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Wieder nach Arabien zurückgekehrt, pilgerte er erneut zu den heiligen Stätten Mekka und Medina, um sich dann nach Norden zu wenden. Durch Syrien und Anatolien gelangte er an das Schwarze Meer und ging nach einer stürmischen Überfahrt in der Krimstadt Kaffa, dem heutigen Feodosia, an Land. Hier, in dieser griechischen Siedlung, die seit 1262 den Genuesen gehörte, hatte Ibn Battuta eine seiner wenigen Begegnungen mit dem Christentum. In der kurz zuvor zum Bischofssitz erhobenen Stadt störte ihn das dauernde Geläute der vielen Kirchenglocken, sodass er, spürbar erleichtert, die Christenstadt verlassen zu können, unter Glaubensbrüdern auf einem tatarischen Wägelchen die Siedlung Sarai im Kiptschak ansteuerte. Diese Niederlassung der Tataren an der Wolga erlebte zu jener Zeit als Handelsplatz zwischen Innerasien und dem Westen eine große Blüte. Der dortige Tatarenkhan Mohammed Uzbek empfing ihn mit hohen Ehren und erlaubte ihm sogar einen Blick in den Serail, was eine besondere Auszeichnung bedeutete. Der Khan war hocherfreut, als sich Ibn Battuta erbot, seine Weiterreise nach Bolgar im Tatarenland aufzuschieben und sich als Begleiter einer der Gattinnen des Khans, der byzantinischen Kaisertochter Bailun, zur Verfügung stellte, die mit einem großen Aufwand an Reitern, Sklavinnen und Pagen ihrem Vater in der Metropole am Bosporus einen Besuch abstatten wollte.

Nach einer Audienz beim Kaiser und einem sechsunddreißigtägigen Aufenthalt in Byzanz, wobei er auf einem Ritt durch die Straßen der Stadt dem Volk vorgestellt wurde, verabschiedete ihn der Herrscher mit einem Ehrenkleid und einem Sonnenschirm als Geschenk.

Zwar in Wolfspelze eingehüllt, aber doch jämmerlich frierend, kam der in der heißen Sonne Nordafrikas aufgewachsene Ibn Battuta mitten im Winter wieder in der Residenz des Tatarenkhans Mohammed Uzbek an der Wolga an. Nach einem – im Gegensatz zu anderen Besuchen – ungewöhnlich kurzen, nur drei Tage dauernden Aufenthalt in Bolgar, wo er wahrscheinlich mit seinen Geschäften – Ibn Battuta trieb wie viele seiner Vorgänger auf den Reisen auch Handel – nicht zufrieden war, nahm er seinen Weg ostwärts der Kaspischen See durch die Wüsten Innerasiens in das Reich von Chiwa, das auch das Chorasmische genannt wird, und nach Transoxanien. In Buchara, einer der kulturgeschichtlich interessantesten Städte der islamischen Welt, machte er dem Dschingiskhaniden Ala ed-Din Tarmaschirin seine Aufwartung.

Viele Wege führten ihn kreuz und quer durch Chorasan und Afghanistan, bis er endlich am 1. Moharrem 734 n. H., am 12. September 1333, die Grenze Indiens überschritt. Seit Jahrtausenden, und dann besonders vom Feldzug Alexanders des Großen an, war der Subkontinent Indien ein begehrtes Land für viele Völker und Herrscher, ebenso für Kaufleute, die sich besonders für die begehrten Gewürze, aber auch für Edelmetalle interessierten. Mit den Kriegszügen Mahmuds von Gazna hatte der Islam in Indien Fuß gefasst, ohne sich jedoch in dem Umfang ausbreiten zu können, wie es ihm anderswo möglich war. Der damals schon vorhandene Gegensatz zwischen den Muslimen und den altgläubigen Indern, den auch Ibn Battuta am eigenen Leib zu spüren bekam, setzte sich unvermindert bis heute fort.

Es hatte den Anschein, als wollte sich Ibn Battuta in Indien auf die Dauer niederlassen; denn über acht Jahre lang hielt er sich in Delhi auf. Hier brachte er es zu großem Ansehen, sodass ihn schließlich der dortige Sultan bat, als dessen Gesandter nach China zu reisen. Schon an die vierzig Jahre alt, startete Ibn Battuta in sein größtes Abenteuer, das ihm unter den abendländischen Kennern seiner Schilderungen den Namen »Marco Polo der Araber« eingebracht hat. Diese an vielen unglücklichen Zwischenfällen, aber auch angenehmen Ereignissen reiche Reise wird Hauptinhalt seiner nachfolgenden Schilderungen sein.

Im April 1347, also 14 Jahre nachdem er Indien betreten hatte, kam er zurück. Von Zafar an der Nordküste Arabiens durchquerte er Persien, Mesopotamien, Syrien und Palästina, wo er die furchtbare Pest erlebte, und ging von Ägypten aus zum vierten Mal als Pilger nach Mekka. Nach einem Abstecher in Sardinien gelangte er über Nordafrika Anfang 1349 nach Fez in Marokko, nachdem er über 24 Jahre unterwegs gewesen war. Hier diktierte er dem Dichter Mohammed Ibn Djuzayy seine Erlebnisse unter dem Titel »Reisen in Asien und Afrika«.

Der durch zweieinhalb Jahrzehnte strapazierte Geist Ibn Battutas kam jedoch noch nicht zur Ruhe. Als strengen Muslim trieb es ihn nach Spanien, wo er am Kampf gegen die »Ungläubigen«, nämlich die Christen der Reconquista, teilnehmen wollte. Er hatte aber nur einen Strauß mit christlichen Wegelagerern zu bestehen, die man modern vielleicht mit Partisanen vergleichen könnte. Im Übrigen hielt er sich hauptsächlich im islamischen Königreich Granada, der letzten arabischen Bastion auf der Iberischen Halbinsel, auf.

Den Schlussstrich unter sein Wanderleben zog Ibn Battuta, als er am 18. Januar 1352 seine letzte bedeutende Fahrt antrat. Sie führte ihn auf den Karawanenwegen, deren Mühsale dem Fünfzigjährigen sehr zu schaffen machten, durch die Sahara an den oberen Niger und in die geheimnisvolle Stadt Timbuktu, die ihn jedoch sehr beeindruckte. Agades, Gao und das Königreich Mali der Mandingoneger waren weitere Stationen dieser Reise, die es an Eindrücken jedoch nicht mit seinen asiatischen Erlebnissen aufnehmen konnte. Hinzu kam, dass man es hier an Ehrerbietung ihm gegenüber fehlen ließ. Ungeziefer und Hitze machten ihn beinahe mürbe, und an den Mahlzeiten fehlten jene feinschmeckerischen Raffinessen, die nun einmal zum Lebensstil eines Orientalen gehörten. In Agades erreichte ihn das Schreiben des Sultans von Marokko, was für die hervorragende Nachrichtenverbindung jener Zeit spricht, und das ihn zur Rückkehr bewog. Glücklicherweise zog er im Monat Ramadan durch das Hoggargebiet, wo er in dieser einzigen ruhigen Zeit des Jahres von muslimischen Wüstenräubern verschont blieb, die dieses Fest ebenfalls respektierten. Zwei Jahre nach dem Aufbruch zu dieser letzten Reise traf er schließlich Ende Dezember 1353 wieder in Marokko ein.

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