Читать книгу 40 Tage durch die Wüste - Homeschooling in Zeiten von Corona - Ilka Wasserzier - Страница 7
ОглавлениеTag 2
Liebes Corona-Tagebuch,
gestern kam das erste Arbeitspaket aus der Schule. Das wurde bereits letzte Woche mit einer Test-EMail von den Lehrern angekündigt. Ich stelle fest: Datenschutz ist Auslegungssache. Statt die E-Mails in BCC zu schicken, liegen die E-Mail-Adressen aller Eltern der Schüler unserer Schule offen vor mir. Damit bekomme ich einen ziemlich privaten Einblick in die Familien der Mitschüler. Kosenamen, Geburtstage, sexuelle Vorlieben – was einige Menschen in Emailadressen preisgeben, ist erstaunlich.
Nach einer kurzer Überlegung, wer sich wohl hinter „Madame_Lollipopp69@…“ verbirgt, widme ich mich lieber dem Anhang der E-Mail. Manche Dinge will man ja auch gar nicht wissen, wenn man den Menschen danach noch mal in die Augen schauen will, ohne rot zu werden.
Das Arbeitspaket soll bis nächste Woche bearbeitet werden. Wer und wie und ob das nachher überhaupt jemand korrigiert steht in den Sternen. Klar ist: Es geht um Frühblüher und Vögel. So weit so gut. Leider bringt mich gleich das erste Arbeitsblatt in Schwierigkeiten.
Auf dem offenbar kopierten Blatt befinden sich mehrere Blumenarten, die sich in hellen und vor allem sehr dunklen Grauschattierungen kaum vom Untergrund abheben. „Was ist eine Hyazinthe?“, fragt das Kind. Völlig zu Recht, wie ich finde. Wenn ich das mal wüsste … Per Ausschlussverfahren kann ich schließlich die Hyazinthe identifizieren, bin allerdings aufgrund der schlechten Bildqualität am Ende unsicher, ob es nicht vielleicht doch der Krokus ist.
Fazit nach Homeschooling-Tag Nr. 2:
Scheiß auf Frühblüher-Arbeitsblätter. Mein Kind
kann jetzt „Corona ist doof“ schreiben.