Читать книгу Hitzefest - Ilse König - Страница 10
ОглавлениеVON ANDEREN LÄNDERN LERNEN
Unsere HITZEPERIODEN fallen im Vergleich zu den wärmsten Regionen der Welt immer noch recht harmlos aus.
Dort müssen die Menschen seit Jahrhunderten mit großer Hitze leben und haben Strategien entwickelt, wie sie diese am besten handhaben. Und zwar außerhalb der künstlichen Welt klimatisierter Räume.
Von ihnen lässt sich viel darüber lernen, wie wir uns bei hohen Temperaturen kühlen, schützen und erfrischen können. Blicken wir also zum Beispiel in die Wüsten Afrikas und der arabischen Halbinsel, zu den Hitzepolen Mexikos, nach Südamerika, in die feuchtschwülen Länder Asiens oder einfach nur in die von uns weniger weit entfernten Länder des südlichen Europa. Und schauen wir uns manches für unseren Hitzealltag ab.
KLEIDUNG
LANG, LOCKER, LUFTIG
Die Devise lautet: lieber mehr statt weniger anziehen. Lange baumwollene Gewänder in der Wüste, Saris und lose, langärmelige Hemden in Indien, seidene Zweiteiler in der feuchten asiatischen Hitze. Ob weiß, bunt oder schwarz, spielt hitzetechnisch keine entscheidende Rolle. Hauptsache, gut eingehüllt, zugleich mit kühlendem Luftzug im flatternden Gewand. Vor der Sonne ungeschützte Haut an Gesicht und Händen reiben Wüsten-Frauen mit Aloe Vera ein.
SOMBRERO
& CO
Ein Hut auf dem Kopf, ein geschlungenes Tuch oder der in asiatischen Ländern beliebte Sonnenschirm gehören bei Hitze zum Alltag. Material und Form sind an die jeweiligen klimatischen Verhältnisse eines Landes angepasst wie auf die dort griffbereiten Materialien. Nicht nur der riesige klischeehafte Strohhut wird im Spanischen übrigens als Sombrero bezeichnet: Jeder Hut ist ein Sombrero – abgeleitet von sombra, der Schatten.
HEISSES UND KALTES
GEGEN DEN DURST
Ein kleines Glas warmer Tee, an dem stetig genippt wird, gehört zum Alltag heißer Länder. Er kühlt, indem er die Schweißproduktion ankurbelt und damit Verdunstungskälte auf der Haut entstehen lässt. In Brasilien treibt man es auf die Spitze, mit kochend heißen Getränken und mit Suppen aus dem Dschungelkraut Jambú, die einen extremen Schweißausbruch hervorrufen. Die Pflanze ist angeblich eine Geheimwaffe gegen Hitze.
In Asien setzt man hingegen auf erfrischenden Kaltwassertee, das ist kalt aufgegossener Grüntee. Auf dem Balkan trinkt man Ayran, ein Erfrischungsgetränk aus Joghurt, Wasser und Salz, in Indien das Joghurtgetränk Lassi.
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LEICHT UND
WENIG ESSEN
Beduinen holen sich mit mehreren Litern verdünnter Milch, meist vom Kamel oder der Ziege, einen Schwung Energie. Tagsüber essen sie wenig: Getreidebrei mit Butter und Salz, ein paar Datteln. Wenn die Verdauung nicht belastet wird, produziert der Körper weniger Wärme. In Sachen hitzeverträgliches Essen lohnt es sich überhaupt, südlichen Ländern auf den Teller zu schauen. Wir finden darauf reichlich Obst und Gemüse, kühlende Süppchen, Kompotte, Salatvariationen, Reis, leichte Eintöpfe und in Küstengegenden Fischgerichte.
Ganzheitliche Traditionen wie der indische Ayurveda oder die Traditionelle Chinesische Medizin beschäftigen sich seit jeher mit den Möglichkeiten, die Körpertemperatur auch mit den entsprechenden Lebensmitteln und Zubereitungsmethoden zu beeinflussen.
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RÜCKZUG
INS DUNKEL DER HÄUSER
Häuser und Wohnungen werden in heißen Ländern von vornherein dem Klima angepasst. Man baut mit Materialien, die Hitze abhalten, beispielsweise Lehm oder Naturstein. Typisch sind eher kleine Fensteröffnungen und ausgeklügelte Lüftungssysteme. Im Inneren ist es dunkel, dorthin ziehen sich die Menschen in den heißesten Tagesstunden zurück. In Spanien wird zwischen 14 und 17 Uhr Siesta gehalten, alles Wichtige wird am Morgen oder am Abend erledigt.
KÜHLE LUFT
UND NASSKÜHLUNG
Die eleganteste Klimaanlage seit jeher ist der Handfächer. Er verschafft uns nicht nur eine kühlende Brise, sondern ist zugleich modisches Accessoire. Gefächert wird von Tokio bis Madrid, von Ghana bis Bali und darüber hinaus. In Japan setzt man neben Fächern auf kühlende, feuchte Tücher und Kühlkissen für den Nacken.
In Indien wird als günstigere Alternative zur Klimaanlage Wasser durch Matten aus Süßgras gepumpt. Im Irak stellen Händler Duschen auf den Bürgersteigen auf, unter denen man sich den Kopf abduschen kann. Handtücher liegen bereit.
GEMÄCHLICHES
TEMPO
Und wo immer man hinblickt, läuft das Leben in der Hitze langsamer. Die Menschen gehen den Tag ruhiger an, kämpfen nicht gegen die Hitze, sondern leben in Eintracht mit ihr. Das bedeutet auch, dass manches eben länger dauert, mañana nicht morgen, sondern irgendwann ist, vielleicht nie.