Читать книгу Die heimliche Geliebte - Ilka Sokolowski - Страница 12
Оглавление|71|Wiedensahl, den 20 ten Mai 1853
Wilhelm ist aus Antwerpen zurück und wie schwer gezeichnet. Er war fürwahr ernstlich erkrankt. Hätten seine holländischen Wirtsleute ihn nicht so aufopfernd gepflegt, wer weiß, wie es dann um ihn stünde – ohne Geld, krank und fern der Heimath. Mit einer roten Jacke und drei Orangen als Geschenk brachten sie ihn auf den Weg nach Haus, nachdem er leidlich wieder genesen. Doch es sind wohl auch andere Schläge, an denen er trägt, solche, die das Herz und den Geist schwächen. Die großen Meister wollte er studieren, als er nach Antwerpen gieng, angestachelt von dem Wunsche, es ihnen gleich zu tun. Doch statt sich zu ihnen emporzuschwingen, fiel er unsanft nieder. Er zweifelte an seiner Kunst. Was kümmern mich Rubens oder dieser Brouwer, dessen Name ich zuvor noch nie gehört hatte? Gleichfalls Tenius, oder der Hals, Frans mit Taufnamen, was können sie, daß er nicht kann? Oder es nicht zu können glaubt? Sie sind mir gleich.
Ich für mein Theil vertraue auf ihn. Er wird es schaffen.
Wie lange er wohl bleibt? Ich wollte ihm einen Besuch abstatten, jedoch er war nicht da. Noch habe ich nicht herausbekommen, wo er sich herumtreibt, wenn er nicht zu Hause ist. Wenn er mich nun nicht sehen will?
Trotz der traurigen Umstände bin ich froh, ihn wieder in meiner Nähe zu wissen. So in der Ferne und den Verlockungen der fremden Stadt ausgesetzt … Man weiß, wie Männer sind. Ich muß ein Auge auf ihn haben.