Читать книгу 40 Tage durch die Wüste - Homeschooling in Zeiten von Corona - Ilka Wasserzier - Страница 8
ОглавлениеTag 3
Liebes Corona-Tagebuch,
bereits an Tag 3 brechen wir mit unserem Rhythmus. Ich muss dringend arbeiten und den Offtext für eine Kochsendung schreiben. Der Mann hat eine ganztägige Telefonkonferenz mit und nach Weißgottwohin und deswegen irgendwo im Haus ganz fest die Tür hinter sich zugemacht. Mit seiner Rückkehr ist frühestens um 17 Uhr zu rechnen. Da das mit meiner Abgabe zusammenfällt, sitze ich mit Laptop und Kopfhörern am Küchentresen, während das Kind eigenständig fehlende Vokale auf einem Arbeitsblatt eintragen soll.
Nach der drölfzigsten Nachfrage bin ich immer noch beim Texten des Openers und muss einsehen: So geht es nicht weiter. Pädagogisch völlig unwertvoll und mit mehreren Ankündigungen, das sei jetzt die absolute Ausnahme, geht um 11 Uhr am Morgen der Fernseher an. Doch das unterschwellige „Alarm, es kommt ein Notruf an, Feuerwehrmann Sam ist unser Mann …“ sorgt für fehlende Konzentration meinerseits. Außerdem ist die Neugier des Kindes geweckt, schließlich schaue ich ja auch Fernsehen und werde dafür auch noch bezahlt.
Nur wenige Minuten später hat er sich häuslich neben mir niedergelassen, meine Kopfhörer ausgestöpselt und lässt sich von meinem Lieblingsfernsehkoch in die Geheimnisse eines guten Risottos einweihen. Dass ich immer wieder hin und her springe, um die freien Textstrecken mit sinnvollem Inhalt zu füllen, nervt ihn zwar, nach einiger Zeit hilft er aber sogar beim Texten, in der Hoffnung, dass es dann schneller geht. Das klappt zwar nur bedingt, am Ende kann ich aber meine Abgabe einhalten. Zudem weiß das Kind jetzt, was Sous-Vide-Garen ist und kennt den Unterschied zwischen Blanchieren und Dämpfen. Meine spätere Schwiegertochter wird es mir bestimmt danken.
Fazit nach Homeschooling-Tag Nr. 3:
Texten für Reportage und Doku-Soap in den Lehrplan aufgenommen und entschieden: Wenn dieser ganze Wahnsinn vorbei ist, stelle ich das Kind als 450 Euro-Kraft ein.