkohl", setzte Sophia ihre Aufzählung fort. "Denk daran, den Strunk kreuzweise einzuritzen." "Ja, ja, wenn man dich hört, könnte man meinen, dass ich eine völlige Niete in der Küche bin." Sophia schwieg dazu und legte Kartoffeln und Rosenkohl in die Tasche zu den andern Lebensmitteln. "Wie kommst du darauf, dass ich keine Kartoffeln und keinen Rosenkohl im Haus habe?" Emma stand neben Sophia und stemmte beide Hände in die Hüfte. "Hast du?" Sophia klang ehrlich erstaunt. "Nein", kam es kleinlaut von Emma. "Aber es hätte so sein können." Emma ließ die Arme wieder hängen. "Gut. Dann lege ich dir noch ein paar Stücke von meinem Apfelkuchen dazu. Mach die am besten kurz vorm Servieren noch mal warm, dann schmeckt der am besten." "Sophia, du rettest meine Ehe", kam es von Emma, während sie ihre Freundin in die Arme schloss. "Ich weiß, ich weiß. Und jetzt mach, dass du nach Hause kommst, damit mir dein armer Mann nicht verhungert. Und pass auf, dass dir Frank nicht noch in die Quere kommt." Sophia scheuchte ihre Freundin aus der Küche. Nachdem Emma das Haus verlassen hatte, kam Frank in die Küche. "Na, was hat sie diesmal ergaunert?" "Nichts Aufregendes." Sophia wusste, dass Frank es nicht guthieß, dass sie ihrer Freundin hin und wieder mit einigen Leckereien unter die Arme griff. Aber sie tat es nicht ganz umsonst. Tom, Emma und deren Sohn Elias standen ihr immer helfend zu Seite, wenn es nötig war. Davon wusste Frank allerdings nichts. "Das du auch immer nachgibst." Franks Stimme klang vorwurfsvoll. "Ach, das bisschen Essen." Sophia drehte sich um. Sie wusste genau, dass er zu einer Moralpredigt ansetzten würde und je weniger Angriffsfläche sie ihm bot, desto besser. "Übrigens habe ich heute dem Metzger gesagt, dass wir nicht mehr bei ihm kaufen." Sophia schnellte herum. "Was?! Bist du verrückt?" Sie war schockiert. Frank hatte schon oft unsinnige Dinge getan, aber das war Schwachsinn. Frisches und vor allem gutes Fleisch gab es nur bei Jürgen, dem ortsansässigen Metzger. "Ich habe immer bei ihm eingekauft, sogar meine Mutter hat bei ihm und davor bei seinem Vater gekauft!" "Muss ich daran erinnern, wer hier das Geld nach Hause bringt?", seine Stimme klang herablassend. "Wenn du was brauchst, kannst du es genauso gut in einem Supermarkt kaufen, und zwar billiger." "Ja, ja billig ... Das ist alles, was dir dazu einfällt! Billig, billig, billig! Immer hast du nur das Geld im Kopf! Und was ist mit Qualität?" Sophia merkte, dass sie gerade an die Decke ging, griff nach einem Messer und zog das Gemüse, das auf dem Tisch lag, zu sich heran. Sie musste ihre Wut an etwas auslassen. Mit Frank zu streiten brachte nichts, das hatte sie in all den Ehejahren gelernt. Frank verließ den Raum. Durch die geschlossene Tür hörte sie seine Stimme. "Du kaufst nicht mehr bei dem fetten, gierigen Schwein!" Sophia schoss durch die Tür. "Gieriges, fettes Schwein? Frank! Ihr seid zusammen zur Schule gegangen. Wie kannst du so was sagen?" "Ach, was heißt das heute schon? Nur weil wir zusammen zur Schule gegangen sind, kann er uns ausnehmen wie eine Weihnachtsgans? Sophia! Es reicht! Ende der Diskussion!" Frank verließ das Haus und ließ die Tür krachend ins Schloss fallen. Vor Wut kochend ging Sophia in die Küche und schlug die Tür hinter sich so fest zu, dass das Geschirr in den Schränken bedrohlich schepperte. Als Emma am folgenden Tag ihre Freundin sah, fiel ihr sofort auf, dass etwas nicht stimmte. "Hallo Sophia! Wie siehst du denn aus?", begrüßte Emma ihre Freundin. "Ach, es ist nichts." Sophias Stimme klang matt und abgeschlagen. "Lass mich raten. Frank! Mal wieder Frank! Na, hab‘ ich recht?" Emma tat ihre Freundin leid. Sophia hatte sich wirklich den widerlichsten Mann ausgesucht, den man bekommen konnte. Aber Emma musste zugeben, dass Frank früher charmant, liebevoll und fürsorglich war. Aber seit ein paar Jahren hatte er sich zu einem echten Ekel gemausert. Richtig schlimm wurde es, kurz nachdem er den Job als Vertreter angenommen hatte. "Ich soll nicht mehr bei Jürgen einkaufen." "Was? Dein Mann spinnt", erwiderte Emma ab. "Ich dachte erst auch, dass es mal wieder nur eine neue Masche ist, aber wir haben gestern Nacht noch lange gestritten und es scheint ihm ernst zu sein." "Du hättest damals nicht das Haus deiner Eltern verkaufen und mit Frank diesen alten Kasten kaufen dürfen." "Ach, Emma, das ist doch jetzt alles zu spät." Sophia hatte das Gefühl, in einem Labyrinth ohne Ausweg zu stecken. "Sophia", Emma griff ihre Freundin an den Schultern, "sieh mir in die Augen. Sophia! Du musst den Mann loswerden. Endgültig! Verstanden?" "Ja, vielleicht." "Vielleicht? Nicht nur vielleicht. Komm wir trinken jetzt bei mir einen Kaffee und dann überlegen wir mal gemeinsam wie man deinem Mann beikommen kann."

Mord für Anfänger

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