Читать книгу Die heimliche Geliebte - Ilka Sokolowski - Страница 6

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|11|Wiedensahl, im Sommer 1841

Sie denken, ich wüßte nichts. Sie denken, sie könnten sich hinter meinem Rücken einfach so davonschleichen. Glauben mir keine Erklärung schuldig zu sein. Fragen mich nicht, ob mir recht ist, was geschieht. Haben sie Wilhelm gefragt?

Ein grausamer Tag. Wilhelm ist fort. Weit vor Tagesanbruch brachen sie mit dem alten Leiterwagen auf. Der Wald stand noch dunkel, voller Nachtgeheimnisse, und sie fuhren mitten hinein. Die Großmutter war dabei und die Krämerin Busch, und seine Brüder Gustav, Adolf und der kleine Otto, alle ganz vergnüglich und munter, daß mir in meinem Heckenversteck schier das Herz zerspringen wollte. Und wie lange es dauerte, bis endlich die ersten verfrühten Vogelstimmen den Tag ankündigten. Doch anstatt mich zu trösten, wollte mir scheinen, sie sängen ein Spottlied.– Wie können sie das tun? Ihn einfach fortbringen? Von Heinrich, dem Knecht, weiß ich, wohin die Reise gehen wird. Nach Ebergötzen, sagte er wichtig, zum Onkel. Ebergötzen, wo ist das? habe ich gefragt.– Weit von hier. Drei Tagesreisen! Unterricht soll er dort bekommen, vom Pastor persönlich, dem klugen Onkel Kleine. Nein, für den Kramerssohn ist unsere Dorfschule hier nicht mehr gut genug, er soll etwas Beßres werden.– Oh, natürlich soll er das, doch was wird nun mit mir? Ich werde ihn nicht mehr sehen, ihn nicht hören, kann nicht mehr mit ihm sprechen – ganz fremd wird er mir werden! Ich muß ihm schreiben, gleich heute noch. Unser Bund muß halten!

Die heimliche Geliebte

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