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Sklaven-Markt.
ОглавлениеIch betrat ihn mit Herzklopfen, und bedauerte schon im voraus diese armen Geschöpfe. Wie erfreut war ich daher, sie nicht halb so traurig und verwahrlost zu finden, wie wir Europäer uns gewöhnlich vorstellen. Überall sah ich freundlich lächelnde Gesichter, aus deren Grimassen und Bewegungen man deutlich schließen konnte, daß sie über jeden Fremden ihre Glossen und Bemerkungen machten.
In einem großen Hofe laufen ringsherum kleine Kammern, in welchen die Sklaven wohnen. Bei Tage können sie im Hofe herumspazieren, sich gegenseitig besuchen und schwätzen nach Belieben.
Auf so einem Markte sieht man natürlich alle Farben-Abstufungen, von Lichtbraun bis ins Rabenschwarze. Die Weißen und ausgezeichnet schönen Schwarzen sind nicht dem Auge jedes Fremden preisgegeben. Sie werden besonders in den Wohnungen der Seelenverkäufer verwahrt. Die Bekleidung dieser Leute ist höchst einfach. Entweder haben sie nur ein großes Tuch, in welches sie sich einhüllen, oder sonst ein Stück von einer einfachen Kleidung, das den Körper nothdürftig bedeckt, und selbst dieses müssen sie ablegen, wenn ein Käufer erscheint. So lange sie in den Händen der Mäckler sind, werden sie freilich nicht am besten gehalten, sie sehen daher auch mit wahrer Freude dem Augenblicke entgegen, wo ihnen das Loos einen Herrn bestimmt. Dann ist ihr Schicksal gewöhnlich erträglich. Sie nehmen immer die Religion ihrer Herrschaft an, werden mit Arbeit nicht überhäuft, sind gut gekleidet und genährt, und werden nicht mißhandelt. — Auch Europäer kaufen Sklaven, dürfen sie aber nicht als solche betrachten und behandeln; von dem Augenblicke, als ein Sklave von einem Franken gekauft ist, erhält er seine Freyheit. Sie bleiben aber gewöhnlich bei ihrem Kaufherrn.
Das alte Serail ist natürlich für uns Europäer ein höchst anziehender Punkt. Mit der gespanntesten Neugierde begab ich mich dahin, um — abermal wieder viel weniger zu sehen und zu finden, als ich gehofft hatte. Das Ganze zwar ist ungemein großartig; manche kleine Stadt wird nicht so viel Raum einnehmen, wie dieser Ort: eine Menge von Häusern und Gebäuden, Kiosk's und Sommersitzen, Erstere umgeben von Platanen und Cypressen, Letztere in Gärten und Bosketten halb verborgen, — aber alles ohne Symmetrie und Geschmack. Ich sah etwas vom Garten, betrat den ersten und zweiten Hof und blickte sogar in den dritten. In den beiden letzteren Höfen zeichnen sich die Gebäude besonders durch viele Kuppeln aus. Ich sah einige Zimmer und Säle, welche mit lauter europäischen Erzeugnissen, mit Möbeln, Uhren, Spielkästen, Vasen u.s.w. überladen waren. Meine Erwartung war bald enttäuscht! —
Der Ort, wo einst die Köpfe der in Ungnade gefallenen Pascha's aufgesteckt wurden, befindet sich im dritten Hofe, aber, Gott sei Dank, abgehauene Köpfe sieht man nicht mehr an den Pfählen stecken.
In den kaiserlichen Harem war ich nicht so glücklich zu kommen, ich hatte zu wenig Verbindungen. Doch gelang es mir in der Folge meiner Reise, einige Harems besuchen zu können.